Praktische Konsequenzen?
Insgesamt seien Geburtsfehler bei 3,3 Prozent (36.585 Kindern) dokumentiert worden. Nur bei 7.069 davon lag eine Verordnung von Glucosesenkern bei Vater oder Mutter vor, so Rathmann: „Die häufigste Verordnung bei den Eltern, die im Durchschnitt 30 bis 33 Jahre alt waren, war Insulin (5.298) gefolgt von Metformin (1.451) und Sulfonylharnstoffen (647). Eine väterliche Metformintherapie war mit einer erhöhten Chance für schwere Geburtsdefekte assoziiert (Odds Ratio: 1,4; 95 Prozent Konfidenzintervall: 1,08 bis 1,82).“
Bestünde tatsächlich ein Zusammenhang, wäre das Ergebnis durchaus relevant, auch weil in Deutschland 0,04 Prozent der Männer im Alter von 30 bis 34 Jahre eine Verordnung von Glucosesenkern erhalten sollen. Auf die Frage nach praktischen Konsequenzen für die Therapie erklärt Rathmann: „Es ist eindeutig zu früh, anhand einer einzigen Studie eine Änderung der Therapieempfehlungen auszusprechen. Sollten sich die Ergebnisse in mehreren Studien bestätigen, wäre eine Insulinbehandlung eine Alternative. Insulinverordnungen waren nicht mit einem erhöhten Risiko für Missbildungen assoziiert.“
Die vom SMC befragten Expert:innen geben insgesamt zu bedenken, dass bei vielen Patienten die Blutzuckerkontrolle vielleicht grundsätzlich besser hätte sein müssen, womit die Fehlbildungen unabhängig vom Arzneimittel, aber abhängig von der zugrundeliegenden Erkrankung, aufgetreten sein könnten. Auch in der DAZ 39/2019 war nachzulesen, dass endokrine Erkrankungen eine Ursache für eine gestörte Spermatogenese sein können. Dazu zählen:
- Anomalien der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse (z. B. durch Hypophysentumor, Arzneimitteleinfluss)
- Nebennierenerkrankungen
- Hyperprolaktinämie (z. B. durch Prolaktinom, Arzneimitteleinfluss)
- primärer oder sekundärer Hypogonadismus
- Hypothyreose
- Diabetes mellitus
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.