Thesenpapier des BPhD

Weniger Willkür im zweiten Staatsexamen

Stuttgart - 08.02.2017, 14:30 Uhr

Soll so – und damit wie das erste – auch das zweite Staatsexamen für die angehenden Apotheker aussehen? (Foto: Adam Gregor / Fotolia)

Soll so – und damit wie das erste – auch das zweite Staatsexamen für die angehenden Apotheker aussehen? (Foto: Adam Gregor / Fotolia)


In seinem vor Kurzem veröffentlichten Thesenpapier zur Approbationsordnung wünscht sich der Bundesverband der Pharmaziestudierenden unter anderem auch Änderungen bei den Prüfungen. So ist beim zweiten Staatsexamen von einer Vereinheitlichung die Rede – um mehr Objektivität zu erreichen. DAZ-Chefredakteurin Dr. Doris Uhl hat nachgefragt, was damit genau gemeint ist. 

Der BPhD empfiehlt in seinem Thesenpapier eine Vereinheitlichung des 2. Abschnitts der Pharmazeutischen Prüfung. So soll die Subjektivität der Prüfungen reduziert werden – sowohl standortbezogen als auch bundesweit. Diese Forderung war nicht überall auf Zustimmung gestoßen. So hatte beispielsweise Professor Theo Dingermann aus Frankfurt gegenüber der DAZ „vorsichtig“ vor der Forderung, das zweite Staatsexamen stärker zu harmonisieren, gewarnt. Das führe im Extremfall in die Richtung der Systematik des 1. Staatsexamens, befürchtet Dingermann. Ob das gewollt ist, wage er zu bezweifeln. Der gute Grundsatz „Wer prüft, muss auch lehren“, auf den im 1. Staatsexamen vollkommen verzichtet wird, habe gerade auch für die Studierenden einen nicht zu unterschätzenden Wert, sagte Dingermann. 

Schon weiterhin mündlich, aber vergleichbarer

Im Rahmen des in DAZ Nr. 5 erschienenen Schwerpunkts zur Ausbildung hat DAZ-Chefredakteurin Dr. Doris Uhl nachgehakt, ob diese Forderungen tatsächlich genau so gemeint sind, wie sie offensichtlich stellenweise aufgefasst wurden. Auf ihre Nachfrage erklärte der BPhD, dass das Ziel lediglich eine vergleichbarere Gestaltung sei. An einer mündlichen Prüfung solle festgehalten werden. Verlangt wird jedoch ein objektiveres und faireres Vorgehen. Momentan würde jeder Professor bei der Prüfung seinen eigenen Stil verfolgen. An dieser Stelle wären Guidelines für die Prüfungen sinnvoll. Auch im Abitur gebe es Erwartungshorizonte, an denen sich die Schüler orientieren könnten. Warum nicht auch für das zweite Staatsexamen Pharmazie, welches viel mehr Kompetenz und Verantwortung vermittelt? 

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Die Medizinstudierenden würden inzwischen außerdem über einen nationalen kompetenzbasierten Lernzielkatalog zur Ergänzung des Gegenstandskatalogs des IMPP verfügen. Das wünscht sich der BPhD auch für die Pharmazeuten. Momentan werde jeder Student von einem Prüfer abgefragt und bewertet. Dieses Konzept sei extrem subjektiv und nicht akzeptabel. Es sollte neben dem Prüfer und Protokollanten auch jemanden mit einer äquivalenten fachlichen Meinung und Entscheidungsgewalt geben, entweder einen Vertreter des Landesprüfungsamtes oder einen Apotheker. Die Noten müssen vergleichbarer werden, so die Forderung des BPhD.

Nach dem ersten StEx mehr Befugnisse in der Apotheke

Beim ersten Staatsexamen besteht bezüglich der Prüfung selbst der Wunsch, dass nicht nur der MC-Test sondern auch die Ergebnisse repräsentativer Klausuren mit in die Note einfließen. Zudem sollen den Studenten mit dem Bestehen des 1. Staatsexamens mehr Befugnisse bei der Arbeit in öffentlichen Apotheken sowie als Hilfswissenschaftler eingeräumt werden. Auf Nachfrage erklärte der BPhD, dass Studenten mit dem 1. Staatsexamen bereits die PKA bei der Bestellung und Warenannahme unterstützen oder Botendienste erledigen könnten. Sie wären auch ideal für die Arbeit in der Rezeptur und im Labor geeignet. Im Grundstudium verbringe man fast 1000 Stunden im Labor, weitaus mehr als in theoretischen Lehrveranstaltungen. In Arzneiformenlehre werde außerdem vermittelt, wie man Salben oder Cremes zubereitet oder Kapseln befüllt. Das Wissen soll genutzt werden. Viele Studierende, die neben dem Studium arbeiten müssen, würden lieber in der Apotheke arbeiten und dort nebenbei Praxiserfahrung sammeln wollen, als im Supermarkt hinter einer Kasse zu sitzen oder am Wochenende zu kellnern. Die Möglichkeiten, die solche Studentenjobs auch für Apotheken bieten, sollte man nicht ignorieren.


jb / DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Pharmaziestudenten in der Apotheke

von Dr. Arnulf Diesel am 08.02.2017 um 19:57 Uhr

Seit bereits knapp einem Jahr beschäftige ich eine Pharmaziestudentin. Daß man Studierende auch über "Unterstützung der PKA" und Botendienste hinaus einsetzen kann, ergibt sich aus §3 Abs 1 und 5 ApBetrO: Entsprechend dem individuellen Ausbildungsstand und unter Aufsicht (gilt für alle Nichtapprobierten also auch für die fertige PTA). Meine junge angehende Kollegin bekam beim PC Besuch übrigens eine sehr gute Beratungsleistung bescheinigt. Fachgespräche zwischen Approbierten und Studenten sind für beide Seiten hilfreich, man prüft ja auch sein eigenes Fachwissen. Die Studenten werden früh in die Praxis einbezogen um das theoretisch erworbene Wissen anzuwenden, und vielleicht kann man einen guten PiP und evtl. späteren Kollegen (m/w) gewinnen, aber auch im Sinne der Apotheke "erziehen".

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