Obduktionen in Schleswig-Holstein

COVID-19-Erkrankte verstarben nicht mit, sondern an Corona

Dillingen/Stuttgart - 15.02.2021, 15:15 Uhr

Nach Erkenntnissen von Kieler Pathologen starb die Mehrheit der im Zusammenhang mit COVID-19 Verstorbenen in Schleswig-Holstein nicht mit, sondern an der Virusinfektion. (Foto: IMAGO / CTK Photo)

Nach Erkenntnissen von Kieler Pathologen starb die Mehrheit der im Zusammenhang mit COVID-19 Verstorbenen in Schleswig-Holstein nicht mit, sondern an der Virusinfektion. (Foto: IMAGO / CTK Photo)


Das Robert Koch-Institut hat bislang über 65.000 Corona-Todesfälle registriert. Bei vielen der Verstorbenen war gerade zu Beginn der Pandemie nicht eindeutig nachweisbar, ob sie mit oder an dem Virus verstorben sind. Kieler Pathologen fanden nun heraus, dass die meisten der von ihnen obduzierten COVID-19-Verstorbenen an Corona starben.

In Deutschland sind bisher über 65.000 Menschen  an Corona verstorben, wie das Robert Koch-Institut aktuell verzeichnet. In der Statistik werden Personen berücksichtigt, die unmittelbar an COVID-19 verstorben sind, aber auch Verstorbene mit Vorerkrankungen, bei denen die Todesursache nicht eindeutig ist. In den meisten Fällen bringen Obduktionen Gewissheit darüber, woran ein Mensch gestorben ist.  

85 Prozent der Obduzierten starben an COVID-19

Am Institut für Pathologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, werden Verstorbene aus ganz Schleswig-Holstein, die sich vor ihrem Tod mit dem Coronavirus angesteckt hatten, obduziert. Laut Deutscher Presseagentur vom 6. Februar 2021 haben seit Beginn der Pandemie am Campus Kiel erfolgten Obduktionen die Patholog:innen eine wesentliche Erkenntnis gewonnen: „Bei 85 Prozent der Fälle konnten wir wirklich bestätigen, dass sie an COVID-19 verstorben sind“, sagte der Direktor des Instituts für Pathologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Christoph Röcken. In Kiel wurden bislang mehr als 50 Menschen im Alter von 53 bis über 90 Jahre obduziert, die sich vor ihrem Tod mit SARS-CoV-2 angesteckt hatten. Nur ein kleiner Teil sei mit statt an COVID-19 gestorben, sagte Röcken.

Untersuchungsergebnisse werden in Obduktionsregister erfasst

In der Kieler Pathologie des USKH werden zusätzlich zu den anderen Aufgaben im Durchschnitt täglich zwei Menschen obduziert, die an COVID-19 gestorben sind. Die Ergebnisse werden in einem Obduktionsregister des „Deutschen Forschungsnetzwerks Autopsien bei Pandemien“ (DEFEAT PANDEMIcs ) zusammengetragen und ausgewertet, erklärt Röcken. Zudem werden dort Gewebeproben von COVID-19-Verstorbenen aufbewahrt. An das Projekt des „Netzwerks Universitätsmedizin“ sind 34 Universitätsklinika angeschlossen. Bislang liegen bundesweite Daten aus dem Obduktionsregister noch nicht vor. Aber Röcken höre von anderen Patholog:innen bundesweit, dass diese zu ähnlichen Ergebnissen kämen.

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COVID-19 und die Blutgerinnung

Auch am Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) wurden seit dem 23. März 2020 in großem Umfang Obduktionen von Patientinnen und Patienten mit COVID-19-Infektionen durchgeführt. Die Forschungsteams um Prof. Dr. Klaus Püschel, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin, und Prof. Dr. Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin, fanden dadurch heraus, dass COVID-19 in ungewöhnlich vielen Krankheitsfällen zu Thrombosen sowie Lungenembolien führte.

