Grippeimpfstoff

KV Bayern fällt Apothekern in den Rücken

Stuttgart - 29.11.2019, 14:00 Uhr

Ärger um den Grippeimpfstoff: Die KV in Bayern fürchtet nun, dass es ihren Mitgliedern als unwirtschaftliche Verordnung ausgelegt werden könnte, wenn sie – wie von den Apotheken gewünscht – nicht mehr als 70 Dosen pro Zeile verordnen. (m / Foto: imago images / Christian Ohde)

Ärger um den Grippeimpfstoff: Die KV in Bayern fürchtet nun, dass es ihren Mitgliedern als unwirtschaftliche Verordnung ausgelegt werden könnte, wenn sie – wie von den Apotheken gewünscht – nicht mehr als 70 Dosen pro Zeile verordnen. (m / Foto: imago images / Christian Ohde)


Aufgrund der Neuregelung der Grippeimpfstoffvergütung – 1 Euro pro Dosis und maximal 75 Euro pro Verordnungszeile – haben Apotheker ihre Ärzte gebeten, nicht mehr als 70 Dosen pro Zeile zu verordnen. Auch zwischen Apothekerverbänden und Kassenärztlichen Vereinigungen gab es diesbezüglich Gespräche – in Bayern offensichtlich ohne Erfolg. Die dortige KV fordert ihre Mitglieder explizit dazu auf, der Bitte der Apotheker nicht nachzukommen.

Seit dem TSVG ist das Apothekenhonorar für Grippeimpfstoffe bei 75 Euro pro Verordnungszeile gedeckelt – 1 Euro gibt es pro Dosis. Viele Verbände haben deswegen im Vorfeld mit den KVen gesprochen und sie auf das Problem hingewiesen, dass größere Bestellungen in einer Zeile für die Apotheke extrem unwirtschaftlich werden. Auch haben Apotheker selbst ihre Verordner vor Ort über die Sachlage informiert und gebeten, nicht mehr als 70 Dosen pro Zeile zu verordnen. 

Wer ganz sicher gehen wollte, bat um nicht mehr als 70 Dosen pro Rezept. Denn Fakt ist: Je größer die bestellte Menge, desto unrentabler wird es für die Apotheke. Bei 150 Dosen beispielsweise gibt es nur noch 50 Cent pro Dosis. Wie die einzelnen KVen mit diesem Wissen umgegangen sind, ist allerdings sehr unterschiedlich. Manche KVen, zum Beispiel in Hamburg, haben deswegen ihren Ärzten empfohlen, nur noch Verordnungen mit einer Gesamtmenge von maximal 70 Impfdosen (7x10) pro Rezept auszustellen. Größere Bestellungen sollten auf mehreren Rezepten erfolgen. In Baden-Württemberg hielt die KV hingegen ihre Vertragsärzte an, die Gesamtmenge auf einem Rezept zu bestellen.

KV in Bayern fürchtet Auslegung als unwirtschaftlich

Anscheinend kommt eine Reihe von Ärzten dem Wunsch der Apotheker nach – laut einer nicht repräsentativen Umfrage von DAZ.online verordnen die Ärzte bei knapp über der Hälfte der Apotheker nicht mehr als 70 Dosen pro Rezept.

Die KV in Bayern fürchtet allerdings nun, dass es ihren Mitgliedern als unwirtschaftliche Verordnung ausgelegt werden könnte, wenn – wie von den Apotheken gewünscht – nicht mehr als 70 Dosen pro Zeile rezeptiert werden. Das ließe sich nicht vorhersagen, heißt es im Rundschreiben. Deshalb rät sie davon ab. Wörtlich schreibt die KV:


Wie wir erfahren haben, kommen Apotheken mit der Bitte auf Sie zu, maximal 70 Grippeimpfstoffe pro Verordnungszeile zu rezeptieren. Die Hintergründe liegen in den neuen Regelungen des TSVG zur Preisfindung bei saisonalen Grippeimpfstoffen. Wir empfehlen Ihnen weiterhin, Ihren Bedarf bzw. die Gesamtmenge der aktuellen Belieferung durch die Apotheke in einer Verordnungszeile zu verordnen, also genau wie sie geliefert und in ihrer Praxis gelagert wird.“

Rundschreiben der KV Bayern


Bleibt zu hoffen, dass die Mediziner lieber auf ihren Apotheker hören als auf die KV. Zumal diese ja selbst einräumt, nicht sagen zu können, ob eine Verordnung von nicht mehr als 70 pro Zeile als unwirtschaftlich ausgelegt wird. Für die Apotheker hingegen sind größere Mengen definitiv unwirtschaftlich.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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7 Kommentare

Grippeimpfungen

von Pille62 am 02.12.2019 um 11:57 Uhr

Einführung der Grippe- Impfpflicht
Impfung durch Gesundheitsämter, Berufsgenossenschaften u. MD und aller Arbeitsmediziner in Großfirmen und außerhalb.
Vorteil:. Dem Gewinnstreben der Ärzteschaft entzogen.
Die Ärzte haben mehr Zeit für Gespräche mit Ihren
Patienten.
Die Ärzte im Gesundheitsamt kosten nix.
Die Kassen sparen super viel weil der Impfstoff
ohne Aufschlag ist kommt ja direkt vom Hersteller.
Die Volkswirtschaft spart durch weniger Grippefälle.
Finde ich gut, spart übrigens Platz im Kühlschrank und Vorfinanzierung entfällt.

