Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

Pankreatitis durch Codein – wann ist das Risiko besonders groß?

Stuttgart - 05.04.2022, 07:00 Uhr

Menschen ohne Gallenblase sollten vorsichtig bei Codein sein. (Foto: Pixel-Shot / AdobeStock)

Menschen ohne Gallenblase sollten vorsichtig bei Codein sein. (Foto: Pixel-Shot / AdobeStock)


Die Fachinformation listet Pankreatitis bereits als Nebenwirkung einer Behandlung mit Codein – nun erinnert die AkdÄ nach zwei neuen Fallberichten daran, bei Menschen mit bestimmter Disposition mit Codein vorsichtig zu sein.

Konkret entwickelten zwei Patienten kurze Zeit nach Codein-Anwendung (20 Tropfen bzw. 45 Tropfen) starke Oberbauchschmerzen mit teils erhöhten Lipasewerten und gering erhöhten Cholestaseparametern. Beide Patienten zeigten keine Auffälligkeiten in der Abdomensonografie. Jahre zuvor wurde bei beiden eine Cholezystektomie (operative Entfernung der Gallenblase) durchgeführt, wobei sowohl Patient 1 wie auch Patient 2 bis zur Codein-Anwendung beschwerdefrei waren. Beiden Patienten konnte mit einer symptomatischen Behandlung – Buscopan, Metamizol – geholfen werden.

AVP (Arzneiverordnung in der Praxis) – ein online kostenfrei verfügbares und eigenen Angaben zufolge industrieunabhängiges Informationsblatt der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) – hatte bereits 2016 über einen ähnlichen Fall berichtet. Doch wie kommt es dazu? 

In AVP liest man: „Codein kann wie andere Morphinderivate die Kontraktilität intestinaler Muskulatur erhöhen und dadurch zu Spasmen des Sphinkter Oddi führen. Konsekutiv kommt es zu einem Aufstau von Galle und Pankreassekret. Eine Cholezystektomie prädisponiert für Sphinkter-Oddi-Dysfunktionen und stellt somit einen Risikofaktor für Codein-bedingte Spasmen dar“. Aus diesem Grund empfehlen die Zulassungsinhaber Codein-haltiger Arzneimittel in den Fachinformationen, dass bei Cholezyst-ektomierten Patient:innen Codein nur mit Vorsicht angewendet werden soll, da es infolge eines Spasmus des Sphinkter Oddi zu herzinfarktähnlichen Symptomen und einer Verschlechterung einer vorbestehenden Pankreatitis kommen könne.

Vorsicht mit Codein bei Cholezyst-ektomierten Patienten

Die Fallberichte deuten laut AVP darauf hin, dass Codein an einem nach Cholezystektomie prädisponierten Sphinkter zu einer Druckerhöhung mit konsekutiver Pankreatitis führt, ohne dass zuvor eine Entzündung des Organs vorlag. Somit könne Codein „in seltenen Fällen über einen Spasmus des Sphinkter Oddi eine akute Pankreatitis auslösen“, wobei Patienten nach Cholezystektomie hierfür ein erhöhtes Risiko hätten.


Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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