Nur noch jeder Fünfte

Trend setzt sich fort: Weniger Antibiotika bei Erkältung

Berlin /Hamburg - 13.09.2019, 14:00 Uhr

Offenbar setzt langsam ein Umdenken ein und Patienten mit Erkältung bekommen seltener Antibiotika verschrieben als noch vor einigen Jahren. (Foto: elnur/stock.adobe.com)

Offenbar setzt langsam ein Umdenken ein und Patienten mit Erkältung bekommen seltener Antibiotika verschrieben als noch vor einigen Jahren. (Foto: elnur/stock.adobe.com)


Grippale Infekte werden meist durch Viren ausgelöst, Antibiotika sind demnach wirkungslos. Dennoch werden sie verordnet, in den letzten Jahren allerdings zunehmenden seltener. Dieser Trend setzt sich offenbar fort. Das teilt die Techniker Krankenkasse am heutigen Freitag mit und nimmt dabei Bezug aus Zahlen aus ihrem aktuellen Gesundheitsreport.

Die große Mehrheit der Erkältungsinfekte mit Symptomen wie Schnupfen oder Husten werden durch Viren hervorgerufen. Antibiotika helfen aber bekanntermaßen nur gegen bakterielle Infekte. Durch ihren falschen Einsatz können multiresistente Keime entstehen. Offenbar findet hier aber langsam bei den Ärzten ein Umdenken statt. 2018 bekam laut dem aktuellen Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK) rund jeder fünfte Patient, der wegen einer Erkältung krankgeschrieben war, von seinem Arzt ein Antibiotikum verschrieben (22 Prozent). Vor zehn Jahren  waren es noch rund 38 Prozent und damit mehr als jeder Dritte der krankgeschriebenen Versicherten. Damit setze sich der Trend fort, dass immer weniger Antibiotika bei Erkältungskrankheiten verschrieben werden, so die TK. Sind Beschäftigte nur kurz - zwischen ein und drei Tagen - wegen Erkältungssymptomen krankgeschrieben, erhielten sie 2018 nur in 16 Prozent der Fälle ein Antibiotikum. 2008 waren es noch 30,5 Prozent - fast doppelt so viel.

In dieselbe Richtung deuten Zahlen aus Versorgungsatlas-Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI), die vor kurzem vorgestellt wurden. Demnach wurden 2010 zulasten der GKV noch 562 Verordnungen über Antibiotika pro 1000 Versicherte ausgestellt, 2018 waren es nur noch 446. Das entspricht einem Rückgang von 21 Prozent. Besonders stark ist der Rückgang, der alle Altersgruppen betrifft, bei Kindern. Demnach hat sich bei Neugeborenen und Säuglingen (0 bis ein Jahr) die Zahl der Verordnungen fast halbiert: Von relativ hohen 630 Verordnungen pro 1000 Versicherten im Jahr 2010 auf 320 Verordnungen im Jahr 2018 (-49 Prozent). 

„Entwicklung geht in die richtige Richtung“, 

„Die Entwicklung geht in die richtige Richtung“, sagt Dr. Jens Baas, Vorsitzender des Vorstands der TK. „Es ist wichtig, dass Antibiotika nur dann verordnet werden, wenn sie wirklich notwendig sind und das Medikament auch gegen die Erkrankung hilft. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass immer weniger neue Antibiotika auf den Markt kommen und gleichzeitig mehr multiresistente Keime entstehen, ist es sehr wichtig, sie verantwortungsvoll einzusetzen. Sonst erhöht sich die Gefahr, dass Antibiotika nicht mehr wirken.“ 


jb / DAZ.online
redaktion@daz.online


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