- DAZ.online
- News
- Politik
- TK: Industrie forscht an ...
Innovationsreport 2018
TK: Industrie forscht an der falschen Stelle
Der neue Innovationsreport der Techniker Krankenkasse (TK) hat eine verhalten positive Botschaft: Die neuen Arzneimittel des Jahres 2015 schnitten in der Bewertung besser ab und kosteten etwas weniger als die Neueinführungen des Vorjahres. Dennoch sieht TK-Chef Jens Baas die Kosten für Arzneimittel in den kommenden Jahren aus dem Ruder laufen, werden jetzt nicht die bestehenden Schlupflöcher gestopft. Dabei gibt es durchaus noch Krankheiten, in denen eine Unterversorgung zu beklagen ist, wie der aktuelle Report zeigt: etwa bei Demenz.
Der Innovationsreport 2018, den die Techniker Krankenkasse (TK) am heutigen Mittwoch vorgestellt hat, wirft einen Blick auf die 32 Arzneimittel-Neueinführungen des Jahres 2015 (eigentlich waren es zwar 37, doch fünf davon laut TK nicht für die ambulante Versorgung relevant). Was sind das für Präparate? Wie steht es um ihren Zusatznutzen für die Patienten, wie setzen sie sich in der Versorgung durch und was kosten sie mittlerweile? Die TK nimmt hier eine gewisse „Spätbewertung“ vor, die das 2011 eingeführte Verfahren der frühen Nutzenbewertung nicht vorsieht.
In diesem nun im sechsten Jahr erschienenen Report konnten mithilfe
des gewohnten Bewertungsschemas in der Gesamtbewertung zum ersten Mal sieben
„grüne Ampeln“ vergeben werden: vier gab es für „normale“ Innovationen
(Ceritinib/Zykadia®, Cobimetinib/Cotellic®, Secukinumab/ Cosentyx® und Trametinib/
Mekinist®), drei für die gesondert betrachteten Orphan Drugs (Blinatumomab/ Blincyto®,
Kyprolis® und Lumacaftor/Ivacaftor/Orkambi®). Die Wissenschaftler vom Socium
Forschungszentrum an der Universität Bremen vergaben zudem 15 Arzneimitteln
eine gelbe und zehn eine rote Ampel. Das ist vergleichsweise gut: Im Vorjahr leuchteten
nur 17 gelbe und 15 rote Ampeln. In den Jahren zuvor sah es auch nicht viel besser aus.
Glaeske: Spätbewertung notwendig
„Fortschritte sehen wir im Bereich der Krebstherapie der akuten lymphatischen Leukämie und des multiplen Myeloms. Auch bei der Behandlung der Mukoviszidose zeigt ein Medikament einen deutlichen Zusatznutzen“, erklärte Professor Dr. Gerd Glaeske von der Universität Bremen. Bedenklich sei allerdings, dass erneut einige negativ bewertete Präparate ihren Weg bereits in medizinische Leitlinien gefunden haben. Insgesamt befinden sich 28 der 32 bewerteten Arzneimittel in Leitlinien. Zudem seien für die neuen Präparate bereits sechs Rote-Hand und acht Blaue-Hand-Briefe verschickt worden – dies zeige, wie wichtig eine sorgfältige Beobachtung neuer Arzneimittel im Versorgungsalltag sei, so Glaeske. Auch, dass nur drei von insgesamt elf Orphan Drugs eine grüne Ampel erhielten, findet er enttäuschend. Er kann nach wie vor nicht verstehen, dass die Präparate nicht – wie in anderen Ländern auch – ein ganz normales Frühbewertungsverfahren durchlaufen. Nach den gegenwärtigen AMNOG-Regeln wird ihnen ein Zusatznutzen automatisch unterstellt.
Immuntherapeutika im Fokus
Der Report zeigt zudem, dass der geringste Teil der
untersuchten Arzneimittel günstiger als die zweckmäßige Vergleichstherapie
ist. Nur zwei der neuen Arzneimittel erhielten eine grüne „Kostenampel“,
während sie bei 13 Wirkstoffen gelb und bei fünf Wirkstoffen rot zeigt. Professor
Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen
Ärzteschaft und wie Glaeske Herausgeber des TK-Innovationsreports, erklärte,
dass erneut vor allem die onkologischen Wirkstoffe sehr teuer sind. Und unter
den 32 bewerteten Arzneimitteln waren zwölf onkologische. „Wir wissen, dass diese hohen Preise weder die
Kosten für Forschung und Entwicklung noch den Zusatznutzen widerspiegeln,
sondern die Bereitschaft des Marktes (in den Industrienationen) derartig hohe
Preise zu bezahlen“, sagt der Onkologe Ludwig. Besonders im Fokus der
Pharmaindustrie stünden derzeit Immuntherapeutika, die insbesondere bei
Krebserkrankungen inzwischen auch in Kombinationen eingesetzt werden und sehr
hohe Kosten verursachen, ohne dass aussagekräftige Langzeitergebnisse zu ihrer
Wirksamkeit und Sicherheit vorlägen.
1 Kommentar
Irgenwas unklar - einfach Glaeske fragen
von Ratatosk am 25.10.2018 um 10:45 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.