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endlich die Endkunden informieren

von Pille Palle am 02.12.2019 um 9:39 Uhr

mir kommt immer mal wieder die Galle hoch, wenn mir die Kunden erklären, dass die böse Pharma ohnehin zuviel verdient und dass die reichen Apotheker endlich.... mal von ihren Listenpreisen abrücken sollten und faire Angebote undsoweiter. Wir müssen weg von der Geizistgeil- Mentalität denn Premiumqualität zum Schnäppchenpreis ist auch in den Politikergehirnen (außer beim eigenen Salär) zu fest als Maxime eingebrannt. Wir sollten darauf achten, uns Qualtität LEISTEN zu wollen bevor wir es nicht mehr können. Und diese Botschaft MUSS auch in die Yellowpress übernommen werden. Sonst haben wir bald Zustände wie in Greatbritain (schauen Sie denen mal auf bzw. in den Mund, in der Mehrzahl Steinbruch- Baustelle) oder USA (wer sich´s leisten kann, ist gesund, wer nicht, persönliches Pech...), während wir alle Hirngespinstern nachjagen (ja, Cannabis hilft gegen alles, ALLES!!)

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Arzt und Apotheke entscheiden beide über ihre jeweilige Wirtschaftlichkeit selbst

von Christoph Gulde am 01.12.2019 um 9:11 Uhr

Ich empfinde die Deckelung der Deckelung auf 1€ als eine Missachtung unserer Leistung auf Seiten der Politik, das vorab.
Als Reaktion auf diese Geringschätzung habe ich meinen Ärzten zwei Modelle angeboten:
Modell 1: Der Arzt verordnete seine Impfstoffmenge in einer Zeile: Dann konnte er die gesamten Impfstoffe direkt nach Eintreffen abholen - und ich meine abholen. Es steht nirgends, dass wir ausliefern.
Modell 2: Für den Arzt ist es wirtschaftlicher und praxistauglicher, wenn er die Impfstoffe in Portionen bekommt. Dann war es auch für mich wirtschaftlich möglich, in Mengen um die 70 auszuliefern und Impfstoffe in meinen Kühlschränken für ihn zwischenzulagern.
Beide Modelle kamen bei mir zum Einsatz.
Dass mir der Arzt privatrechtlich haftend unterschreibt, die vorbestellten Impfstoffe auch abzunehmen, bevor ich vorbestelle, versteht sich dabei von selbst.
Wir gehen dabei sehr respektvoll, professionell und auf Augenhöhe miteinander um zur beiderseitigen Zufriedenheit.
Ich verstehe die Sorge des Arztes vor Regressen, genauso wie ich für meinen Betrieb mich um Wirtschaftlichkeit zu kümmern habe.
Der eigentlich Skandal ist der Deckel!

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Von vornherein Quatsch

von Stefan Schwenzer am 29.11.2019 um 20:26 Uhr

Die Empfehlung der Apothekerverbände und die Hoffnung man könnte die Ärzte doch einfach bitten, maximal 70 Impfdosen aufzuschreiben war doch von vornherein Quatsch. Man kann jetzt auch nicht auf die KV Bayern schimpfen, weil die ihren Ärzten eine wirtschaftliche Verordnungsweise nahelegt. Das ist schließlich ihre Aufgabe. Dass die ABDA die Deckelung auf 70 Euro pro Zeile akzeptiert hat ist der eigentliche Skandal. Man hätte da klarer signalisieren müssen, dass es dafür eben nicht geht. Stattdessen hat man sich unglücklich auch noch das Thema Impfen in der Apotheke gegriffen und es sich dadurch mit den Ärzteverbänden komplett verscherzt. Es war doch zu erwarten, dass die dann garstig reagieren.
Wir werden jedenfalls in der nächsten Saison wahrscheinlich Magnum Mandel statt Grippeimpfstoff verkaufen, da ist die Spanne höher.

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Grippeimpfung

von Zück am 29.11.2019 um 20:15 Uhr

Die meisten Ärzte klagen über nicht vergüteten Mehraufwand -
warum soll es den Apotheken nicht ebenso gehen....
Für eine private Twinrix-Impfung (der Impfstoff auf P-Rezept wird inzwischen von einigen? ges.KK erstattet) stellt der Kinderarzt den Eltern eine Impfrechnung über 11,-€ aus...
Was würden impfende Apotheken für einen flu-shot bekommen ?

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Die Lösung ist doch ganz einfach:

von Felix Maertin am 29.11.2019 um 15:07 Uhr

1. Ich erinnere den Arzt nicht mehr an die Bestellung.
2. der Arzt bespricht die Bestellung mit dem Außendienst der Impfstoffhersteller.
3. Ich garantiere dem Hersteller, die Ware anzunehmen unter der Voraussetzung, dass der Arzt mir garantiert, diese am gleichen Tag abzuholen und das Rezept vorzulegen.
4. Sollte es nicht klappen, hat der Hersteller den ganzen Tag Zeit sich darum zu kümmern. Solange die Kühlakkus in der Wanne die nötige Temperatur halten...

Keinen Finger mache ich mehr krumm, wenn die Politik eine reibungslose hochwertige Grippe-Impfstoffversorgung will, muss dafür bezahlt werden.

Ich trage doch kein Risiko über 10.000€ und erhalte dafür 75€!

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AW: Die Lösung ist doch ganz einfach

von Karl Friedrich Müller am 29.11.2019 um 15:36 Uhr

oder keine Impfstoff Lieferungen mehr. Soll der Hersteller direkt an die Ärzte liefern. Und abrechnen.
Für das Geld ist kein Service möglich. Und das Risiko zu hoch.
Die Missgunst wird zu viel. Viel zu viel. Politik, KV,Kassen, Ärzte....Seid ihr noch ganz dicht?

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