Die Infektion aus Sushi

Was man über Anisakiasis wissen muss

Stuttgart - 19.05.2017, 13:15 Uhr

Ein junger Mann erkrankte nach Sushi-Verzehr an einer Wurmkrankheit: Anisakiasis.(Foto: Prostock-studio / Fotolia)

Ein junger Mann erkrankte nach Sushi-Verzehr an einer Wurmkrankheit: Anisakiasis.(Foto: Prostock-studio / Fotolia)


Wer nach dem Sushi essen Schmerzen im Bauchbereich verspürt, sollte einen Arzt aufsuchen. Hintergrund dieser Empfehlung ist der Fall eines 32-jährigen Mannes, der mit Schmerzen, Erbrechen und Fieber ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Die Ursache waren Fadenwürmer der Gattung Anisakis – ein eher unbekannter, sehr seltener Erreger, der sich in Meeresfischen findet. 

Beim Robert-Koch-Institut findet man die Anisakiasis, auch Heringswurmkrankheit genannt, unter „Steckbriefe seltener und importierter Infektionskrankheiten“. Die Erreger sind Fadenwürmer der Gattung Anisakis, vor allem Anisakis simplex, der Heringswurm. Er zählt zu den Nematoden und ist ein Darmparasit, der bei fischfressenden Meeressäugern auftritt, zum Beispiel bei Delphinen und Robben. Als Zwischenwirte fungieren Kleinkrebse und Fische.

Menschen infizieren sich über den Verzehr von larvenhaltigen Meeresfischen, die nicht oder nur ungenügend erhitzt, nur schwach mariniert oder ungenügend geräuchert sind. Denn Seefische, wie Heringe und Makrelen, sind häufig von Anisakis befallen ­– und zwar weltweit. Bei Heringen beispielsweise tragen bis zu 70 Prozent den Erreger in sich. Infektionen treten daher auch vor allem in Ländern auf, in denen Fisch häufig roh oder mariniert genossen wird, zum Beispiel in Japan. Insgesamt scheinen Infektionen mit Anisakis simplex beim Menschen aber sehr selten zu sein. Es werden nur wenige hundert Fälle im Jahr bekannt.

Symptome treten nach 12 bis 48 Stunden auf

Eine Infektion äußert sich durch Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Die Inkubationszeit beträgt 12 bis 48 Stunden – dann treten die ersten Anzeichen auf. Die Larven dringen nämlich in die Schleimhäute des Magens und Darms ein und verursachen dort Schmerzen und krankhafte Veränderungen. Im weiteren Verlauf bilden sich dann bedingt durch lokale Entzündungsprozesse eosinophile Granulome, also knotenartige Gewebeneubildungen. Diese können schwere Störungen bis hin zum Ileus oder Darmdurchbruch auslösen.

Die Larven sterben nach etwa drei Wochen ab, die Verdauungsbeschwerden können jedoch anhalten. Gab es bereits vorher eine Sensibilisierung sind auch allergische Reaktionen wie Urtikaria, aber auch Anaphylaxie möglich. 

Therapie und Prophylaxe

Eine wirksame antiparasitäre Therapie besteht laut Robert-Koch Institut nicht. An anderen Stellen findet sich der Hinweis auf die Anthelminthika Albendazol oder Tiabendazol. Granulome im Abdomen müssen gegebenenfalls operativ entfernt werden, wenn sie Beschwerden machen. Oft heilt die Erkrankung aber auch von selbst aus.  

Wegen der eingeschränkten Therapiemöglichkeiten kommt der Prophylaxe eine besondere Bedeutung zu. Hier gilt es zu wissen: Die Larven sterben bei Temperaturen von über 60 °C oder unter -20 °C. Auch Salzlake überleben sie nicht. Daher sollten Krebse oder Meeresfische (Heringe, Makrelen) nur nach ausreichendem vorherigen Erhitzen oder sicherem Konservieren (Marinieren, Räuchern) verzehrt werden. Tieffrieren vor der Weiterverabeitung ist ebenfalls eine wirksame präventive Maßnahme. Die Fisch-Hygieneverordnung sieht daher bei Heringen ein Einfrieren über 24 Stunden bei -20 °C vor. Außerdem müssen die Bauchlappen entfernt werden. Dann kann auch dieser Fisch ohne Bedenken gegessen werden. Von Fischen  aus Süßwasser sowie gegarten Seefischen geht diesbezüglich keine Gefahr aus. 

In Deutschland wird Anisakiasis laut RKI sehr selten beobachtet. Nichtsdestotrotz sollte beim Auftreten der beschrieben Symptome nach dem Verzehr von rohem Fisch gefragt werden. Inbesondere dann, wenn sich keine andere Ursache ausmachen lässt. Eine spezifische Serodiagnostik können nur Speziallabore durchführen, oft wird die Diagnose histopathologisch gestellt. Eine Meldepflicht besteht nicht.   


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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