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Medienberichten zufolge wurde der Halbbruder des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-un, Kim Jong-nam, mit dem chemischen Kampfstoff „VX" getötet. Das sollen erste Untersuchungsergebnisse ergeben haben. Aber was ist das eigentlich genau für eine Substanz?
VX oder O-Ethyl-S-2-diisopropylamino-ethylmethylphosphonothiolat, wie die Substanz mit vollem Namen heißt, ist ein chemischer Kampfstoff, der wie Sarin oder Soman zu den Nervenkampfstoffen zählt (und nicht wie im Film „The Rock“ fälschlicherweise behauptet zu den Hautkampfstoffen). Am Leichnam des ermordeten Halbbruders von Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un sollen Ermittler Spuren davon gefunden haben.
Das Gift gehört zu der sogenannten V-Klasse. Stoffe dieser Klasse wurden in den Fünfzigerjahren in Großbritannien und den USA entwickelt und weisen eine höhere Toxizität auf als die älteren Substanzen Sarin oder Soman. Die LD50 von VX beim Menschen wird bei oraler Aufnahme auf 0,07 mg/kg KG geschätzt. Perkutan soll sie bei etwa 0,14 mg/kg KG liegen. Zum Vergleich: Sarin 0,14 beziehungsweise 24 mg/kg KG und Soman 0,15 beziehungsweise 5 mg/kg KG.
Pharmakologisch ein Acetylcholinesterase-Hemmstoff
Chemisch gesehen handelt es sich bei VX um ein Organophosphat. Aufgrund des niedrigen Dampfdrucks (0,0007 mmHg bei 25°C) gilt VX, das als farb- und geruchlose, ölige Flüssigkeit vorliegt, als sogenannter sesshafter Kampfstoff. Sesshafte Kampfstoffe werden überwiegend in flüssiger Form ausgebracht – der Anteil, der verdampft vorliegt, ist gering. Anders beispielsweise bei Sarin, wo sehr kleine Tropfen verwendet werden, die größtenteils augenblicklich verdampfen. Bei VX sinken die relativ großen Tropfen schnell zu Boden, wo sie dann je nach Witterung lange verbleiben können – bei etwa 15 °C, leichtem Wind und ohne Regen bis zu drei Wochen. Die Aufnahme der lipophilen Substanz erfolgt meist über die Haut. Nur bei Ausbringung als Aerosol werden relevante Mengen über Atemwege aufgenommen.
Pharmakologisch gesehen ist VX ein Hemmstoff der Acetylcholinesterase (AChE). Das Enzym wird nach Komplexbildung phopshoryliert. Im Gegensatz zu anderen AChE-Hemmstoffen wie Edrophonium ist bei Organosphosphaten die Bindung so stabil, dass eine Hydrolyse des Esters kaum stattfindet. Die Enzymaktivität erholt sich bei den phosphorylierenden Inhibitoren durch Neubildung, nicht durch Regeneration.
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Journalisten
von Dr Schweikert-Wehner am 24.02.2017 um 18:11 Uhr
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