Antidepressiva

Studie: Auch Fluoxetin macht langfristig dick

Berlin - 25.05.2018, 13:30 Uhr

Depression und Übergewicht gehen häufig miteinander einher. Forscher fanden heraus, dass auch Normalgewichtige durch Antidepressiva ins Übergewicht rutschen können. (Foto: Imago)

Depression und Übergewicht gehen häufig miteinander einher. Forscher fanden heraus, dass auch Normalgewichtige durch Antidepressiva ins Übergewicht rutschen können. (Foto: Imago)


Einer aktuellen Kohortenstudie zufolge kann die langfristige Einnahme von Antidepressiva zu einer Gewichtszunahme führen – und zwar nahezu unabhängig von der Substanzklasse. Übergewichtige mit Depressionen können in einen Teufelskreis geraten. Apotheker sollten Betroffene ermutigen, ihre Medikamente nicht ohne ärztliche Rücksprache abzusetzen.

Dass viele Psychopharmaka der Figur schaden, ist hinreichend bekannt. Unter den Antidepressiva gelten die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) als überwiegend gewichtsneutral. In der Fachinformation von Fluoxetin wird sogar Gewichtsverlust als Nebenwirkung beschrieben.

Forscher haben in einer Kohortenstudie untersucht, wie sich die zwölf in Großbritannien am häufigsten verordneten Antidepressiva auf das Körpergewicht auswirken. Dabei fanden die britischen Wissenschaftler heraus, dass sich auch die SSRI bei längerem Gebrauch auf der Waage niederschlagen.

In der Studie wurde die Gewichtsentwicklung von 53.110 Antidepressiva-Patienten beobachtet und mit der einer repräsentativen Kontrollgruppe von 241.609 Personen verglichen. Der Beobachtungszeitraum betrug jeweils mindestens sechs Jahre und das Durchschnittsalter lag bei 51 Jahren. Bei der Adjustierung der Risikobeurteilung wurden Kofaktoren wie Alter, Geschlecht und Vorerkrankungen wie Schlaganfall oder Diabetes berücksichtigt.

Gewichtszunahme im zweiten Behandlungsjahr am größten

Den Ergebnissen zufolge, die im British Medical Journal erschienen sind, war das adjustierte Risiko, um mehr als fünf Prozent des Ausgangsgewichtes zuzulegen, unter Antidepressiva signifikant um 21 Prozent erhöht. Im zweiten Behandlungsjahr war das Risiko am größten und zwar um 46 Prozent erhöht.

In die Beobachtungsstudie waren sowohl Übergewichtige als auch Personen eingeschlossen, die zu Behandlungsbeginn Normalgewicht hatten. Für Normalgewichtige, die Antidepressiva einnahmen, war das Risiko, Übergewicht zu bekommen, um 29 Prozent erhöht. 

Trizyklika waren nicht die größten Dickmacher

Die zwölf untersuchten Medikamente gehörten zu den Substanzklassen der Serontonin-Noradrenalin-Wiederaufnehmehemmer, SSRI oder der trizyklischen Antidepressiva. Einige Patienten nahmen auch Trazodon oder Mirtazapin. Das Risiko einer Gewichtszunahme war für alle Substanzen konsistent und am höchsten für Mirtazapin, gefolgt von Citalopram und Duloxetin.

Überraschenderweise waren die älteren Trizyklika wie etwa Amitriptylin, Nortriptylin oder Dosulepin nicht die größten Dickmacher: So stieg in der Studie unter der Einnahme von Fluoxetin, Citalopram oder Sertalin das Gewicht stärker an als unter Amtitriptylin.

Die Autoren deuten in den Ergebnissen ein epidemiologisches Problem, denn in Großbritannien ist derzeit 60 Prozent der Bevölkerung übergewichtig und Antidepressiva werden dort häufig verschrieben. Allerdings muss man bedenken, dass es sich bei der Analyse um eine nicht-interventionelle Beobachtungsstudie handelt, die keine kausalen Rückschlüsse zulässt. 




Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

MAO-Hemmer und Gewicht

von Doris am 01.01.2020 um 15:45 Uhr

Hatte übee 10 Jahre Jatrosom genommen und dabei ca. 30 kg im Laufe von 5 Jahren zugenommen - ohne mehr gegessen zu haben. Wenn man die Erfahrungswerte von anderen hier im Netz unter Jatrosom ansieht, dann scheint dies üblich zu sein.

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Antidepressiva

von Stefán Niclas Stefánsson am 26.05.2018 um 14:47 Uhr

Es wäre interessant zu erfahren, welche Wirkung MAO Inhibitoren auf das Gewicht hätten. Mir ist nicht bekannt,
daß sie Gewichtszunehmend sind. Nicht immer sind die
neuen Medikamenten zu bevorzugen. Gewichtszunahme
erleichtert kaum die Depression.

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