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Für Schwangere wird eine vegane Ernährung nicht empfohlen. So steht es jedenfalls in einem Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Evidenz für diese Empfehlung gibt es allerdings keine – die amerikanische Fachgesellschaft kommt denn auch zu einem anderen Ergebnis.
„Veganer in der Apotheke“ – war das Thema des Vortrags von Dr. Markus Zieglmeier im Rahmen einer Veranstaltung des WIPIG-Netzwerks Ernährung, die am vergangenen Wochenende in Nürnberg stattfand. Dabei ging er unter anderem der Frage nach: „Kann man sich in der Schwangerschaft vegan ernähren?“ Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und die amerikanischen Fachgesellschaften vertreten zu dieser Thematik unterschiedliche Auffassungen – obwohl die jeweiligen Positionen auf derselben Publikation basieren.
Nicht mehr Komplikationen bei Veganerinnen
Aber was steht eigentlich drin in dem fraglichen Paper? Die deutschen und die US-amerikanischen Ernährungesexperten beziehen sich auf das Review „Vegan-vegetarian diets in pregnancy: danger or panacea?” Die Autoren, Piccoli et al., kommen zu dem Schluss, dass heterogene Daten die Aussage limitieren. Aber innerhalb dieser Grenzen könne man eine vegan-vegetarische Ernährungsweise in der Schwangerschaft als sicher betrachten – unter der Voraussetzung, dass der Bedarf an Vitaminen und Spurenelementen gedeckt wird.
Als besonders kritisch werden dabei Vitamin B12 und Eisen erachtet. Ersteres muss bei vollständigem Verzicht auf tierische Produkte ohnehin auf jeden Fall substituiert werden. Und so kommen die Studienautoren zu folgendem Fazit: Keine der eingeschlossenen Studien zeige ein höheres Risiko für schwere Schwangerschaftskomplikationen wie Praeklampsien oder embryonale oder fetale Defekte – wenn die werdenden Mütter auf die Eisen- und Vitamin-B12-Zufuhr achten.
„Vegane Ernährung ist für jede Phase des Lebens geeignet"
Die DGE kommt auf Basis der genannten Publikation zu dem Schluss, dass sie eine vegane Ernährung nicht empfiehlt. Wer dies aber dennoch tun möchte, soll dauerhaft Vitamin B12 substituieren – ein Rat, den man Veganern ohnehin gibt. Außerdem soll auf eine ausreichende Zufuhr vor allem der kritischen Nährstoffe geachtet werden, schreibt die DGE. Die Gesellschaft ist zudem der Meinung, dass zusätzlich eine professionelle Ernährungsberatung in Anspruch genommen werden und der Versorgungsstatus regelmäßig vom Arzt überprüft werden sollte.
In den USA hingegen hält man eine vegetarische oder vegane Lebensweise, wenn sie gut geplant ist, für gesund und vollwertig. Und nicht nur das: Die Experten sind außerdem der Meinung, dass sie für die Vorbeugung und Behandlung bestimmter Erkrankungen von Vorteil ist. Daher sei eine durchdachte vegetarische-vegane Ernährung in jeder Lebensphase geeignet – auch in der Schwangerschaft, heißt es in der Stellungnahme.
Veganer: Apotheker können unterstützen
Wie geht ein Apotheker mit dem Thema in der Praxis um? Für eine komplette Ablehnung der veganen Ernährung in der Schwangerschaft fehlt zwar laut Zieglmeier die Evidenz. Die Haltung der DGE lässt sich aber mit angemessener Vorsicht begründen, weil die Datenlage nicht homogen ist.
Die Empfehlung der DGE, dass schwangere Veganerinnen sich hinsichtlich ihrer Ernährung beraten lassen sollen, sei allerdings gar nicht so einfach umzusetzen. Denn nur wenige Ernährungsberater seien mit den Details einer veganen Ernährung in der Schwangerschaft vertraut, erklärte Zieglmeier. Er sieht hier aber einen Bereich, in dem sich weitergebildete Apotheker einbringen und in Kooperation mit dem behandelnden Gynäkologen Lösungen anbieten können.
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