Pharmacon Meran 2022

Die Aspekte der AMTS bei Antikoagulation

Meran - 01.06.2022, 09:15 Uhr

Professorin Susanne Alban von der pharmazeutischen Biologie aus Kiel brachte die Apothekerinnen beim Pharmacon Meran 2022 hinsichtlich der Antikoagulation auf den neuesten Stand. (Foto: DAZ)

Professorin Susanne Alban von der pharmazeutischen Biologie aus Kiel brachte die Apothekerinnen beim Pharmacon Meran 2022 hinsichtlich der Antikoagulation auf den neuesten Stand. (Foto: DAZ)


Auf dem Pharmacon Meran 2022 gab Professorin Susanne Alban von der pharmazeutischen Biologie aus Kiel ein Update zum Status quo der Antikoagulation und warf einen Blick in die Zukunft – mit einem vielleicht reduzierten Blutungsrisiko. Vor allem ging sie aber auf Herausforderungen der Antikoagulation für die Arzneimitteltherapiesicherheit ein.

Wenn es um Antikoagulation geht, geht es immer auch um das Thema Blutungsrisiko und AMTS (Arzneimitteltherapiesicherheit) – und das nicht nur bei den verhältnismäßig neuen DOAK (direkte orale Antikoagulanzien). Darauf machte Professorin Susanne Alban von der pharmazeutischen Biologie aus Kiel unter anderem in ihrem Vortrag „Update Antikoagulation“ auf dem Pharmacon in Meran 2022 aufmerksam. 

So erläuterte sie beispielsweise bei den Heparinen, dass zu Enoxaparin mittlerweile fünf Biosimilars zugelassen worden sind, die Zulassungsbedingungen aber gegenüber anderen Biologika vereinfacht waren. Und sie erinnerte an einen Rote-Hand-Brief zum Biosimilar „Inhixa“: Die Probleme waren technischer Natur, weil es zu einer Auto-Aktivierung des Nadelschutzes kam. Alban nahm auch Bezug zur aktuellen Biosimilar-Austausch-Diskussion.

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Was das Blutungsrisiko anging, machte Alban auf die seit kurzem zugelassenen Antidote, aber auch auf Prothrombinkomplexkonzentrate (PPSB) aufmerksam. Noch neuer ist, dass Rivaroxaban seit 2021 als Granulat zur Herstellung einer Suspension auch für Kinder in der Lauer-Taxe gelistet und zugelassen ist. Von Dabigatran gibt es nur Kapseln, die laut Alban für Kinder zu groß sind. Für die Apotheke sei es jedenfalls wichtig, für die genaue Kinder-Dosierung in die Fachinformation zu schauen. 

Ganz grundsätzlich sei bei der Antikoagulation auf die richtige Dosierung zu achten, und nicht etwa die therapeutische Dosis mit der Prophylaxe zu verwechseln. Bei den Heparinen sei hinsichtlich der Dosierung für Tinzaparin und Dalteparin, im Gegensatz zu den anderen, keine relevante Akkumulation bei chronischer Nierenerkrankung zu erwarten.

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Auch bei den DOAK muss die Dosis bei eingeschränkte Nierenfunktion angepasst werden, allerdings auch je nach Präparat unterschiedlich, was die Dosierung wiederum anfällig für Fehler mache, und schließlich auch in einer erhöhten Mortalität münde. Doch DOAK sollen was die Nieren angeht mindestens so sicher sein wie Warfarin.

Bei den Arzneimittelinteraktionen der DOAK sei eher an die pharmakodynamischen als an die kinetischen zu denken. Dennoch müssten beide ernst genommen werden. Grundsätzlich sollen Apothekerinnen für mehr AMTS auf das Schulungsmaterial und die Patientenausweise des BfArM hinweisen. 

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Ein Dauerbrenner in der Apotheke sei die Frage, wie lange man antikoagulieren sollte. Alban stellte ein Ampelschema vor, wonach man im grünen Bereich nach drei Monaten die Antikoagulation stoppen sollte, im gelben Bereich der Arzt abwägen muss und im roten Bereich die Einnahme unbegrenzt ist, man solle jedoch auch dann niemals „immer“ sagen.

Als Zukunftskonzept stellte Alban schließlich die Hemmung von Faktor XI(a) vor, der Sehnsucht nach einer antithrombotischen Therapie ohne Blutungen folgend. Doch es werde noch einige Jahre dauern, bis man wisse, ob solche Präparate den „Shift“ in die Klinik schaffen werden.


Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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