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Neuro-Onkologie
Methadon im Zellversuch beim Glioblastom unwirksam
Vereinzelte Fallberichte aus den letzten Jahren weckten für Glioblastom-Patienten die Hoffnung, dass eine Methadon die Wirksamkeit von Chemotherapien verstärken könne. Neue Daten zeigen jedoch, dass Methadon weder Glioblastomzellen für die Behandlung mit dem Zytostatikum Temozolid sensibilisiert, noch direkte zytotoxische Wirkungen entfaltet. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie rät in einer aktuellen Pressemitteilung davon ab, Methadon bei Glioblastom-Patienten anzuwenden.
Das Glioblastom ist ein Hirntumor mit schlechter Prognose. Im vergangenen Jahr gingen Einzelfallberichte von Behandlungserfolgen durch die zusätzliche Gabe von Methadon durch die Medien. Die zugrunde liegende Hypothese war, dass Methadon die Wirksamkeit von Chemotherapeutika gegen das Glioblastom verstärken könne.
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Methadon in der Krebstherapie
Wirksamkeitsnachweise in Form von klinischen Studien gibt es für diesen Therapieansatz jedoch nicht. Bisher wurde lediglich in einer kleinen Sicherheitsstudie mit 27 Patienten gezeigt, dass Methadon die Toxizität einer Chemotherapie nicht signifikant steigerte. Wenn Ärzte Glioblastom-Patienten supportiv mit Methadon behandeln, stellt dies demnach einen individuellen Heilversuch dar.
Kein synergistischer oder zytotoxischer Effekt
Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) weist in einer aktuellen Pressemitteilung darauf hin, dass in Deutschland viele Glioblastom-Patienten mit Methadon behandelt werden, ohne dass es dafür eine evidenzbasierte Grundlage gibt. Auf dem 33. Krebskongress vom 21. bis 24. Februar in Berlin stellten Forscher des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) neue experimentelle Untersuchungen über den Einfluss von Methadon auf Glioblastomzellen vor.
In dieser Studie behandelten die Forscher Glioblastom-Zellkulturen entweder mit dem Zytostatikum Temozolomid allein, mit Methadon* allein oder mit einer Kombination aus Temozolomid und Methadon. Unbehandelte Zellkulturen dienten als Kontrolle.
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Anmerkung der Redaktion: Dabei handelte es sich nach Angaben des zugehörigen Posters um Levomethadon (R-(−)-Methadon). Quelle: Latzer P, Kessler T, Sahm F, Rübmann P, Hielscher T, Platten M, Wick W. Methadone does not increase toxicity of temozolomide in glioblastoma cells. Poster 33. Deutscher Krebskongress, 21.–24. Februar 2018, Berlin; Oncol Res Treat 2018;41(suppl 1):1–221
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„Leider mussten wir feststellen, dass Methadon die Wirksamkeit der Chemotherapie nicht verstärkt. Das Opioid hat keinerlei sensibilisierende Wirkung für die bei Glioblastomen eingesetzte Standardtherapie mit Temozolomid. Auch Methadon allein hat keinen nachweisbaren Effekt auf das Überleben oder Sterben der Krebszellen“, erklärt der Leiter der Arbeitsgruppe, Professor Wolfgang Wick, Direktor der Neurologischen Klinik am Universitätsklinikum Heidelberg.
Opioid-Rezeptoren fehlen
Ein Grund für dieses negative Ergebnis könnte nach Informationen der Forscher in der speziellen Rezeptorausstattung der Glioblastomzellen liegen. So fehlen bei der überwiegenden Mehrzahl von humanen Glioblastom-Zellen die Opioid-Rezeptoren, über welche Methadon wirken könnte. „Opioid-Rezeptoren sind offenbar recht exklusiv auf spezialisierten Nervenzellen exprimiert“, erläutert Professor Schlegel, einer der federführenden Autoren für die Leitlinie „Hirntumoren“ der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN).
Diese neuen Erkenntnisse sprechen gegen einen Einsatz von Methadon als unterstützende Behandlung zur Chemotherapie bei Glioblastom. „Außerhalb von klinischen Studien ist von einer „supportiven“ Methadon-Therapie des Glioblastoms dringend abzuraten“, betont Schlegel. Auf die Wirkung von Methadon auf andere Krebsarten beziehungsweise Chemotherapien lässt sich aus den Ergebnissen nicht schließen.
Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie 28. Februar 2018.
7 Kommentare
Methadon
von DieErdeIstEineScheibe am 15.04.2019 um 21:49 Uhr
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Methadon
von Lothar Fineiß am 23.11.2018 um 22:34 Uhr
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AW: Chance vertan
von Ralph Gerstmann am 02.03.2018 um 16:40 Uhr
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AW: AW: Chance vertan
von DieErdeIstEineScheibe am 16.04.2019 um 13:08 Uhr
Chance vertan
von Dr. Christian Kalvelage am 01.03.2018 um 14:25 Uhr
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AW: Chance vertan
von Juergen Busch am 01.03.2018 um 15:17 Uhr
AW: Quellenangabe
von Ralph Gerstmann am 03.03.2018 um 23:52 Uhr
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