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Beim Zahnarzt nachgefragt
Bei Zahnschmerzen immer Ibuprofen & Co.?
Nicht immer gehen Patienten mit Zahnschmerzen direkt zum Zahnarzt. Häufig fragen sie in der Apotheke nach geeigneten Schmerzmitteln, die ihre Zahnschmerzen lindern. Welches Analgetikum eignet sich, um die Zeit bis zum Zahnarzt zu überbrücken? Ist Ibuprofen das Mittel der Wahl oder könnten Apotheker nicht auch Diclofenac empfehlen? DAZ.online hat für Sie beim Zahnarzt nachgefragt.
Zur Behandlung von Zahnschmerzen in der Selbstmedikation werden primär nicht-opioide Analgetika eingesetzt. Ibuprofen gilt hier als Mittel der Wahl bei Zahnschmerzen. Es wirkt stärker analgetisch und im Gegensatz zu Paracetamol auch antiphlogistisch. Die zusätzliche antiphlogistische Wirkung kann bei Zahnschmerzen hilfreich sein. Epidemiologischen Untersuchungen zufolge hat Ibuprofen von allen NSAR das geringste relative Risiko für gastrointestinale Nebenwirkungen. Laut Embryotox ist Ibuprofen (neben Paracetamol) das Mittel der Wahl in den ersten zwei Dritteln der Schwangerschaft (bis zur 28. SSW) sowie in der Stillzeit. Erst jüngst empfahl jedoch die FDA, NSAR ab der 20. Schwangerschaftswoche zu meiden.
Ibuprofen oder Ibuprofen-Lysinat?
Die Einzeldosis in der Selbstmedikation liegt bei 200 bis 400 mg, die Tageshöchstdosis bei 1.200 mg über einen Zeitraum von maximal vier Tagen. Reines Ibuprofen ist im Magen schlecht löslich und erreicht ungefähr 90 Minuten nach der Einnahme den maximalen Plasmaspiegel. Bei Ibuprofen-Lysinat wird die maximale Plasmakonzentration durch eine bessere Löslichkeit schneller erreicht, was eine wichtige Voraussetzung für einen schnelleren Wirkungseintritt darstellt. Für einen schnelleren Wirkeintritt sind Arzneimittel mit 400 mg Ibuprofen und unterschiedlich hohen Dosierungen an Lysin-Salz erhältlich. Beispielsweise entsprechen 683,47 mg Ibuprofen-Lysinat 400 mg Ibuprofen.
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Die Anwendung in der Selbstmedikation ist laut Packungsbeilage ebenfalls auf höchstens 1.200 mg täglich über vier Tage begrenzt. Natürlich sind auch die üblichen Kontraindikationen und Wechselwirkungen zu beachten, zum Beispiel mit ASS 100, dessen Wirkung durch Ibuprofen gemindert werden kann und dessen Einnahme mindestens versetzt erfolgen sollte. Kontraindiziert sind Ibuprofen und Substanzen dieser Gruppe außerdem bei Magen-Darm-Ulzera, Asthma bronchiale, schwerer Leber- und Niereninsuffizienz, Herzinsuffizienz, hämorrhagischer Diäthese sowie im dritten Trimenon einer Schwangerschaft.
Warum kein ASS?
Acetylsalicylsäure (ASS) wird bei Zahnschmerzen nicht empfohlen. Denn bereits durch die einmalige Gabe wird durch die COX-Hemmung die Thrombozytenaggregation gehemmt. Da die COX-Inhibition durch ASS im Gegensatz zur Hemmung durch Diclofenac oder Ibuprofen irreversibel ist, hält der Effekt und somit die erhöhte Blutungsneigung mehrere Tage an, so lange, bis neue Thrombozyten ausgereift sind. Das ist ungünstig, sowohl vor als auch nach zahnmedizinischen Eingriffen.
Diclofenac – mehr Potenzial als erwartet?
Diclofenac wirkt im Vergleich zu Ibuprofen in vergleichbarer Dosierung stärker analgetisch, wird bei Zahnschmerzen aber seltener eingesetzt. Es kann als Analgetikum in den ersten beiden Dritteln der Schwangerschaft verwendet werden. Besser erprobt ist jedoch Ibuprofen. Letzteres ist wie schon erwähnt auch NSAR der Wahl in der Stillzeit. Bei gelegentlicher Einnahme oder kurzfristiger Therapie ist laut Embryotox jedoch auch Diclofenac akzeptabel. Im OTC-Bereich wird Diclofenac in einer Dosierung von 12,5 bis 25 mg bis zu einer maximalen Tagesdosis von 75 mg eingesetzt. Auch hier ist die Anwendung laut Packungsbeilage auf vier Tage begrenzt.
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