Falscher Wirkstoff, falsche Dosis

NOAK: Medikationsfehler oft schuld an Komplikationen

Stuttgart - 08.11.2018, 14:00 Uhr

Viele Komplikationen, zum Beispiel Blutungen, unter NOAK könnte man vermeiden. (c / Foto: mizina / stock.adobe.com)                                          

Viele Komplikationen, zum Beispiel Blutungen, unter NOAK könnte man vermeiden. (c / Foto: mizina / stock.adobe.com)                                          


Untersuchungen zufolge ließen sich viele unerwünschte Wirkungen der direkten oralen Antikoagulanzien vermeiden, weil sie die Folge von Medikationsfehlern sind: Zu den häufigsten gehören die Auswahl des falschen, also eines für den Patienten ungeeigneten, Wirkstoffs und eine fehlerhafte Dosierung.

Immer mehr Patienten werden mit direkten oralen Antikoagulanzien beziehungsweise Nicht-Vitamin-K-antagonistischen oralen Antikoagulanzien (DOAK/NOAK) behandelt. Seit 2011 sind vier NOAK auf dem Markt:

  • Dabigatran (Pradaxa®)
  • Apixaban (Eliquis®)
  • Edoxaban (Lixiana®)
  • Rivaroxaban (Xarelto®)

    Dabigatran, Apixaban, Edoxaban und Rivaroxaban sollen mindestens so effektiv und sicher sein wie Vitamin-K-Antagonisten. 

Zumindest war das in den meisten randomisierten, kontrollierten Zulassungsstudien der Fall, in denen die Nichtunterlegenheit der NOAK im Vergleich zu den Vitamin-K-Antagonisten gezeigt werden sollte.

Kontrollierte Studien vs. Realität

In der Realität scheint das nicht immer der Fall zu sein. So kam zum Beispiel eine vergleichende Kohortenstudie mit Daten von drei deutschen Krankenversicherungen zu Sicherheit und Wirksamkeit von VKA und NOAK zu dem Ergebnis, dass bei Patienten mit Vorhofflimmern die Therapie mit VKA effektiver und sicherer zu sein scheint als die Behandlung mit NOAK. Allerdings könnte das auch am Alter und den Komorbiditäten der eingeschlossenen Patienten gelegen haben – die in diesem Kollektiv älter und kränker waren als in den kontrollierten Studien. 

Viele Komplikationen vermeidbar

Allerdings könnten zumindest ein Teil der Komplikationen während einer Behandlung mit oralen Antikoagulanzien vermieden werden – sie sind nämlich die Folge von Medikationsfehlern. Dazu zählen Einnahmefehler, ungenügende Überwachung des Blutbildes und/oder der Nieren- und Leberwerte, keine Dosisanpassung bei nachlassender Nierenfunktion und mangelnde Berücksichtigung pharmakokinetischer und pharmakodynamischer Interaktionen. Dies wird untermauert durch eine belgische Beobachtungsstudie. In dieser Studie wurden nämlich mehr als die Hälfte der schwerwiegenden Nebenwirkungen oraler Antikoagulanzien durch Medikationsfehler verursacht. Sie wären also vermeidbar gewesen. 



jb / DAZ.online
redaktion@daz.online


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