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Häufig kommen Kunden in die Apotheke, die entweder dauerhaft an einer Sehbeeinträchtigung leiden oder die aufgrund einer akuten Augenerkrankung vorübergehend nicht mehr so gut sehen können wie früher. Was ist bei der Beratung der blinden und sehbehinderten Menschen in der Apotheke wichtig und worauf ist bei der Kommunikation zu achten?
Eine Sehbehinderung sieht man einem Menschen nicht immer an und nicht jeder Betroffene spricht offen darüber, wenn seine Sehkraft rapide nachlässt. Ein Teil der Sehbehinderungen ist genetisch bedingt (angeboren) und tritt nicht selten im Laufe des Lebens auf. Andere Sehbehinderungen sind Folge von Unfällen oder Erkrankungen wie Diabetes, Makuladegeneration, grauer und grüner Star oder Multipler Sklerose. Tritt Blindheit oder eine Sehbehinderung im Laufe des späteren Lebens auf, sind die Integration der Betroffenen und die Wahrung ihrer Selbstständigkeit schwieriger, denn sie wachsen nicht mit der Situation auf und müssen sich im Erwachsenenleben damit neu zurechtfinden und neue Routinen und Sicherheit erlernen.
Eine Sehschwäche kann dazu führen, dass Betroffene immer weniger am Leben teilnehmen, auf fremde Hilfe angewiesen sind und sich letztendlich zurückziehen. Insbesondere dann, wenn die Sehschwäche zunimmt, kommen Betroffene schlecht an Informationen, die im Internet oder in anderen Medien zu finden sind. Apothekenmitarbeiter können deshalb durch eine gute Beratung dabei helfen, ein Stück weit die Selbstständigkeit und Lebensfreude der Patienten wiederzugewinnen. Nicht nur Hilfsmittel, die zulasten der gesetzlichen Krankenkassen verordnet werden, sondern auch Apps und Leistungen, die die Teilhabe am täglichen Leben möglich machen, stehen Blinden und Sehbehinderten zur Verfügung.
Nicht zwangsläufig tabu: „Kann ich es Ihnen zeigen?“
„Kann ich es Ihnen zeigen?“, „Auf Wiedersehen, man sieht sich?“, „Sollen wir uns das gemeinsam anschauen?“ – auch im Umgang mit einem blinden oder sehbehinderten Menschen müssen Sie diese Sätze nicht zwangsläufig vermeiden. Es ist nicht ungewöhnlich, dass ein blinder Mensch zu Ihnen sagt: „Das habe ich noch nie gesehen, können Sie mir das zeigen?“ Blinde Menschen verbinden diese Begriffe nicht unbedingt mit dem Augenlicht oder mit der Sehkraft, sondern mit einer Begegnung, einem Ertasten eines Gegenstandes oder einer Beschreibung der Situation. Dennoch sind besonders bei älteren sehbehinderten Menschen auch diese Ausdrücke mit Vorsicht zu verwenden. Ältere neu erblindete und multimorbide Patienten leiden unter dieser Situation häufig besonders, denn nicht nur die Sehkraft, sondern auch die generell nachlassende Mobilität, andere Erkrankungen und zudem nicht selten Schwerhörigkeit machen das Älterwerden sehr schwer.
Reden Sie mit den Menschen – nicht über sie hinweg. Auch wenn der blinde oder sehbehinderte Kunde mit einer Begleitung in der Apotheke erscheint, sprechen Sie ihn direkt an: Schauen Sie ihn an, wenn Sie mit dem Betroffenen reden, und nicht die Begleitperson. Fragen Sie den Kunden direkt, ob er über die Medikation Bescheid weiß, und nicht etwa: „Weiß Ihr Mann, wie man die Medikamente einnimmt?“ oder „Sind Ihrem Mann die Medikamente bekannt?“. Blinde und Sehbehinderte merken es, wenn Sie sie ansprechen oder aber an ihnen vorbeireden. Suchen Sie Blickkontakt!
Bieten Sie Unterstützung an – und warten Sie die Antwort ab. Bieten Sie Unterstützung an, fragen Sie, ob Hilfe erwünscht ist und ob Sie den Kunden zur Tür führen dürfen. Fassen Sie die Person nicht ungefragt an! Fragen Sie beim Ortswechsel, beispielsweise wenn Sie den Kunden zur Tür oder zum Beratungsraum führen möchten: „Darf ich Ihnen meinen Arm anbieten?“
Welche weiteren Besonderheiten bei der Kommunikation mit Blinden und Sehbehinderten zu beachten sind und mit welchen Tipps Sie Betroffenen die Bewältigung des Alltags erleichtern können, erklärt Tatiana Dikta, B.Sc. Psychologie und PTA, in der aktuellen AZ 2022, Nr. 37, S. 6
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