DAZ-Adventsrätsel – Tag 13

Elementares zum Apotheker auf der Opernbühne

Stuttgart - 13.12.2019, 01:00 Uhr

Es ist dunkel. Nur aus dem Orchestergraben, in dem der Dirigent schon Platz genommen hat, scheint noch Licht. Stille und gespannte Erwartung. Heute verbirgt sich hinter dem Rätseltürchen etwas für Opernfreunde. (Foto: goldpix / stock.adobe.com)

Es ist dunkel. Nur aus dem Orchestergraben, in dem der Dirigent schon Platz genommen hat, scheint noch Licht. Stille und gespannte Erwartung. Heute verbirgt sich hinter dem Rätseltürchen etwas für Opernfreunde. (Foto: goldpix / stock.adobe.com)


Heute geht es in unserem Adventskalender um die Oper. Hier tauchen Apotheker zwar eher selten und zumeist am Rande auf, aber ein paar Auftritte haben sie dann doch. So gibt es zum Beispiel bei Jacques Offenbach in der 1865 in Bad Ems uraufgeführten Opéra comique „Coscoletto“ einen Apotheker, der seinem Namen „Arsenico“ alle Ehre macht. Allerdings hat er sich nicht nur auf Arsen spezialisiert. Arsenico hat auch ein anderes Mittelchen in seinem Repertoire und mit diesem hat die heutige Rätselfrage zu tun.

Joseph Haydn (1732 bis 1809), dessen wohl berühmteste Melodie uns Jogis Jungs vor ihren Länderspielen regelmäßig als Nationalhymne getarnt entgegenschmettern, hat gleich eine ganze Oper nach einem Angehörigen unseres Berufsstandes betitelt: Protagonist von „Lo speziale“ ist der Apotheker Sempronio, dessen Arbeitsalltag vor allem darin besteht, Boulevardblättchen zu lesen. Und auch ansonsten hat der Apotheker wahrlich Besseres zu tun hat, als sich um Kundenberatung und Salbenmischen zu kümmern. Sein Gehilfe Mengone und der Dandy Volpino wollen nämlich Sempronios Mündel Grilletta rumkriegen – was Sempronio nicht zulassen kann, hat er doch selbst ein Auge auf sie geworfen. Am Ende allerdings zieht er den Kürzeren, das Rennen macht Mengone. 

Neben Haydn verhalf auch der nicht ganz so stadientaugliche österreichische Komponist Carl Ditters von Dittersdorf (1739 bis 1799) unserem Berufsstand mit einem Operntitel zu Ruhm, wenngleich wir diesen Ruhm im Falle des 1786 in Wien uraufgeführten Singspiels „Doktor und Apotheker“ mit den Ärzten teilen müssen. Und hier wird gleich deutlich, worum es unter anderem geht: Auch wenn die Debatte darum, ob auch Apotheker impfen dürfen, im Libretto noch keine Rolle spielt, kommt doch die ewig währende Fehde zwischen Verordnern und Dispensierern zum Tragen. So etwa wenn Apotheker Stößel seinen Kontrahenten, den Arzt Krautmann, als „Rezeptenfabrikant“ tituliert und im Gegenzug – wenig kreativ in der Wortvariation – als „Pillenfabrikant“ abgestempelt wird.

Den großen diesjährigen Jubilar der klassischen Musik wollen wir auch nicht außen vor lassen, nämlich Jacques Offenbach (1819 bis 1880), der als echter Kölscher Jung vor 200 Jahren – noch mit dem Vornamen Jakob – in der Karnevalshochburg am Rhein geboren wurde. Wer sich durch seine umfangreiche Hinterlassenschaft für das Musiktheater wühlt, stößt dabei unweigerlich auch auf die 1865 in Bad Ems uraufgeführte Opéra comique „Coscoletto“, in der einmal mehr Liebe und Triebe im Mittelpunkt stehen. So etwa hat es der namensgebende Protagonist auf die Blumenhändlerin Delfina abgesehen, und Mariana, die Frau des Makkaronihändlers Frangipiani, wird gleich mehrfach umworben. Auch hier löst sich, nachdem zwischendurch mal so nebenbei der Vesuv ausgebrochen ist, letztlich alles im Guten auf: Gemeinsam stimmt man einen Lobgesang an … natürlich auf die Makkaroni.

