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Der britische Verband der forschenden Pharmahersteller ABPI hat sich als entschiedener Gegner eines Austritts von Großbritannien aus der EU geoutet. In einem offenen Brief in der britischen Wochenzeitung „The Observer“ legt er dar, warum.
Das Referendum der Briten über den Verbleib in der Europäischen Union rückt immer näher. Zusammen mit der BioIndustry Association (BIA) hat der Verband der forschenden Pharmahersteller Großbritanniens ABPI in der Wochenzeitung „The Observer“ klar Position gegen einen möglichen Brexit bezogen. 93 Unterzeichner, darunter große pharmazeutische Unternehmen und prominente Wirtschaftsführer aus der gesamten Life Sciences-Branche stehen hinter ihm.
Schlecht fürs Geschäft
Der Life-Science-Sektor leiste einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit und zum Wohlstand Großbritanniens, heißt es dort. Die Pharma- und Healthcare-Branche beschäftige mehr als 222.000 Menschen und biete qualitativ hochwertige Arbeitsplätze. Der Sektor investiere 4 Milliarden Britische Pfund in Forschung und Entwicklung und ziehe zudem hohe Investitionen aus dem Ausland an. Der Verbleib in einer reformierten und wettbewerbsfähigeren EU biete Stabilität und Berechenbarkeit als Plattform für noch größeren Erfolg. Ein Austritt bringe dagegen zusätzliche Komplexität und Unsicherheiten mit sich. Das sei schlecht fürs Geschäft und auch für die Forschung, denn die Briten profitieren auf diesem Sektor stark von EU-Mitteln.
Überwältigende Unterstützung
„Die Unterstützung unserer Mitglieder für den Verbleib in der EU ist überwältigend.“ betont der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Mike Thompson. „Mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur haben die Pharmaunternehmen einen „One-Stop-Shop“ für die zentrale Zulassung neuer Medikamente und Behandlungen für ganz Europa. Wenn wir die EU verlassen, müsste die europaweite Zulassung neuer Arzneimittel über unsere britische Agentur und die EMA abgewickelt werden. Unsere Mitglieder haben uns bestätigt, dass die nationale Zulassung dann gegenüber der EU-weiten zurück stehen müsste, weil der Markt in Großbritannien kleiner ist. Die britischen Patienten erhalten deswegen schneller Zugriff auf neue Medikamente, wenn wir in der EU bleiben als wenn wir raus gehen.“
Was würde mit der EMA passieren?
Mit der EMA spricht Thompson einen besonders wunden Punkt an. Seit nunmehr über zwanzig Jahren ist die Agentur mit Sitz in London sozusagen das Aushängeschild der europäischen Arzneimittelregulierung, Dreh-und Angelpunkt im Netzwerk der EU-Zulassungsbehörden. Wer lässt sich ein solches Prestige-Objekt schon gerne wegnehmen, und dazu müsste es wohl unweigerlich kommen.
Mit über 600 Vollzeit-Mitarbeitern ist die EMA die größte EU-Einrichtung in UK. Erst vor nicht allzu langer Zeit war sie in London in ein neues Bürogebäude umgezogen, weil der Mietvertrag am Westferry Circus in Canary Wharf ausgelaufen war. Es wäre ein herber Schlag ins Kontor, wenn nun erneut der Möbelwagen anrücken und anderenorts rasch funktionsfähige Strukturen aufgebaut werden müssten, damit das System nicht ins Stocken gerät. Nach diversen Presseberichten hat das „Schaulaufen“ etwaiger Bewerber, die der EMA gerne ein Heim bieten würden, bereits begonnen, aber so weit ist es ja noch nicht.
Brexit für die Kommission “no go”
Was wirklich passieren würde, sollten die Briten für den Austritt votieren, steht in den Sternen. Laut Reuters soll EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker seine “Beamten” angewiesen haben, den Austritt weder zu diskutieren noch dessen etwaige Folgen zu untersuchen. Die Sprecherin der Kommission Mina Andreeva soll gesagt haben, die Kommission beantworte keine “hypothetischen Fragen”. Es gebe keinen anderen Plan als Großbritannien irgendwie in der Union zu halten.
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