DAZ.online: In Ihrem Interpharm-Vortrag
wird es um CGRP-Antikörper gehen, die zur Migräneprophylaxe eingesetzt werden.
Es handelt sich dabei um ein völlig neues Wirkprinzip. Stellen die Antikörper
ihrer Meinung nach auch aus therapeutischer Sicht einen Durchbruch dar? Gab es hier
einen ungedeckten Bedarf?
Bendas: Angesichts der hohen Prävalenz der Migräneerkrankung
von über 10 Prozent und des Leidensdrucks der betroffenen Patienten existiert
ohne Zweifel ein ungedeckter Bedarf in der Optimierung der Pharmakotherapie,
insbesondere der medikamentösen Prophylaxe. Die hierfür bisher eingesetzten leitliniengerechten
Wirkstoffe sind unter anderem bestimmte Betablocker, der Calciumantagonist Flunarizin
oder die Antiepileptika Topiramat oder Valproinsäure, die aber eben nicht für
diese Indikation entwickelt wurden. Trotz einer evidenzbasierten Wirksamkeit weisen
sie diverse Anwendungsbeschränkungen für bestimmte Patienten und verschiedene
Nebenwirkungen auf. Daraus resultiert eine bisher geringe Akzeptanz der
medikamentösen Prophylaxe, Fachkreise sprechen von nur circa 20 Prozent der
behandlungsbedürftigen Migränepatienten in der Prophylaxe. Auch die Adhärenz
der Patienten in der Prophylaxe ist sehr gering. Dies könnte sich grundlegend
durch die CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide)-Antikörper ändern. Durch die
funktionelle Blockierung des CGRP wird erstmals eine Struktur gehemmt, die
unmittelbar in die Migränepathologie eingebunden ist. Daher zeigen die
Antikörper eine sehr gute Verträglichkeit und eine ausgesprochen geringe
Nebenwirkungsrate. Durch die nur einmal monatliche subkutane Applikation durch
die Patienten selbst resultiert hieraus eine wesentlich bessere Akzeptanz und
Adhärenz der Patienten. Realistisch muss man aber feststellen, dass der
therapeutische Erfolg etwas hinter den erhofften Erwartungen der Studien
zurückblieb und die bisherigen Wirkstoffe in der Prophylaxe nicht überflügelt. Für den direkten Vergleich
fehlen aktuell aber auch Studiendaten. Also, ist dies nun ein therapeutischer
Durchbruch? Hinsichtlich der therapeutischen Wirksamkeit eigentlich nur
bedingt; aber absolut in Hinblick auf eine akzeptierte und nebenwirkungsarme
Prophylaxe der Patienten bei hoher Adhärenz.
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