US-Studie

Arme städtische Gebiete leiden am meisten unter Apothekenschließungen

Remagen - 31.10.2019, 10:14 Uhr

Laut einer aktuellen US-Studie leiden insbesondere einkommensschwache Einwohner städtischer Gebiete unter Apothekenschließungen. ( r / Foto: imago images / Levine Roberts)

Laut einer aktuellen US-Studie leiden insbesondere einkommensschwache Einwohner städtischer Gebiete unter Apothekenschließungen. ( r / Foto: imago images / Levine Roberts)


In den USA wurde zwischen 2009 und 2015 jede achte Apotheke geschlossen. Besonders traf es Apotheken in einkommensschwachen städtischen Regionen und unabhängige Apotheken. Welche Faktoren könnten speziell dafür verantwortlich sein? Das haben Wissenschaftler jetzt untersucht.

Wissenschaftler von der Universität von Illinois in Chicago und der Johns Hopkins Universität in Baltimore, Maryland haben Trends bei Apothekenschließungen in den USA untersucht und die Faktoren analysiert, die mit solchen Schließungen verbunden sein könnten. Nach ihrer Erhebung, die in JAMA Internal Medicine veröffentlicht wurde, stieg die Gesamtzahl der Apotheken in den USA zwischen 2009 und 2015 von 62.815 auf 67.721. Von den 74.883 Apotheken, die zu irgendeinem Zeitpunkt in Betrieb waren, waren bis 2015 9.564 (12,8 Prozent) geschlossen worden, das heißt etwa jede achte.

Unabhängige Apotheken und ärmere städtische Gegenden stärker betroffen

Die meisten Schließungen betrafen unabhängige Apotheken, also Apotheken die nicht in Ketten-Hand sind, und Standorte in ärmeren städtischen Gebieten. „Ärmere“ Gebiete assoziieren die Autoren mit unverhältnismäßig vielen Patienten mit geringem Einkommen, nicht versicherten und öffentlich versicherten Personen. Insgesamt war das Risiko einer Schließung in städtischen Regionen im Vergleich zu nichtstädtischen signifikant höher. In nichtstädtischen Gebieten waren die genannten Faktoren auch nicht mit den Schließungen assoziiert.

„Dies ist ein besorgniserregender Indikator für Apotheken, die Gemeinden versorgen, in denen es für Patienten mit niedrigem Einkommen ohnehin schwierig sein kann, an ihre Medikamente zu kommen“, kommentiert die Senior-Autorin Dima Qato vom College of Pharmacy an die Universität von Illinois die Ergebnisse

„Die Bemühungen, den Zugang zu verschreibungspflichtigen Medikamenten zu verbessern, konzentrierten sich fast ausschließlich auf die Senkung der Arzneimittelkosten“, fügt Qato an, „aber erschwingliche Medikamente sind nicht leicht zugänglich, wenn eine lokale Apotheke schließt". Sie fordert deshalb Richtlinien, die speziell die Schließung von Apotheken regeln.

Landapotheken bekommen höhere Erstattungen

Die Wissenschaftlerin vermutet, das städtische Apotheken anfälliger sein könnten, weil sie nicht die gleichen finanziellen Anreize haben wie ländliche Apotheken. Viele Staaten hätten Programme eingeführt, die höhere Erstattungssätze für ländliche Apotheken vorsehen, um sicherzustellen, dass keine Apothekenwüsten entstehen.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Muß USA immer ein Vorbild sein? Nein !!

von Heiko Barz am 31.10.2019 um 19:27 Uhr

Wenn bei uns nicht wirksam dagegen gesteuert wird, dann dauert es nicht lange, und das gierige Großkapital - siehe USA - wird das äußerst soziallabile Deutsche Gesundheitssystem ohne jede zwingende Not an die Wand gekarrt. Dass nun eidgebundene Deutsche Minister gegen jede Vernunft (Koalitionsvertrag) und mit sehr fragwürdigen eurojuristischen Winkelzügen den Deutschen Patienten das Recht auf eine valide und berechenbare AM-Versorgung entziehen wollen, ist rational nicht nachzuvollziehen.
Beim RXVV ist das sogar mit „Schützenhilfe“ der für uns repräsentativ eingesetzten „Führungsriege“ geschehen. ( Geheimabsprachen?? ) nun beginnt auch in der CDU langsam die sich auch zeitlich aufdrängende Diskussion über das sicher vermeidbare Momentum der Arzneimittelengpässe und wem diese patientenfeindliche Situation zuzuschreiben ist. Wir kennen schon lange Ross und Reiter. Dabei ist mit besonderem Gewicht der AOK Mensch Hermann zu nennen, der kürzlich durch sehr unangemessene Apanageforderungen nicht besonders angenehm aufgetreten ist. Zum eigenen Vorteil läßt dieser Herr alle akademische Kontenance vermissen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.