H. Rüdiger et alNeues aus der Lectinologie –

Ausgelöst durch eine britische Fernsehsendung ("World in Action") am 10. 8. 1998 lief seit dem darauf folgenden Herbst bis jetzt eine Sensationsmeldung durch die wissenschaftliche (u. a. [1 - 4]) und die allgemeine Presse. Die Mitteilung besagte, schottische Wissenschaftler hätten herausgefunden, dass gentechnisch veränderte Nahrungsmittel schädlich für die Gesundheit seien. Die gentechnische Veränderung bestand in diesem Fall darin, dass in das Genom einer Kartoffelsorte die Erbinformation für das insektizide Lectin aus der Zwiebel des Schneeglöckchens übertragen worden war. Man sprach daher bald von "genetic hot potato" [1]. Damit rückte das Thema "Lectine" (vgl. [5]) nachhaltig in das öffentliche Bewusstsein. Zur Publizität des Begriffs "Lectin" trägt auch ein weiteres Mitglied dieser Proteinfamilie bei: Die Hoffnung, mit einem Lectin aus der Mistel Krebs wirksam behandeln zu können, wird wiederholt durch Berichte der Laienpresse und Firmenverlautbarungen genährt. Sicher ist es leicht, mit Schlagzeilen Emotionen wie Besorgtheit vor "Frankenstein-Food" oder Hoffnung auf Heilung durch "sanfte Medizin" zu wecken. Ob die Meldungen wirklich spektakulär sind, ist jedoch fragwürdig. Wir möchte dies auf Grund des gegenwärtigen Wissensstandes diskutieren.

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