Mythos Apotheke (Teil 1)

Sind die Warenlager der Apotheken tatsächlich leer?

Berlin - 23.11.2020, 07:00 Uhr

Jeden Montag räumt DAZ.online mit einem Apotheken-Vorurteil auf. Den Anfang machen die Warenlager der Offizinen: Sind da wirklich Medikamente drin? (s / Foto: imago images / Götz Schleser)

Jeden Montag räumt DAZ.online mit einem Apotheken-Vorurteil auf. Den Anfang machen die Warenlager der Offizinen: Sind da wirklich Medikamente drin? (s / Foto: imago images / Götz Schleser)


Rund um den Apothekenbetrieb, die Preise und den Versandhandel rankt sich gleich ein ganzer Strauß an Mythen. Was dran ist, hat sich das Autoren-Trio Kaapke/Kleber-Herbel/Hüsgen einmal genauer angesehen. Herausgekommen ist ein Buch, das mit den gängigsten Vorurteilen aufräumt. DAZ.online greift ab heute in einer neuen Serie jeden Montag einen dieser Mythen auf. Teil 1: Sind die Warenlager der Apotheken tatsächlich leer und bestellen die Betriebe nur auf Abruf?

Wozu das Warenlager pflegen, wenn Apotheken doch jedes Präparat bei Bedarf beim Großhandel bestellen können? Die Kunden kann man doch locker um ein paar Stunden vertrösten, zur Not auch mal auf den nächsten Tag. „Denn: Gefühlt müssen Arzneimittel aus Sicht der Kunden vergleichsweise häufig bestellt bzw. nachträglich geliefert werden.“ Das ist ein Gerücht, das die Autoren Kaapke/Kleber-Herbel/Hüsgen im Auftrag der Apothekergenossenschaft Noweda in ihrem kürzlich im Deutschen Apotheker Verlag erschienenen Buch „Mythos Apotheke – Zwischen Vorurteilen und Wahrheit“ unter die Lupe nehmen.

Was ist also dran an dieser Vermutung? „Die Vor-Ort-Apotheken unterliegen dem gesetzlich definierten Auftrag, Arzneimittel und apothekenpflichtige Medizinprodukte, die zur Sicherstellung einer ordnungsgemäßen Arzneimittelversorgung der Bevölkerung notwendig sind, in einer Menge vorrätig zu halten, die mindestens dem durchschnittlichen Bedarf der Bevölkerung im Einzugsgebiet für eine Woche entspricht“, stellen die Autoren klar. Demnach ist es auch ihre Pflicht, bestimmte Medikamente, die im Notfall, also zum Beispiel bei Vergiftungen, zum Einsatz kommen, ständig verfügbar zu halten.

So viel ist der Lagerbestand einer Apotheke wert

Daraus folgen Konsequenzen für die Lagerhaltung. „Entsprechend betrug der Lagerbestand einer deutschen Apotheke im Jahr 2018 im Durchschnitt 110.000 Euro“, schreiben Kaapke/Kleber-Herbel/Hüsgen. „Diese Kapitalbindung stellt eine gewaltige betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Leistung zugunsten aller Teile der Bevölkerung dar.“ Ein Faktor, der den Pharmazeuten das Leben schwer macht, sind die Rabattverträge. Die Apotheken halten deswegen jeden Wirkstoff von mehreren Herstellern vorrätig. „Trotz des beträchtlichen Warenbestands und der effizienten Lagerlogistik kann aber keine vergleichbar hohe Lieferfähigkeit wie in Zeiten vor den Rabattverträgen erreicht werden“, heißt es.

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Buchtipp

2., völlig neu bearbeitete Auflage | 2020 | Deutscher Apotheker Verlag | X, 140 S., 12 farb. Abb., 10 farb. Tab., 17,0 x 24,0 cm | Kartoniert

Von Andreas Kaapke / Nina Kleber-Herbel / Uwe Hüsgen

Mythos Apotheke

Zwischen Vorurteilen und Wahrheit

Obwohl Apotheker zu den Berufsgruppen zählen, denen die Bevölkerung besonders großes Vertrauen entgegenbringt, werden sie nicht selten auch mit Kritik konfrontiert. 

Die zweite Auflage des Buchs „Mythos Apotheke" klärt auf, indem sie den Lesern leicht verständliche, sachliche sowie stichhaltige Argumente gegen die häufigsten Vorurteile zur Verfügung stellt.

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Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Mythos Apotheke

von Barbara Kellner am 30.11.2020 um 8:11 Uhr

Oh je, mit was Autoren (hoffentlich) Geld verdienen. Wir Apotheker wissen das alles aus bitterer Erfahrung, und ich frage mich wer sonst in eine Buchhandlung oder zum Onlinebuchhändler geht und genau dieses Buch verlangt? Eine Serie in den Printmedien würde da mehr Aufmerksamkeit bringen und vielleicht (je nach Zeitung) den einen oder anderen Apothekenkunden zum Umdenken bringen. Vielleicht aber auch nicht, denn man kann ja günstig in der Sh...apotheke online bestellen. Ob der Verbraucher sich da auch Gedanken macht dass die sich an ihm bereichern? Ich finde es einfach schade wenn solche Artikel nur in apothekenspezifischen Medien / Newslettern bearbeitet werden, denn wie gesagt, wir Apotheker wissen es ja sowieso schon ...

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