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Katastrophenpharmazie
Apotheker ohne Grenzen: Was Einsatzkräfte wissen müssen
Pharmazeutische Kompetenz rettet im Notfall Leben. Ohne gründliche Vorbereitung schickt die Hilfsorganisation Apotheker ohne Grenzen ihre freiwilligen Helfer jedoch nicht in den Einsatz. Wie mit einem stark begrenzten Arzneimittelsortiment umzugehen ist oder man das Gesundheitspersonal vor Ort effektiv unterstützt, konnten Interessierte am vergangenen Wochenende in Berlin erfahren.
Weshalb verfehlen gut gemeinte Arzneimittelspenden häufig ihren Zweck? Wie komme ich im Notfall mit nur 60 Arzneimitteln aus? Hat ein mobiles Feldkrankenhaus eine eigene Apotheke? Um solche Fragen rund um Hilfseinsätze ging es am vergangenen Sonntag auf einem Aufbauseminar von Apotheker ohne Grenzen e.V. (AoG) in Berlin.
Pharmazie im Einsatz
Im Auslandseinsatz kommen auf Pharmazeuten andere Aufgaben zu, als in einer deutschen Apotheke. „Auf einem Einsatz haben Apotheker meist umfassendere Kompetenzen als im deutschen Gesundheitssystem, wo die Pharmazeuten bei verschreibungspflichtigen Medikamenten der Vorgabe des Arztes folgen. Dagegen wählen die Pharmazeuten in vielen Auslandseinsätzen eigenverantwortlich auf Basis einer Diagnose den passenden Arzneistoff aus, der vor Ort verfügbar ist“, erklärte Eliette Fischbach, die Geschäftsführerin von Apotheker ohne Grenzen e.V. (AoG), in Berlin.
Auch internationale Partnerorganisationen wie beispielsweise NAVIS oder der International Medical Corps (IMC) erkennen mittlerweile, wie wichtig pharmazeutische Kompetenz ist und fordern diese aktiv an. Von IMC kam auch im Herbst vergangenen Jahres der Auftrag für AoG, pharmazeutische Hilfe auf dem karibischen Inselstaat Dominica zu leisten. Denn am 18. September 2017 fegte der Hurrikan „Maria“ über die Karibik und hinterließ dort große Verwüstungen. Bereits Anfang Oktober war das erste AoG-Team in Dominica und evaluierte den Bedarf an Arzneimitteln und Medizinprodukten. Bis Mitte November wechselten sich die Helfer von AoG bei der pharmazeutischen Betreuung ab.
Arzneimittelspenden oft nicht hilfreich
Während der siebenwöchigen Projektphase erreichten einige private Arzneimittelspenden den Inselstaat, berichtete Simone Harries, PTA aus Marktoberdorf. Diese Spenden waren nicht immer hilfreich. So beschrieb Harries, die bis zum Abschluss des Notfalleinsatzes vor Ort war, dass sich in den Kisten beispielsweise Blister ohne Umverpackungen oder gar lose Tabletten befanden. Auch kühlpflichtige Arzneimittel waren darunter, die durch den Transport bei Raumtemperatur unbrauchbar wurden. „Da muss man alles aufmachen und sorgfältig prüfen“, verdeutlichte die PTA.
Ein großer Projektbestandteil der AoG-Teams in Dominica war daher die Inventarisierung der Bestände, woraufhin auf offiziellem Wege Arzneimittel und Medizinprodukte bestellt wurden. „Diese hingen allerdings länger beim Zoll fest und erreichten Dominica erst nach unserer Abreise“, erklärte Harries. Die Organisationen AoG und IMC konnten das Notfallprojekt in Dominica inzwischen abschließen. Weil der Inselstaat im Gegensatz zu ärmeren Ländern bereits eine funktionierende Gesundheitsversorgung besaß, gelang dies relativ schnell.
1 Kommentar
Katastrophenpharmazie brilliant zusammengefasst
von M. Arlt am 19.04.2018 um 12:14 Uhr
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