Datenpanne

Merck Österreich verliert sensible Daten von 2000 Patienten

Darmstadt - 25.04.2016, 16:50 Uhr

Sensiblen Patientendaten: Merck Österreich kam eine DVD mit persönlichen Informationen von Patienten abhanden. (Foto: jonnysek / Fotolia)

Sensiblen Patientendaten: Merck Österreich kam eine DVD mit persönlichen Informationen von Patienten abhanden. (Foto: jonnysek / Fotolia)


Bedenkliche Panne bei der österreichischen Tochter des Pharmakonzerns Merck: Dem Unternehmen kam eine DVD mit den Daten von etwa 2000 Patienten und 1000 Abonnenten einer medizinischen Fachzeitschrift abhanden. Damit stellt sich ein weiteres Mal die Frage, wie es um die Sicherheit sensibler Patientendaten im Gesundheitswesen steht.

Beim Wechsel des Callcenter-Anbieters ist bei der österreichischen Niederlassung des deutschen Pharmakonzerns Merck eine sensible DVD mit den Daten von zirka 2000 Patienten sowie 1000 Abonnenten der Fachzeitschrift „Living MS“ verloren gegangen. Eine Unternehmenssprecherin bestätigte gegenüber DAZ.online, dass auf dem Datenträger Vor- und Nachnamen der Patienten beziehungsweise Abonnenten, deren Telefonnummern, E-Mail-Adressen sowie eine interne Identifikationsnummer gespeichert gewesen seien.

Bei den Betroffenen handelt es sich um Patienten mit Multipler Sklerose beziehungsweise Wachstumsstörungen. Sie nehmen an einem Merck-Programm teil, mit dem die korrekte Anwendung einer Merck-Arznei beziehungsweise einer Injektion unterstützt werden soll. Mit dem Programm wird auch die Wartung des Injektionsgeräts und die Beschaffung neuer Nadeln verwaltet. Aus den abhanden gekommenen Daten lässt sich nach Angaben der Sprecherin die Art der jeweiligen Erkrankung herauslesen. Zusätzlich befinden sich auf der DVD die Daten von rund 1000 Beziehern der Fachzeitung „Living MS“, einem Multiple-Sklerose-Newsletter von Merck.

Fehlgeschlagene Übergabe 

Die Daten wurden beim Wechsel des Callcenter-Anbieters, über den Merck den Patientenkontakt organisiert, auf eine DVD gespeichert. Dabei hätten sich Mitarbeiter beziehungsweise Personen, die Umgang mit dem Datenträger hatten, nicht an Vorschriften gehalten. Weitere Details über den Verlust gibt Merck nicht bekannt, um keine Jagd auf die DVD auszulösen. Es gebe bislang keinen Hinweis, dass die Informationen in die Hände unbefugter Dritter gelangt seien, allerdings könne dies auch nicht endgültig ausgeschlossen werden. Das Wiener Unternehmen weist darauf hin, dass jede Verbreitung der Daten missbräuchlich sei, was mit allen juristischen Mitteln bekämpft werde. Die österreichische Datenschutzbehörde und die Betroffenen sind laut Merck über den Vorfall informiert worden.

„Wir entschuldigen uns in aller Form bei den betroffenen Patienten und bedauern diesen Vorfall sehr. Wir arbeiten mit Hochdruck an der Aufarbeitung und versprechen, alles zu tun, dass so etwas nicht wieder vorkommt“, sagt Matthias Wernicke, Geschäftsführer von Merck Österreich.

Verbesserungsvorschläge werden erarbeitet 

Mit Schulungen will das Unternehmen die Sensibilität für den Umgang mit Patientendaten nun erhöhen. Außerdem wurde ein externer Auditor ins Haus geholt, um Verbesserungsvorschläge für den Umgang mit Daten zu erarbeiten.

Auch im Apothekenbereich sind Datenschutz und der Umgang mi Patientendaten immer wieder ein Thema. So berichtete DAZ.online kürzlich über Datenschutzmängel bei Versandapotheken. Zuvor waren mehrere Online-Shops von Versandapotheken von Hackern angegriffen worden. Bei einer Untersuchung deckte die Stiftung Warentest jüngst einen laxen Umgang mit Patientendaten durch Hausärzte auf. Die Tester stießen bei der Hälfte der überprüften Praxen auf teilweise drastische Verstöße gegen den Datenschutz. 


Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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