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Explosion im Chempark
Dioxin- und PCB-Verbindungen: Wie schädlich sind sie?
Einen Tag nach der Explosion, die sich am gestrigen Dienstagmorgen im Leverkusener Chempark ereignet hatte, werden weitere Details bekannt. So rechnen die Betreiber mit sieben Toten. Außerdem geht einem Bericht der Deutschen Presseagentur zufolge das nordrhein-westfälische Landesumweltamt (LANUV) davon aus, dass unter anderem Dioxin- und PCB-Verbindungen in die umliegenden Wohngebiete getragen wurden.
Am gestrigen Dienstag ereignete sich gegen 9.30 Uhr in der Abfallverbrennungsanlage des Chemparks in Leverkusen eine schwere Explosion. Aktuell rechnen die Betreiber mit sieben Toten. Zwei habe man am Dienstag bereits gefunden, heißt es. Bei den fünf Vermissten gibt es wohl keine Hoffnung, sie lebend zu finden. Zudem sollen 31 Menschen verletzt worden sein. Nach dem Unglück hatten Tanks gebrannt, in denen nach Angaben des Betreibers Currenta „organische Lösungsmittel“ gelagert waren. Anschließend stieg eine riesige Rauchwolke auf, Rußpartikel gingen auf nahe gelegene Ortschaften nieder. Unklar war zunächst, welche Stoffe sich genau im Rauch befunden hatten.
Einen Tag später weiß man etwas mehr. Das LANUV geht derzeit davon aus, dass über die Rauchwolke unter anderem Dioxin und PCB-Verbindungen in die umliegenden Wohngebiete getragen wurden. In welchen Konzentrationen ist aber noch unklar und wird derzeit untersucht. Die Untersuchungen seien recht aufwendig, heißt es. Laut dpa werden die Ergebnisse nicht vor Ende der Woche erwartet.
Doch was sind das überhaupt für Substanzen?
Dioxine
Dioxin ist zumindest im allgemeinen Sprachgebrauch nicht eine bestimmte Verbindung, sondern eine Sammelbezeichnung für chemisch ähnlich aufgebaute chlorhaltige Dioxine und Furane. Insgesamt besteht die Gruppe aus 75 polychlorierten Dibenzo-para-Dioxinen (PCDD) und 135 polychlorierten Dibenzofuranen (PCDF). Dioxine liegen als Gemische von Einzelverbindungen mit unterschiedlicher Zusammensetzung vor. 2,3,7,8 Tetrachlor-Dibenzo-p-Dioxin (2,3,7,8 TCDD), das nach dem Chemieunfall in Seveso im Juli 1976 als „Seveso-Gift″ bezeichnet wird, gilt als das toxischste Dioxin.
Es handelt sich dabei um sehr langlebige Verbindungen, die sich im Fettgewebe anreichern. Sie werden so gut wie nicht abgebaut.
Dioxine sind Nebenprodukt, sie wurden nie gezielt hergestellt. Sie entstehen ungewollt bei allen Verbrennungsprozessen in Anwesenheit von Chlor und organischem Kohlenstoff, wenn bestimmte Bedingungen vorliegen, sowie in der Chlorchemie. Aus der Luft gelangen sie in die Nahrungskette,
Dioxine sind vielen vermutlich im Zusammenhang mit Eiern ein Begriff. Vor etwa zehn Jahren waren dioxinverseuchte Eier im Handel aufgetaucht. Die Kontamination war zustande gekommen, weil in einem Betrieb Futterfett mit Industriefett gemischt worden war. Damals ging man davon aus, dass bei geringem Verzehr von belasteten Produkten keine akuten Gesundheitsgefahren für Verbraucherinnen und Verbraucher bestehen. Akute Wirkungen der Dioxinaufnahme über Lebensmittel sind beim Menschen tatsächlich auch nicht bekannt. Über akute Vergiftungen durch hohe Dioxin-Dosen gibt es bislang nur Berichte nach Industrieunfällen wie dem aktuellen, der Aufnahme hoher Konzentrationen am Arbeitsplatz und nach absichtlichen Vergiftungen. Die häufigste Folge sind lang anhaltende entzündliche Hautveränderungen, außerdem kann es zu Leberschädigungen und Veränderungen im Fettstoffwechsel kommen.
Abgesehen von den genannten Fällen liegt die Gefahr wohl vor allem in der Langzeitbelastung. Zumindest wurden im Tierversuch bei hohen Dosen Störungen der Reproduktionsfunktionen, des Immunsystems, des Nervensystems und des Hormonhaushalts gesehen. Leber und Schilddrüse scheinen besonders empfindlich auf Dioxine zu reagieren. 2,3,7,8 TCDD, die giftigste Dioxin-Verbindung ist von der Weltgesundheitsorganisation WHO bereits im Februar 1997 als humankanzerogen eingestuft worden. Auch andere Dioxine stehen im Verdacht karzinogen zu sein. Wobei Dioxine nicht direkt mutagen zu wirken scheinen, sondern über Signalketten in den Zyklus von Teilung und Apoptose der Zellen eingreifen.
Seit Mitte der 1980er Jahre konnten durch regulatorische Maßnahmen die Emissionen stark gesenkt werden, seit etwa zehn Jahren bleiben sie konstant. Durch die Langlebigkeit sind aber noch viele Altlasten vorhanden.
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