Thomas Kufen, Oberbürgermeister Essen

„Apothekerleistungen kann man nicht aus dem Internet herunterladen“

Berlin - 04.05.2018, 07:00 Uhr

Thomas Kufen (CDU), Oberbürgermeister der Stadt Essen, findet, dass die Leistungen und Beratungen der Apotheker nicht durch das Internet ersetzbar sind. (Foto: Imago)

Thomas Kufen (CDU), Oberbürgermeister der Stadt Essen, findet, dass die Leistungen und Beratungen der Apotheker nicht durch das Internet ersetzbar sind. (Foto: Imago)


Erst kürzlich hatte sich der Oberbürgermeister von Münster, Markus Lewe (CDU), im Versandhandels-Konflikt hinter die Apotheker gestellt. Nun folgt ihm sein Parteikollege Thomas Kufen, Oberbürgermeister der Stadt Essen. Man könne sich die Leistungen der Apotheker nicht aus dem Internet herunterladen, sagte Kufen. Beim Mai-Empfang der Apothekerverbände Essen, Mülheim und Oberhausen wiederholte Verbandschef Thomas Preis zudem die Forderung nach einem Rx-Versandverbot.

Am Mittwochabend fand in Essen der traditionelle Mai-Empfang des Apothekerverbands Essen/Mülheim /Oberhausen im Ruhrgebiet statt. Der Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) sprach ein Grußwort. Einer Mitteilung des Apothekerverbandes Nordrhein zufolge ging Kufen zunächst auf die Rolle der Stadt Essen als „führender Gesundheitsstandort in der Region“ ein. Dabei hob er auch die wichtige Bedeutung der Gesundheitsbranche mit mittlerweile 45.000 Arbeitsplätzen als größten Arbeitgeber hervor. Der CDU-Politiker sprach sich zudem für eine weitere Vernetzung der unterschiedlichen Branchen-Akteure aus.

Was die Apotheker betrifft, erklärte der Bürgermeister laut AV Nordrhein, dass zu einem Top-Gesundheitsstandort wie Essen auch eine starke Apothekerschaft gehöre, und zwar in jedem Stadtteil. Dabei betonte Kufen, dass die Leistungen der Apotheken weit über die persönliche Beratung hinaus gingen. Dies verdiene seine Hochachtung. Das könne man sich nicht im Internet herunterladen. „Daher haben Sie mich an Ihrer Seite“, so Kufen.

Preis: Hennrich-Vorschlag ist nicht durchdacht

Nach Kufens Rede folgte der politische Lagebricht von Thomas Preis, Chef des Apothekerverbandes Nordrhein. Es war die erste öffentliche Rede von Preis nach der Abkehr von CDU-Politiker Michael Hennrich vom Rx-Versandverbot und nachdem bekannt wurde, dass das Bundesgesundheitsministerium am Rx-Versandverbot zweifelt. So wie DAV-Chef Fritz Becker in der vergangenen Woche auf dem DAV-Wirtschaftsforum, rückte aber auch Preis von der Forderung nach einem Rx-Versandverbot keinen Deut ab.

Der Verbandschef verwies erneut auf das im Koalitionsvertrag von Union und SPD vereinbarte Rx-Versandverbot. Er spielte auf Hennrichs neuen Vorschlag im Versandkonflikt an und nannte ihn ein „nicht durchdachtes Umdenken“. Es sei jetzt wichtiger denn je, den „massiven Werbefeldzügen ausländischer Versandhändler schnell ein Ende zu setzen“. Preis stellte klar: „Weiteres Zuwarten führt unweigerlich zur Zerschlagung unseres funktionierenden Arzneimittelversorgungssystems mit gesetzlich vorgeschriebenen Gemeinwohlverpflichtungen zu Lasten der Schwächsten unserer Gesellschaft – den Alten und Kranken.“ 

Preis begrüßte es auch, dass der Koalitionsvertrag die Aussage enthält, dass es für Schülerinnen und Schüler im Gesundheitswesen künftig keine Schulgelder mehr geben soll – also auch für PTA nicht mehr. So werde „ein stückweit eine bessere Gesundheitsversorgung der Menschen in einer immer älter werdenden Gesellschaft ermöglicht“, betonte Preis. Denn die Apotheken vor Ort könnten so schon bald mehr dringend benötigte pharmazeutische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusätzlich einstellen.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Apothekenleistungen im Internet??

von Heiko Barz am 04.05.2018 um 11:18 Uhr

Nichts ist schneller, effektiver und verantwortungsvoller, von den selbstverständlichen allgemeinen sozialen Voraussetzungen einmal abgesehen, als die Deutsche Vor-Ort Apotheke.
Viele Leistungen werden in ihrer Wichtigkeit gar nicht mehr kausal bewertet, weil einfach schon immer da!
Der Erfolg der Holland-Versender reduziert sich ausschließlich auf die geldwerten Vorteile, die zum einen der Versicherungsgemeinschaft in toto gehören und und zum anderen den umworbenen Patienten nur als Lockmittel gelten.
Wenn es einen fairen Konkurrenzkampf gäbe, dem Doc Müller-Morris nun in keiner Weise zustimmte, dann gäbe es nicht die Spur eines Wirtschaftserfolges dieser Medikamentenpiraten.
Nichts, aber auch gar nichts, außer manipulierter Bonuszahlungen können die Hollandversender besser als wir Deutschen Apotheker.
Jeder einzelne Qualitätsfaktor, von der Deutschen Apotheke verlangt, wird von uns besser, verantwortungsvoller und mit umfangreicher Sozialkompetenz am Patienten durchgesetzt.
Da ich weiß, dass alle diese Faktoren dem GM Spahn bekannt sein dürften, braucht man sich keinerlei Hoffnung zu machen, die zu einer apothekenpositiven Grundsatzhaltung beim GM und dessen allseits bekannten Vita führen könnte.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Apothekenleistungen im Internet

von Christian Becker am 05.05.2018 um 11:07 Uhr

Zitat:
"Der Erfolg der Holland-Versender reduziert sich ausschließlich auf die geldwerten Vorteile, die zum einen der Versicherungsgemeinschaft in toto gehören und und zum anderen den umworbenen Patienten nur als Lockmittel gelten.
Wenn es einen fairen Konkurrenzkampf gäbe, dem Doc Müller-Morris nun in keiner Weise zustimmte, dann gäbe es nicht die Spur eines Wirtschaftserfolges dieser Medikamentenpiraten.
Nichts, aber auch gar nichts, außer manipulierter Bonuszahlungen können die Hollandversender besser als wir Deutschen Apotheker."
Nicht nur, dass Sie da recht haben - das ist ja sogar in der Begründung zum Urteil von 10/16 so zu lesen:
Ohne die Möglichkeit, die Preisbindung zu umgehen, können (ausländische) Versender nicht so gut auf den deutschen Markt.

Alle wissen es, keiner in verantwortlicher Position macht bisher (sicht- und hörbar) was.
Und dann ist es irgendwann zu spät und alle machen große Augen.

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