Ist ACE2 verantwortlich?

Geruchsverlust durch COVID-19

Stuttgart - 19.08.2020, 13:00 Uhr

Wissenschaftler fanden hohe Dosen des Enzyms ACE2 in dem Areal der Nase, das für das Riechen verantwortlich ist. ACE2 gilt als Eintrittspforte von SARS-CoV-2 in die menschlichen Zellen. (Foto: Timur / stock.adobe.com)

Wissenschaftler fanden hohe Dosen des Enzyms ACE2 in dem Areal der Nase, das für das Riechen verantwortlich ist. ACE2 gilt als Eintrittspforte von SARS-CoV-2 in die menschlichen Zellen. (Foto: Timur / stock.adobe.com)


Ein häufiges Symptom bei COVID-19 ist der Geruchs- und Geschmacksverlust. Forscher fanden nun eine hohe Dichte an ACE2 in dem Bereich der Nase, der für das Riechen verantwortlich zeichnet. ACE2 gilt als Eintrittspforte von SARS-CoV-2 in Körperzellen und somit mitverantwortlich für die Infektion von Menschen.

Viele COVID-19-Patienten berichten über einen Verlust von Geruch und Geschmack durch ihre SARS-CoV-2-Infektion. Wissenschaftler glauben nun herausgefunden zu haben, warum COVID-19-Patienten häufig vorübergehend nichts mehr riechen können. Die Forscher von der Johns Hopkins University School of Medicine aus Baltimore (USA) erklären im „European Repsiratory Journal“, dass ihr Ergebnisse  möglicherweise ein neuer Ansatz für die Behandlung der Infizierten sein könnten.

In ihrer Studie untersuchten sie Gewebe von 23 Patienten, das bei Nasen-Operationen entfernt worden war. Die nicht mit dem Coronavirus infizierten Patienten waren zum Beispiel wegen Tumoren oder chronischen Nasennebenhöhlenentzündungen operiert worden. Die Wissenschaftler fanden dort „extrem hohe Dosen des Enzyms ACE2 (Angiotensin Converting Enzyme II)“, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Und zwar genau in dem Areal der Nase, das für das Riechen verantwortlich ist. ACE2 gilt als Eintrittspforte von SARS-CoV-2 in die menschlichen Zellen und ist mitverantwortlich, dass das Coronavirus den Menschen infiziert.

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Die Ergebnisse müssten nun noch durch weitere Untersuchungen bestätigt werden, sagte Andrew Lane von der US-amerikanischen Hochschule. „Wenn das der Fall ist, dann könnten wir in der Lage sein, die Infektion mit antiviralen Therapien zu bekämpfen, die direkt in die Nase gegeben werden.“

Das einzige derzeit bei COVID-19 zugelassene Arzneimittel Remdesivir wird als Infusion verabreicht, Gilead untersucht derzeit bereits, ob auch eine Inhalation des RNA-Polymerase-Inhibitors wirksam ist. Das würde die Therapie dramatisch vereinfachen und vielleicht auch in häuslicher Absonderung durchführbar.

Der nicht an den Forschungen beteiligte Mediziner Tobias Welte von der Klinik für Pneumologie der Medizinischen Hochschule Hannover sprach gegenüber der dpa von einer „klugen Studie“, die sowohl den Geruchsverlust bei vielen Infizierten erklären als auch neue Behandlungsmöglichkeiten ermöglichen könnte. Aber auch er hält weitere Forschungen für nötig.


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