Metaanalayse

Vorhofflimmern durch hochdosiertes Fischöl?

Stuttgart - 22.02.2022, 09:15 Uhr

Ein seit letztem Jahr auf dem Markt erhältliches hochdosierter Präparat mit biochemisch modifizierten Omega-3-Fettsäuren ist Vazkepa (998 mg Icosapent-Ethyl je Kapsel). (Symbolfoto: Taina Sohlman / AdobeStock)

Ein seit letztem Jahr auf dem Markt erhältliches hochdosierter Präparat mit biochemisch modifizierten Omega-3-Fettsäuren ist Vazkepa (998 mg Icosapent-Ethyl je Kapsel). (Symbolfoto: Taina Sohlman / AdobeStock)


Einer aktuellen Metaanalyse zufolge erhöht die Substitution von Omega-3-Fettsäuren das Risiko für Vorhofflimmern. Dieses Risiko stieg in der Studie bei täglichen Dosierungen über einem Gramm an. Sollte man die Einnahme höherer Dosierungen von Omega-3-Fett­säuren überdenken?

Der Nutzen von Omega-3-Fettsäuren zur kardiovaskulären Prävention ist umstritten. Auch die Hoffnung, damit Vorhofflimmern vorbeugen zu können, hat sich nicht erfüllt. Im Gegenteil.

Die Auswirkungen einer Substitution von Omega-3-Fettsäuren auf kardiale Parameter wurden bereits mehrfach in randomisierten klinischen Studien untersucht. Einige von ihnen berichten über ein erhöhtes Risiko für Vorhofflimmern, andere fanden keinen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Omega-3-Fettsäuren und dem vermehrten Auftreten von Vorhofflimmern. Um diesen Widerspruch zu klären, befasste sich eine internationale Studiengruppe mit dieser Frage. Sie ging von der Annahme aus, die eingesetzte Dosis an Omega-3-Fettsäuren könnte der Grund für die divergierenden Ergebnisse sein. Zur Überprüfung dieser Hypothese wurden sieben randomisierte klinische, placebokontrollierte Studien einer Metaanalyse unterzogen. Die Studienkohorte umfasste knapp 82.000 Probanden, von denen 72,6 Prozent täglich weniger als ein Gramm oder genau ein Gramm Omega-3-Fettsäuren eingenommen hatte, der Rest (27,4%) mehr als ein Gramm. Die Studienteilnehmer waren im Schnitt 65 Jahre alt; das Follow-up lag bei knapp fünf Jahren. 

Probanden, die Omega-3-Fettsäuren eingenommen hatten, wiesen ein um 25 Prozent erhöhtes Risiko auf, an einem Vorhofflimmern zu erkranken (Hazard Ratio [HR]: 1,25; 95%-Konfidenzintervall [KI]: 1,07 bis 1,46; p = 0,013). Dieses Risiko war dosisabhängig. Bei einer Dosis von über einem Gramm pro Tag war das Risiko höher (HR: 1,49; 95%-KI: 1,04 bis 2,15; p = 0,042). Bei Dosierungen ≤ 1 g pro Tag fiel das Risiko geringer aus (HR: 1,12; 95%-KI: 1,03 bis 1,22; p = 0,024). Den Studienautoren zufolge sollte daher die Einnahme höherer Dosierungen von Omega-3-Fett­säuren überdacht werden.

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Ein seit letztem Jahr auf dem Markt erhältliches hochdosierter Präparat mit biochemisch modifizierten Omega-3-Fettsäuren ist Vazkepa (998 mg Icosapent-Ethyl je Kapsel). Hochdosiert ist die Einnahme, weil die empfohlene orale Tagesdosis zweimal täglich je zwei Kapseln beträgt. Die am häufigsten gemeldeten Nebenwirkungen dieses neuen Arzneimittels sind laut Lauer-Taxe übrigens Bluten (11,8%), peripheres Ödem (7,8%), Vorhofflimmern (5,8%), Obstipation (5,4%), Schmerzen des Muskel- und Skelettsystems (4,3%), Gicht (4,3%) und Hautausschlag (3,0%).

Vorhofflimmern und Vorhofflattern in der Fachinformation

„In einer doppelblinden, placebokontrollierten Studie war Icosapent-Ethyl mit einem erhöhten Risiko für Vorhofflimmern oder Vorhofflattern mit der Notwendigkeit einer Hospitalisierung assoziiert. Die Inzidenz von Vorhofflattern war bei Patienten mit einer Vorgeschichte von Vorhofflimmern oder Vorhofflattern größer (siehe Abschnitt 4.8). Die Patienten sollten auf klinische Anzeichen für Vorhofflimmern oder Vorhofflattern (z. B. Dyspnoe, Palpitationen, Synkope/Schwindelgefühl, Brustkorbbeschwerden, Blutdruckänderung oder unregelmäßiger Puls) beobachtet werden. Dies gilt insbesondere für Patienten mit einer relevanten medizinischen Vorgeschichte. Wenn klinisch indiziert, sollte eine elektrokardiografische Beurteilung erfolgen.“ 

(Quelle: Fachinformation zu Vazkepa 998 mg Weichkapseln, Stand Mai 2021)

Literatur

Gencer B, et al. Effect of Long-Term Marine ω-3 Fatty Acids Supplementation on the Risk of Atrial Fibrillation in Randomized Controlled Trials of Cardiovascular Outcomes: A Systematic Review and Meta-Analysis. Circulation. 2021 Dec 21;144(25):1981-1990. doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA


Dr. Petra Jungmayr, Apothekerin
redaktion@daz.online


Deutsche Apotheker Zeitung / dm
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