Interpharm online – Vorschau

Arzneimittel-Attacken auf die Nieren

Stuttgart - 31.08.2020, 18:00 Uhr

Auch bei Arzneimitteln wie NSAR, Metformin, Cetirizin oder hochdosierten Calciumpräparaten sowie Algedraten sollte an die Nieren gedacht werden. (x / Foto: Lilia / stock.adobe.com)

Auch bei Arzneimitteln wie NSAR, Metformin, Cetirizin oder hochdosierten Calciumpräparaten sowie Algedraten sollte an die Nieren gedacht werden. (x / Foto: Lilia / stock.adobe.com)


Wie schädigen Arzneimittel eigentlich genau die Nieren? Apothekerin Ina Richling kümmert sich bei der diesjährigen Interpharm online um den „Angriff auf die Nieren – Wenn Arzneistoffe die Nieren schädigen und Medikationsmanagement ein Ausweg ist”. Bei welchen fünf Arzneimitteln müssen Apotheker in der Offizin unbedingt um deren Nierentoxizität wissen? Alert sollten Apotheker bei eingeschränkter Nierenfunktion zudem bei Cetirizin, Antazida und NSAR sein. Und attackiert auch SARS-CoV-2 die Nieren? DAZ.online hat vorab mit Ina Richling gesprochen.

DAZ.online: Wie können Arzneimittel die Nieren eigentlich schädigen? 

Richling: Die Niere besitzt eine hohe Stoffwechselaktivität und aufgrund ihrer physiologischen Aufgabe, der Harnbildung, kommt es zu hohen Konzentrationen an Arzneistoffen in den Glomeruli und Tubuli der Niere. Fast alle Arzneistoffe sind somit potenziell nephrotoxisch. Zytostatika zum Beispiel wirken direkt zelltoxisch in der Niere, andere Arzneistoffe können aber auch immunologische oder allergisch bedingte Nephrotoxizitäten wie beispielsweise eine interstitielle Nephritis durch Rifampicin, aber auch durch Penicilline und Cephalosporine auslösen. ACE-Hemmer und Sartane wirken eigentlich nephroprotektiv, allerdings können sie unter bestimmten Umständen – zum Beispiel bei einer schon bestehenden chronischen Nierenerkrankung durch die postglomeruläre Vasodilatation – zu einem Abfall in der glomerulären Filtrationsrate führen. Dies wird dann kritisch, wenn weitere Risikofaktoren, wie Flüssigkeitsverlust durch Diuretika-Einnahme, starkes Schwitzen oder Erbrechen und die Einnahme weiterer nephrotoxischer Substanzen dazu kommen. In vielen Fällen entsteht die Nierenschädigung dosisabhängig, daher sollte bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion immer eine Prüfung der Medikation auf Dosisanpassung vorgenommen werden.

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DAZ.online: Welches sind Ihre Top-5 Arzneistoffe in der öffentlichen Apotheke (ohne Spezialversorgung), bei denen Apotheker unbedingt um die Nierentoxizität wissen müssen, und welches sind Ihre Top 5, bei denen Apotheker – bei bereits eingeschränkter Nierenfunktion – alert sein sollten?

Richling: Die Top-5-Arzneimittel der Nephrotoxizität in der öffentlichen Apotheke:

  • NSAR in hohen Dosen, längerfristig eingenommen
  • MTX, v. a. in Kombination mit NSAR oder ASS
  • Vancomycin, Lithium oder Amphotericin B
  • Naturheilmittel und Nahrungsergänzungsmittel, z. B. Artemisia absinthum, Ephedra, Kreatin und andere

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Top 5, bei denen Apotheker – bei bereits eingeschränkter Nierenfunktion – alert sein sollten: 

  • In der Selbstmedikation: hochdosierte Kalium- und Calciumpräparate, Antazida mit Aluminium (Algeldrat) und normale Dosierungen von Antihistaminika, wie Loratadin, Desloratadin, Cetirizin und Levocetirizin, sowie Pseudoephedrin in Erkältungsmitteln und Mitteln gegen Heuschnupfen
  • NSAR und Coxibe, vor allem in Kombination mit RAAS-Hemmer und Diuretika
  • Metformin
  • NOAKs


Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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