Zudem wurde belegt, dass es sich bei einem Großteil der Verstorbenen um zuvor körperlich beziehungsweise immunologisch erheblich beeinträchtige Personen handelte. Viele Betroffene wiesen Vorerkrankungen an Herz, Lungen und Nieren sowie Stoffwechselerkrankungen, zum Beispiel Diabetes mellitus, Krebs oder Demenz auf. Todesursächlich war stets eine Lungenentzündung mit oder ohne Lungenembolie. Mittlerweile traten aber auch einige viruspositive Sterbefälle mit COVID-19-unabhängiger Todesursache auf, wie aus einem Bericht des UKE hervorgeht.


Robert Hoffmann, Redakteur DAZ.online
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

In Kiel wurden bislang 42 obduziert

von Thorsten Albrecht am 18.02.2021 um 9:12 Uhr

"Seit Beginn der Pandemie wurden am Campus Kiel 42 derartige Obduktionen vorgenommen, davon 32 Obduktionen während der derzeitigen zweiten Welle ab November. Eine wesentliche Erkenntnis daraus: „In den meisten Fällen sind die Menschen tatsächlich an den Folgen der Virusinfektion verstorben. Nur bei vier Personen fand sich keine Covid-19 assoziierte Todesursache“, sagt Prof. Dr. Christoph Röcken, Direktor des Instituts für Pathologie. Über 88 Prozent der Infizierten starben an einer Lungenentzündung. Auch Embolien, die das Virus überall im Körper verursacht, hatten in vielen Fällen zum Tod geführt. Diese Blutgerinnsel entstehen, weil SARS-CoV-2 die Zellen, die Blutplättchen herstellen, aktiviert."

https://www.uksh.de/Das+UKSH/Presse/Presseinformationen/2021/Covid_19+besser+verstehen+_+klinische+Obduktionen+am+UKSH-p-186934.html

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85 Prozent der Obduzierten starben an COVID-19

von Harald Schittenhelm am 16.02.2021 um 17:43 Uhr

85 Prozent von wie vielen Obduktionen ?
In Mecklenburg Vorpommern wurden (Stand: 04.02.2021)
von 480 Toten genau 8 obduziert.
Also sin Ihre 85 Prozent Augenwischerei.
Link zu MV:
https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Kaum-Obduktionen-bei-Covid-19-Todesfaellen-in-MV,coronavirus4312.html

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AW: 85 Prozent der Obduzierten starben an

von Thorsten Albrecht am 18.02.2021 um 9:26 Uhr

Ich habe Ihre rhetorische Frage in einem eigenen Kommentarbeitrag beantwortet. Offenbar ist ja Ihr Internet defekt oder Sie können nicht googeln, sonst hätten Sie sich ihre Frage auch selbst leicht beantworten können.

Statt dessen kommentieren Sie mit "Whataboutism". Was hat denn die Quote von Mecklenburg Vorpommern mit der Studie vom UKSH zu tun? Genau: gar nichts. Netter Versuch einer typischen Relativierung, aber leider: Thema vefehlt.

Nachtigall, ick hör dir trapsen!

von Peter Seibert am 15.02.2021 um 16:27 Uhr

So richtig überzeugt bin ich nicht. So ganz andere Ergebnisse, als bei Prof. Püschel liegen jetzt nicht vor.
Vor allem hochbetagte Menschen mit Vorerkrankungen sterben an oder mit dem Virus, so wie es alle Jahre im Winter geschieht.
Mal ist es eine Influenza, mal Corona oder auch eine Norovirus-Epidemie im Altenheim.
Interessant finde ich, das in dem Artikel nicht erwähnt wird, das Prof. Röcken als stellvertretender Vorsitzender der DGP massiv von der Pharmaindustrie unterstützt wird.
An vorderster Front: AstraZeneca, Pfizer und Roche.
Nachtigall, ick hör dir trapsen!

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