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Pharmazie
Im Mittelpunkt steht immer der Patient
Was sind Möglichkeiten und Grenzen der Klinischen Pharmazie bei onkologischen und geriatrischen Patienten und bei der Umsetzung antiinfektiver Leitlinien? Dieser Frage widmete sich das Symposium „Klinische Pharmazie“, das am vergangenen Wochenende erstmalig in Tübingen stattfand.
Am vergangenen Montag startete der 20. Kurs Clinical Pharmacy in Tübingen – Anlass für die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg und die Uni Tübingen zum ersten Symposium „Klinische Pharmazie“ einzuladen.
Im Mittelpunkt der klinisch-pharmazeutischen Betreuung steht der Patient. Welche Fragen beschäftigen Patienten? Nicht immer sind es dieselben, die auch Apothekern und Ärzten spannend erscheinen. Was ist für einen Krebspatienten wichtig? Professor Hans-Peter Lipp aus Tübingen stellte eben diese Frage den rund 180 Besuchern des Symposiums „Klinische Pharmazie“ zu Beginn seines Vortrags „Der Krebspatient in der Apotheke – Möglichkeiten und Grenzen der klinisch-pharmazeutischen Betreuung?“ am Samstag an der Hochschule Tübingen. Einen Patienten quälten seiner Erfahrung nach weniger die genauen Wirkmechanismen seiner Therapien, sondern zunächst einmal die existenzielle Frage: „Wie viel Zeit bleibt mir noch?“ Lipp mahnte, dass es auch Aufgabe der Apotheker sei, diesen Fragen zu begegnen – und sie diese nicht allein dem behandelten Arzt zuweisen dürften.
Daneben beobachtet der Chefapotheker des Uniklinikums Tübingen zunehmend eine Entwicklung zu einem äußerst mündigen und informierten Patienten – dank „Dr. Google“. So seien auch in der Offizin tätige Apotheker verstärkt mit detaillierten Patientenfragen zu Therapieschemata konfrontiert: Wie wird zum Beispiel ein tripelnegatives Mammakarzinom optimal therapiert? Bei derart komplexen Fragen könnten Apotheker sich zunächst an die Regionalen Arzneimittelinformationszentren (RAIZ) wenden, empfiehlt der Klinikapotheker.
Keine Wirkung ohne Nebenwirkung?
Auch verunsicherten die neuen Therapieoptionen mit Antikörpern die Patienten von Zeit zu Zeit. Antikörper-basierte Therapien gehen nicht unbedingt mit den typischerweise assoziierten Nebenwirkungen einer klassischen zytostatischen Therapie wie starkes Erbrechen oder Haarausfall einher. Kann eine Chemo dann überhaupt wirken? Wirkt Bortezomib auch, wenn es lediglich unter die Haut gespritzt und nicht wie früher intravenös verabreicht wird? Das seien Fragen, die an ihn herangetragen würden. Hier sei die Kompetenz des Apothekers gefragt, den Patienten – im Fall von Bortezomib – zu beruhigen und ihm die Korrektheit der Therapie zu versichern.
Eine gute Betreuung onkologischer Patienten endet nach Ansicht Lipps nicht mit der alleinigen Therapie des Tumors – auch ein sorgfältiges Management der Wechsel- und Nebenwirkungen gehört dazu. So benötige Erlotinib einen sauren Magen-pH für eine zuverlässige Resorption, was letztendlich Voraussetzung für die Wirksamkeit des Tyrosinkinaseinhibitors ist, führt der Klinikapotheker beispielhaft auf. In dem Zusammenhang bewertet Lipp insbesondere die der Selbstmedikation zugänglichen Protonenpumpenhemmer (PPI) kritisch. 20 bis 30 Prozent der Tyrosinkinaseinhibitoren im Arzneimittelmarkt interagierten mit PPIs – ein Umstand dem Zulassungsbehörden durch das Einfordern von Studiendaten bereits vor Zulassung begegnen müssten. Beim Handling der Nebenwirkungen sieht der Klinikapotheker gerade bei der antiemetischen Begleitmedikation enormen Beratungsbedarf. Die Antiemese sei häufig schlecht umgesetzt und nicht als Prophylaxe verstanden – obwohl gute Leitlinien und gute Arzneimittel gegen Übelkeit und Erbrechen bei Chemo- oder Strahlentherapie existierten.
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