Brexit

Britische Wissenschaftler sorgen sich um medizinische Forschung

London - 24.06.2016, 13:48 Uhr

Britische Wissenschaftler zeigen sich entsetzt über den Ausgang des Brexit-Referendums. „Mein Herz ist gebrochen – und ich sorge mich sehr um die Zukunft der britischen Forschung“, sagte etwa Anne Glover, frühere wissenschaftliche EU-Chefberaterin. (Foto: dpa)

Britische Wissenschaftler zeigen sich entsetzt über den Ausgang des Brexit-Referendums. „Mein Herz ist gebrochen – und ich sorge mich sehr um die Zukunft der britischen Forschung“, sagte etwa Anne Glover, frühere wissenschaftliche EU-Chefberaterin. (Foto: dpa)


Welche Zukunft hat die britische Wissenschaft, die bisher zentraler Bestandteil der europäischen Forschungsprogramme war? In ersten Reaktionen gegenüber dem britischen Science Media Center zeigen medizinische Forscher sich sehr besorgt über die sich abzeichnende Isolierung.

Nicht nur die Politik und Wirtschaft von der gestrigen Entscheidung der Briten erschüttert – auch viele Wissenschaftler zeigen sich entsetzt vom Brexit. „Für die medizinische Forschung ist dies ein äußerst enttäuschendes Ergebnis“, sagte Sir Robert Lechler, Präsident der Akademie medizinischer Wissenschaft dem britischen Science Media Center. In einer „Post-Brexit-Welt“ müsse das Vereinigte Königreich neue Wege finden, um die starken Kooperationen mit seinen europäischen Partnern zu erhalten. Mittelfristig könne der Ausstieg aus der europäischen Union die Zusammenarbeit erheblich einschränken, fürchten viele Wissenschaftler.

Auch bei gemeinsamen Forschungsprogrammen und deren Finanzierung wird es voraussichtlich zu Einschränkungen kommen. „Nachdem nun die Richtung auf EU-Ausstieg gesetzt wurde, ist es entscheidend, dass die Regierung klare Pläne zur Sicherung der Zukunft von Wissenschaft und Forschung in Großbritannien entwickelt“, sagte Lechler gegenüber dem britischen Science Media Center. „Die Akademie medizinischer Wissenschaften ist bereit, mit Ministern und Beamten angemessene und nachhaltige Pläne für die Zukunft der britischen Forschung in der Medizin zu erarbeiten“, erklärt er.

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Isolierung und gebrochenes Herz

Für die Biologin Anne Glover, die bis 2014 Wissenschaftliche Chefberaterin der EU-Kommission war, ist das Mehrheitsvotum eine bittere Enttäuschung. „Mein Herz ist gebrochen – und ich sorge mich sehr um die Zukunft der britischen Forschung, Ingenieurswissenschaft und Technologie“, sagte sie. Es sei schwer, Wege zu finden, wie Großbritannien ein voller Partner der EU-Forschungsabkommen bleiben könnte. „Ich fühle mich besonders schlimm, wenn ich an die 18 bis 24 Jahre alten Menschen denke, die für einen Verbleib gestimmt haben“, sagte Glover.

Als „schlechtes Ergebnis für die britische Forschung“ bezeichnete die Entscheidung auch Sir Paul Nurse, Direktor des Francis-Crick-Instituts in London und ehemaliger Präsident der Royal Society. „Wissenschaft wächst und gedeiht aufgrund der Durchlässigkeit von Ideen und Menschen, und blüht in Umgebungen auf, die Intelligenz versammeln, Hürden minimieren und für Austausch und Zusammenarbeit offen sind“, erklärte Nurse. „Britische Wissenschaftler werden zukünftig hart daran arbeiten müssen, um die Isolierung durch den Brexit zu begegnen – wenn unsere Wissenschaft weiterhin florieren soll.“


Hinnerk Feldwisch-Drentrup, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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