Nun dürfte bekannt sein, dass Offenbach ein Faible für Diabolisches hat, hat er doch nicht nur seinen Orpheus in die Unterwelt geschickt, sondern auch die vier Angebeteten des romantischen Dichters E.T.A. Hoffmann vom Teufel in gleich vier Gestalten auf jeweils ziemlich fiese Art und Weise um die Ecke bringen lassen. Insofern verwundert es kaum, wenn auch der Apotheker, den Offenbach im ganzen „Coscoletto“-Trubel auftreten lässt, diabolische Züge trägt: Seinem Namen „Arsenico“ macht er als einer von Marianas Verehrern gleich alle Ehre, wenn er dem Hund seines Konkurrenten um die Grazie, des Darmsaitenfabrikanten Polycarp, einen Tropfen seiner „Spezialmischung“ verabreicht. Die Herstellungsvorschrift:

„Zwei Lot pulverisiertes Arsen, 16 Gramm Strychnin, aufgelöst in einem Viertelliter Chlorwasserstoff, mit einer Prise Zyankali und etwas Schwefelsäure versetzt.

Das trauernde Herrchen tröstet Arsenico dann auch ganz empathisch:

„Gefüllt mit Gift bis an die Schnauze, stört Fiffi niemand mit Gegauze!“

Und auch ansonsten erfreut der Apotheker ein jedes diabolische Gemüt mit Reim-Perlen wie:

„Zyankali im Gepäck,

schon ist die Verwandtschaft weg!“

Oder:

„Hast Strychnin du stets zur Hand,

wird rasch des Weibes Zorn gebannt!“

Wer nun aber denkt, Apotheker Arsenico hätte sich lediglich darauf spezialisiert, etwas gegen die Überbevölkerung zu tun, irrt. Und wir fragen heute auch nicht nach Arsen, denn – das wissen aufmerksame Adventsrätsellöser – das war ja schon am 2. Dezember gesucht. Arsenico hat auch ein Mittelchen in seinem Repertoire, mit dem „ein schläfriger Mann munter wird.“ Dieses Mittelchen mixt er aus „[e]twas Spießglanz mit saurem Kali“ und der Messerspitze eines Oxids. 

 

Frage: Wir wollen heute von Ihnen wissen, mit welchem Element der Sauerstoff darin verbunden ist?

Verwendet haben wir hier übrigens beim Erstellen der Rätselfrage den „Coscoletto“-Text in der Version von Günter Obst, die der WDR-Produktion aus dem Jahre 2001 als der bislang einzigen Aufnahme beiliegt. Weil sicher nicht jeder von Ihnen den Text vor sich hat, hier noch ein kleiner Tipp: Ein renommierter Regisseur, der 2019 erstmals nach langjähriger Abstinenz wieder an seiner ehemaligen Hauptwirkstätte, der Komischen Oper Berlin, inszenierte, heißt mit Nachnamen wie das Element, das wir suchen.

Gesucht haben wir Kupfer, das Element mit der Ordnungszahl 29. Kupfer zählt als Zentralatom von Enzymen zu den essenziellen Spurenelementen. 

Nun ist in Arsenicos „Wachmacher“ Kupferoxid enthalten. Ob das allerdings wirklich wach macht, sei dahingestellt. Der auch enthaltene Spießglanz, den man heute eher als Antimon kennt, dürfte als toxisches Spurenelement eher eine gegenteilige Wirkung haben.

Beim gleichnamigen Regisseur handelt es sich übrigens um Harry Kupfer, der von 1981 bis 2002 Chefregisseur an der Komischen Oper Berlin war und in diesem Jahr mit Georg Friedrich Händels „Poros“ dorthin zurückgekehrt ist. Kupfer hat auf seiner ehemaligen Stammbühne zwar auch Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ und „Hoffmanns Erzählungen“ inszeniert. Der „Coscoletto“ allerdings fehlt bislang in seinem Repertoire.

 

Gewonnen hat Ines Bohne aus Schleswig, herzlichen Glückwunsch!


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