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Mordversuch mit Rizin
Wie wirkt das Gift aus dem Weimarer Tatort?
Der kakaosüchtige und Rosen-liebende Schutzpolizist Lupo im Weimarer Tatort vom gestrigen Sonntag wird mit Rizin vergiftet. Der Todgeweihte überlebt am Ende überraschenderweise. Doch was ist Rizin eigentlich für ein Gift? Wir haben es uns einmal genauer angeschaut.
Rizin wird im Endosperm der Samen des Wunderbaums, von Ricinus communis, gebildet. Den sogenannten Castorbohnen. Es handelt sich bei Rizin um ein Lektin. Lektine, die von Tieren, Pflanzen oder Mikroorganismen gebildet werden können, sind in der Lage an eine Vielzahl von Zellstrukturen zu binden und so Einfluss auf diverse biochemische Reaktionen zu nehmen, zum Beispiel die Zellteilung, die ribosomale Proteinbiosynthese. Das von Influenzaviren gebildete Hüllprotein Hämagglutinin zählt beispielsweise zu den Lektinen. Pharmazeutisch verwendet werden Mistellektine in der Tumortherapie. Sie scheinen die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Im Tierversuch und in Zellkulturen wurden zudem immunstimulatorische Wirkungen nachgewiesen.
Oral, per Injektion oder über die Lunge
Rizin besteht aus zwei annähernd gleich großen Proteinketten, die über eine Disulfidbrücke verbunden sind. Die B-Kette bindet an zellwandständige Glykoproteine und Glykolipide und bewirkt die Aufnahme des Rizins in die Zelle über Endozytose. Später trennt sich die Kette an der Disulfidbrücke. Die A-Kette, eine hochspezifische N-Glucosidase, spaltet aus der 28S-ribosomalen RNA einen Adeninrest ab und blockiert so die Proteinbiosynthese. Ein einziges Rizin-Molekül soll ausreichen um eine Zelle zu zerstören.
Welche Körperzellen betroffen sind, die in der Folge auch die Symptome der Vergiftung bestimmen, richtet sich nach der Aufnahmeart des Giftes. Meist wird Rizin durch den versehentlichen Verzehr von Samen oral aufgenommen und greift dann primär die Zellen des Verdauungssystems, der Leber und der Nieren an. Nach rund vier bis acht Stunden tritt dann hohes Fieber, Brechdurchfall und Husten auf. Dem Brechdurchfall liegt eine hämorrhagische Gastroenteritis zugrunde. Zusätzlich treten als Symptome Koliken und eine allgemeine Schwäche auf. In der Folge verfällt der Betroffene ohne Behandlung ins Koma oder erleidet einen Kollaps. Der Tod tritt nach 36 bis 72 Stunden als Folge eines allgemeinen Organ- und Kreislaufversagens ein.
Das Gift kann auch als Aerosol eingeatmet oder injiziert werden. Die Symptome ändern sich dementsprechend: Lungenödem und Atemstillstand beziehungsweise schwere Lähmungen sind dann die Folge. Auch Fälle, in denen eine Aufnahme über die Haut erfolgte, sind beschrieben. Über gesunde Haut können aber nur geringe Mengen aufgenommen werden. Bei sehr intensivem Kontakt sind dann auch Erbrechen und Bauchschmerzen möglich. Vor allem kommt es zu allergischen Reaktionen mit Juckreiz, Urtikaria und Blasenbildung.
In dem ebenfalls aus den Samen gewonnenen und pharmazeutisch eingesetzten Rizinusöl ist kein Rizin enthalten, dazu ist ein spezielles Vorgehen erforderlich. Das Öl wird durch Auspressen der Samen bei Temperaturen unter 40 Grad gewonnen, um zu verhindern, dass das Rizin ins Öl übergehen kann. Anschließend wird das so gewonnene Öl mit heißem Wasserdampf behandelt, um eventuell noch vorhandene Spuren des hitzeempfindlichen Rizins zu entfernen.
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