Arzneimitteltherapie bei KIndern

Bei der Dosierung braucht es klare Ansagen

Berlin - 23.03.2016, 08:15 Uhr

Bei Kinderarzneimitteln gibt es oft viel Spielraum in der Angabe der Dosis. (Foto: athomass / Fotolia)

Bei Kinderarzneimitteln gibt es oft viel Spielraum in der Angabe der Dosis. (Foto: athomass / Fotolia)


Bei Kinderarzneimitteln findet man oft eine große Spannbreite zwischen der höchsten und der niedrigsten möglichen Dosis. Ärzte machen nicht immer klare Angaben, wieviel im konkreten Fall eingenommen werden soll. Was rät man Eltern in solchen Fällen in der Apotheke?  

Immer wieder kommt es vor, dass Ärzte bei der Verordnung keine konkrete Dosis angeben, sondern die Patienten mit der Anweisung „Dosierung laut Packungsbeilage“ nach Hause schicken. Bei Kindern richtet sich die zu verabreichende Menge in der Regel nach dem Gewicht. Doch die Spanne zwischen der höchsten und der niedrigsten zugelassenen  Dosierung für ein und dasselbe Körpergewicht ist groß.

In seinem Vortrag im Rahmen des Pädiatrie-Symposiums auf der INTERPHARM „Orale Antibiotika bei Kindern“, hat Apotheker Dr. Christian Ude hierfür auch ein Beispiel aus der Praxis. So beträgt für das Antibiotikum Cefaclor die empfohlene Tagesdosis 30 bis 100 mg/kg Körpergewicht. Für ein dreijähriges Kind, das 12,5 Kilogramm schwer ist, ergibt das eine Einzeldosis zwischen 125 und 417 mg sowie ein Tagesdosis zwischen 375 und 1250 mg Das entspricht dreimal täglich einem Messlöffel in der niedrigsten und dreimal täglich 3 1/3 Messlöffel in der höchsten Dosierung. 

Im Zweifel eine mittlere Dosis

Ein bis 3 1/3 Messlöffel, dreimal täglich  - das ist eine Information, mit der Eltern nichts anfangen können, erklärt Ude. Sie damit nicht allein zu lassen, ist in seinen Augen keine Option. Bei der Dosierung braucht es klare Ansagen.

Was rät man also in der Apotheke, wenn der Arzt keine konkrete Dosis verordnet hat? Die sicherste Option ist natürlich die Rücksprache mit dem verordnenden Arzt. Dies ist jedoch nicht immer möglich. Kennt man die genaue Diagnose, lässt sich daraus manchmal auf die Dosierung schließen. Geht auch dies nicht, fährt man Udes Erfahrung nach gut damit, eine mittlere Dosis zu empfehlen. Die Rücksprache mit  Ärzten in der  Umgebung seiner Apotheke habe ihm dieses Vorgehen bestätigt.

Pädiatrie-Symposium auf der INTERPHARM

Im Rahmen der Interpharm fand dieses Jahr erstmalig das Pädiatrie Symposium statt. Durchgeführt wurde es vom consilium Offizin, dem produktneutralen Fortbildungsangebot des Kinderarzneimittelherstellers Pädia GmbH.

Der wissenschaftliche Service bietet Unterstützung bei pädiatrischen Herausforderungen im Apothekenalltag. Renommierte Pädiater und erfahrene pharmazeutische Experten unterstützen das consilium Offizin mit ihrem Wissen – so kann das gemeinsame Verständnis und die Zusammenarbeit zwischen Arzt und Apotheke gefördert werden.

Mehr zum consilium Offizin lesen Sie hier.

Große interindividuelle Unterschiede

Die große Spannbreite der Dosisempfehlung bei Kinderarzneimitteln führt in der Praxis auch dazu, dass für denselben Wirkstoff für Kinder vergleichbaren Alters und Gewichts sehr unterschiedliche Dosierungen verordnet werden können. Davon dürfe man sich in der Apotheke nicht irritieren lassen, warnt Ude. Das sei Ausdruck der ärztlichen Therapiefreiheit. Auch hier hat er ein Beispiel: So lautet bei Salbubronch®-Tropfen (Wirkstoff Salbutamol) die Dosis-Empfehlung für Zwei- bis Sechsjährige zwei- viermal täglich 15 bis 30 Tropfen. Bei sehr empfindlichen Kindern verordnen Kinderärzte auch mal nur zehn Tropfen pro Gabe.

Es gilt allerdings zu beachten: Eine Einzeldosis von 1,0 bis 2,0 mg Salbutamol und eine Tagesdosis von 4,0 bis 8,0 mg soll nicht überschritten werden. Bei Dosierungen, die sich außerhalb des zugelassenen Bereiches bewegen, muss daher auf jeden Fall nachgefragt werden, erklärt Ude. Dann handelt es sich möglicherweise um eine Verordnungsfehler, der fatale Folgen haben kann.


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1 Kommentar

Danke für dieses Thema ........

von Gunnar Müller, Detmold am 24.03.2016 um 13:26 Uhr

Denn es ist ein Dauerbrenner - insbesondere im Notdienst.
Und es bindet unnötige Ressourcen. Bei Arzt und Apotheker.
Ursache: Eine unvollständige ärztliche Verschreibung.
Schnellste Abhilfe:
Unser BAK-Präsident setzt sich einmal mit Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ e.V.) zusammen.
Und er setzt sich einmal mit Rudolf Henke,1. Vorsitzender des Marburger Bundes zusammen.
Oder gleich mit Prof. Montgomery.
Wann, Herr Dr. Kiefer?

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