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SWR-Sendung
Homöopathie-Erstattung: Viel Streit um keinen Wirkstoff?
Sollten Globuli weiterhin erstattungsfähig sein? Um diese
gesundheitspolitische Streitfrage ging es in der SWR-Sendung „zur
Sache“ am vergangenen Donnerstag. „Wer heilt, hat recht“, lautet die Devise der Homöopathie-Befürworter. Und
selbst ein Placeboeffekt könne positiv sein. Die Medizinerin Dr. Natalie Grams
sieht die Erstattungsfähigkeit von homöopathischen Arzneimitteln mit mangelhaftem Wirksamkeitsnachweis kritisch. Denn die Solidargemeinschaft solle
nicht für Zuckerkügelchen aufkommen müssen, so die Homöopathie-Kritikerin.
Homöopathie ist „ein heißes Eisen“, stellte Reporterin Andrea Gondorf bei ihren Recherchen für die SWR-Sendung „zur Sache“ fest. Ob Globuli wirken oder nicht, diese Frage stand im Mittelpunkt der Sendung am vergangenen Donnerstag, die von Clemens Bratzler moderiert wurde.
Derzeit übernehmen etwa zwei Drittel der Krankenkassen, teils nur zu einem Teil, die Kosten für homöopathische Arzneimittel. Zu Unrecht, finden Kritiker, denn die Wirksamkeit von Globuli sei nicht nachgewiesen. Die Erstattungsfähigkeit muss bleiben, finden Homöopathie-Befürworter und führen zur Begründung positive Behandlungserfahrungen ins Feld, nach dem Motto „Wer heilt hat Recht“.
Black Box Wirkmechanismus
Doch wie ist die Wirkung ohne Wirkstoff eigentlich zu erklären? Und weshalb verstärkt sich die Wirkung mit zunehmender Potenzierung? „Das wissen wir nicht, weil wir nicht wissen, was bei der Potenzierung genau passiert“, sagte Gita Finkelbein gegenüber dem SWR-Team, die in einer baden-württembergischen Apotheke arbeitet, die seit 100 Jahren homöopathische Arzneimittel selbst herstellt. Doch diese wissenschaftliche Black-Box stört Homöopathie-Anwender offenbar nicht. So erklärte Internist Dr. Markus Debus, Filderklinik Stuttgart, in der Sendung: „Die Patienten wissen letztendlich selbst, was Ihnen gut tut. Dafür brauche ich keine Studie.“
Eine Glaubensfrage also? Für Meidzinhistoriker Professor Robert Jütte vom Robert-Bosch-Institut Stuttgart gehört der Glaube zur Medizin. Denn die Medizin sei eine „Handlungswissenschaft“, bei der der Glaube die Behandlung beeinflusse. Und selbst wenn es sich bei der Globuliwirkung lediglich um einen Placeboeffekt handele, könne diese auch heilsam sein, argumentierte eine zugeschaltete Pfarrerin.
„Scheininnovation des Placeboeffekts“
Als Vertreterin der Homöopathie-Kritiker hatte der Moderator die Leiterin des „Informationsnetz Homöopathie“, Dr. Natalie Grams, ins Studio eingeladen. Die Medizinerin war in der Vergangenheit von der Homöopathie überzeugt und hatte viele Patienten damit behandelt. Der Sinneswandel kam, als sie sich mit der Wirksamkeit auseinandersetzte, erklärte Grams auf Nachfrage. Dabei stellte sie fest, dass die Wirkung homöopathischer Arzneimittel in klinischen Studien nicht größer als die von Placebo sei. Und dass die „guten Erfahrungen“ mit Homöopathika überwiegend bei leichten, selbstlimitierenden Erkrankungen gemacht würden wie etwas Schnupfen oder Magenverstimmung. „Hier heilt die Zeit die Wunden“, so die Ärztin.
Da die Wirksamkeit der Globuli nicht nachgewiesen sei, sollten diese nicht von den Krankenkassen erstattet werden. Eine Erstattungsfähigkeit suggeriere eine Wirksamkeit die nicht gegeben sei – zu Lasten der Solidargemeinschaft, die für Zucker bezahle. Zwar gibt es auch in der Schulmedizin sogenannte Scheininnovationen. Doch im schulmedizinischen Bereich hätten sich die Bedingungen für die Kostenübernahme verschärft, was aus Sicht der Ärztin bei den Homöopathika ebenfalls geschehen müsse: „Wenn man so will, ist die Homöopathie die Scheininnovation des Placeboeffekts und da guckt keiner genau hin, das finde ich problematisch“.
1 Kommentar
Was soll diese ewige Kritik?
von Hummelmann am 24.09.2018 um 9:39 Uhr
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