- DAZ.online
- News
- Spektrum
- Neues Pockenvirus bei ...
Berlin Squirrelpox Virus
Neues Pockenvirus bei Eichhörnchen gefunden
Bei mehreren Eichhörnchen in Berlin haben Forscher ein neues Pockenvirus entdeckt. Die Infektionen führen zu Verklebungen und schweren Entzündungen, teils auch zum Tod der Tiere. Wissenschaftler erwarten keine Infektionen bei Haustieren oder beim Menschen.
Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) haben bei jungen Berliner Eichhörnchen ein bisher unbekanntes Pockenvirus entdeckt. „Das ist aber keine Massenepidemie, es trifft bisher nur ganz wenige Tiere“, betonte Wildtierpathologin Gudrun Wibbelt. 2015 und 2016 sei die Erkrankung bei jeweils rund zehn lebenden Europäischen Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) festgestellt worden. Die Infektion, die an Pfötchen, Ohren oder Nase zu Verklebungen und schweren Entzündungen führe, bereite den Tieren große Schmerzen. Oft könnten sie auch nicht mehr klettern und stürben. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Emerging Infectious Diseases“ veröffentlicht.
Da gegen Viren kein Medikament helfe, könnten die jungen Eichhörnchen, wenn sie gefunden werden, nur mit viel Geduld gesund gepflegt werden. Wo das Virus herkommt, ist unbekannt. Bisher seien nur Meldungen aus Berlin bekannt, sagte Wibbelt. Übertragen wird das Virus zwischen Eichhörnchen wahrscheinlich über Hautkontakt – schon winzige Wunden reichen für eine Infektion.
Beim Menschen gelten humane Pockenviren, die Hautzellen aufbrechen, als ausgerottet – allerdings gelang es Wissenschaftlern kürzlich, Pferdepockenviren im Labor mit vergleichsweise geringem Aufwand zu synthetisieren. Bekannt sind aber zum Beispiel Mäuse als Überträger anderer Erreger aus der Familie der Pocken. Zur Abklärung des Verdachts, dass auch die Eichhörnchen an Pockenarten erkrankt waren, wurden Proben an das Labor für Pockenviren im Robert Koch-Institut (RKI) geschickt.
Sequenzierung des Viren-Genoms
Zur großen Überraschung aller lieferten molekularbiologische Routineuntersuchungen kein positives Ergebnis, heißt es in einer Pressemitteilung. Daraufhin isolierten Forscher das Virus. Aus den angezüchteten Viren entschlüsselten die RKI-Mitarbeiter das vollständige Genom des Virus. Die Wissenschaftler verglichen die Erbinformation des Virus mit allen bekannten Pockenviren.
„Dabei entdeckten wir, dass das „Berliner Eichhörnchenvirus“ eine neue Pockenvirusart sein muss, da es nur sehr weit entfernt mit den anderen Pockenviren verwandt ist“, erklärt Andreas Nitsche vom RKI. „Das Virus scheint spezifisch Eichhörnchen zu befallen, so dass Infektionen bei Menschen oder Haustieren nicht zu erwarten sind“, kommentiert Wibbelt.
Hauterkrankungen durch ein anderes Eichhörnchen-Pockenvirus sind seit langer Zeit bei Eichhörnchen in Großbritannien bekannt, heißt es in der Pressemitteilung. Die Erreger sind dort allerdings für die regionale Ausrottung dieser Wildtierart mitverantwortlich. Überträger dieser anderen Virusart sind die großen Grauen Eichhörnchen, die im späten 19. Jahrhundert von Nordamerika nach England eingeführt wurden. Sie erkranken selber nicht an der Infektion, geben aber die Viren in die Umwelt ab, von wo sie auf die Roten Eichhörnchen übertragen werden können.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.