WHO

Afrika: Jedes zehnte Arzneimittel minderwertig oder gefälscht

Stuttgart - 29.11.2017, 15:00 Uhr

Manipuliert, gefälscht, minderwertig – wie steht es um die globale Arzneimittelsicherheit? (Foto: flydragon / adobe.stock.com)

Manipuliert, gefälscht, minderwertig – wie steht es um die globale Arzneimittelsicherheit? (Foto: flydragon / adobe.stock.com)


Eine aktuelle Erhebung der Weltgesundheitsorganisation zeichnet ein düsteres Bild der Arzneimittelsicherheit in der Welt: Jedes zehnte Medikament soll Schätzungen zufolge in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen gefälscht oder minderwertig sein.
42 Prozent der Fälle stammen aus dem südlich der Sahara gelegenen Teil Afrikas. 

Seit Beginn der Erhebung im Jahr 2013 gingen, laut dpa-Meldung auch aus Deutschland, Berichte über gefälschte oder minderwertige Medikamente bei der WHO ein. Vor allem Antibiotika und Arzneimittel gegen Malaria, aber auch Krebs- und Verhütungsmittel sollen davon betroffen sein. Die dpa bezieht sich auf die Pressemitteilung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom gestrigen Dienstag. In die Erhebung der WHO flossen mehr als 100 publizierte Forschungsarbeiten ein – aus 88 Ländern (niedriges bis mittleres Einkommen) mit 48000 Proben.
Nur 178 Proben stammten aus einkommensstarken Ländern.

Von Geldverschwendung bis Tod

Zum Teil sollen Pulver und Tabletten mit bekannten Markennamen gemeldet worden sein, die keinerlei Wirkstoff enthielten. Andere Präparate erfüllten nicht die nötigen Qualitätsstandards: „Das ist nicht nur eine Geldverschwendung für Patienten und Gesundheitssysteme, solche Produkte können auch schwere Krankheiten oder sogar den Tod bedeuten“, mahnte die WHO.
Fälschungen und Mängel bezögen sich nicht nur auf besonders wertvolle Medikamente oder besonders bekannte Markennamen; fast gleichmäßig verteilten sich die Fälle auf Generika und patentierte Arzneimittel.

Vor 2013 wurden die Fälle gar nicht erfasst

Erst seit die WHO im Jahr 2013 das „Global Surveillance and Monitoring System“ eingerichtet hat, werden die Fälle über verdächtige Arzneimittel weltweit erfasst. 550 Aufsichtsbehörden in 141 Ländern wurden von der WHO dazu geschult, solche Fälle aufzudecken und darauf zu reagieren.
Je mehr Mitarbeiter geschult würden, desto mehr Fälle würden von der WHO auch ermittelt.

Weltweit dokumentierte die WHO 1500 Berichte. 42 Prozent davon stammen aus dem südlich der Sahara gelegenen Teil Afrikas – 21 Prozent aus Europa. Jedoch geht die WHO von einer deutlich größeren Dunkelziffer aus.
Einer Hochrechnung der Universität Edinburgh zufolge, die auf der 10-Prozent-Schätzung der WHO basiert, sollen bis zu 169000 Kinder im Jahr an einer Lungenentzündung sterben, weil sie nicht die richtigen Medikamente erhalten.


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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