Metabolismusforschung

Warum werden ältere Menschen am Bauch schneller dick?

Stuttgart - 04.10.2017, 10:30 Uhr

Bauchfett im Alter: Sind Makrophagen verantwortlich? (Foto: photophonie / stock.adobe)

Bauchfett im Alter: Sind Makrophagen verantwortlich? (Foto: photophonie / stock.adobe)


Alte Menschen haben in der Regel mehr Fett „auf den Hüften“, auch wenn sie ansonsten gar nicht übergewichtig sind. Wenn ihr Körper Energie braucht, werden die Fettspeicher dort nicht richtig angezapft. Forscher von den Universitäten Yale und Bonn haben jetzt herausgefunden, wie dieses Phänomen zustande kommt.

Alte Menschen neigen dazu, „um die Mitte“ herum Fettpolster anzusammeln, selbst wenn sie insgesamt kein Übergewicht haben. Dies kommt daher, dass bei ihnen der Fettabbau in der Bauchgegend gestört ist. Woran das genau liegt, war bis dato nicht bekannt.

Ein Wissenschaftler-Team von der Yale School of Medicine im US-amerikanischen Bundesstaat Connecticut unter der Leitung von Vishwa Deep Dixit ist der Antwort auf diese Frage nun einen großen Schritt nähergekommen. Bei ihrer Forschung wurden sie von Kollegen am Life & Medical Sciences Institut (LIMES) der Universität Bonn unterstützt. Die Ergebnisse ihrer Studie sind im Fachmagazin „Nature" erschienen.

Neue Makrophagen im Visier

Als Modell nahmen die Wissenschaftler aus Yale das Fettgewebe von Labormäusen unter die Lupe. Auch diese bauen im Alter Fett nur noch unzureichend ab. Dabei hatte die Gruppe einen bestimmten Zelltyp im Bauchfett von Mäusen als Auslöser im Visier, eine neue Art von Makrophagen. Die US-Forscher hatten entdeckt, dass auch im Fettgewebe derartige Makrophagen sitzen, und zwar stets in der Nähe von Nervenzellen. Bei Hunger schütten die Nervenzellen im Bauchfett den Neurotransmitter Noradrenalin aus und kurbeln so den Fettabbau an. Die Wissenschaftler vermuteten, dass die Makrophagen in diesen Kommunikationsweg eingreifen.

Transkriptom-Analyse als Wegweiser

Um die Frage zu beantworten, was an dieser Stelle genau passiert, isolierten sie aus den Makrophagen im Bauchfett von Labormäusen sämtliche aktive Gene, das sogenannte Transkriptom. Hierfür setzten sie sowohl junge als auch alte Tiere ein, die sie zuvor auf Diät gesetzt hatten. Die Transkriptom-Daten wurden dann im LIMES-Institut in Bonn analysiert.

„Wir konnten herausfinden, welche Gene sich hinsichtlich ihrer Aktivität in den alten und jungen Tieren unterscheiden“, erklärt Joachim Schultze vom LIMES-Institut. Darunter mussten auch die Erbanlagen sein, die für den verlangsamten Fettstoffwechsel im Alter verantwortlich sind." Solche Analysen seien sehr aufwändig, betonen die Forscher, denn die Unterschiede in der Aktivität könnten äußerst gering sein. Außerdem liefere ein Transkriptom-Vergleich in der Regel zahllose Kandidatengene, die weiter untersucht werden müssen. „Aufgrund unserer immunologischen Expertise konnten wir die Zahl jedoch erheblich eingrenzen", berichtet Schultze.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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