DAZ-Umfrage

E-Rezept: Fast die Hälfte hat Probleme

Stuttgart - 13.09.2022, 07:00 Uhr

Theoretisch sind die meisten Apotheken bereit fürs E-Rezept, in der Praxis hakt es aber noch an vielen Stellen. (s / Foto: IMAGO / Michael Gstettenbauer)

Theoretisch sind die meisten Apotheken bereit fürs E-Rezept, in der Praxis hakt es aber noch an vielen Stellen. (s / Foto: IMAGO / Michael Gstettenbauer)


Seit 1. September läuft nun der E-Rezept-Rollout in Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein und auch im Rest der Republik wächst die Zahl der eingelösten E-Rezepte. Wir wollten von unseren Leser:innen wissen, wie es denn so läuft. Das Ergebnis: Es ist noch viel Luft nach oben, von reibungslosen Abläufen ist man weit entfernt. 

Der große Knall blieb zum E-Rezept-Start in Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein am 1. September erwartungsgemäß aus und laut TI-Dashboard gab es auch keine großen Sprünge, sondern der Anstieg ging kontinuierlich weiter – 232.226 elektronische Verordnungen waren am gestrigen Montag eingelöst. Allerdings scheint es nicht überall rund zu laufen. In den sozialen Medien und gegenüber der DAZ berichten viele Kolleginnen und Kollegen über Probleme beim Beliefern und/oder Abrechnen von elektronischen Verordnungen. Aus Westfalen-Lippe beispielsweise erreichte die Redaktion eine E-Mail eines verzweifelten Kollegen, der zu Beginn des Rollouts mit massiven Problemen bei der Belieferung zu kämpfen hatte, nachdem er zunächst vergeblich auf ein E-Rezept gewartet hatte.

Unsere Umfrage zeigt, dass der Apotheker mit seinen Problemen nicht allein ist. Von den 440 Leser:innen, die bundesweit an unserer nicht repräsentativen Umfrage teilgenommen haben, haben 61 Prozent bereits ein E-Rezept beliefert. Nur 58,4 Prozent konnten das E-Rezept ohne Probleme beliefern und abrechnen. 11,7 Prozent waren hingegen gar nicht erst in der Lage zu beliefern, 30 Prozent konnten zwar immerhin beliefern, aber nicht abrechnen. Von denen, die angaben, Probleme zu haben, konnten nur 27,9 Prozent diese lösen. 46,2 Prozent konnten den Fehler zwar finden, aber nicht lösen. 26 Prozent gelang es nicht einmal herauszufinden, woran es lag, dass sie das Rezept nicht beliefern konnten. 

In den Pilotregionen läuft es nicht besser

Ein Viertel der Teilnehmenden sitzt in den beiden Pilotregionen. Von denen haben 82,9 Prozent schon ein E-Rezept beliefert. Die Quote derer, wo dies problemlos klappte, ist hier sogar noch etwas geringer als bundesweit: Sie liegt bei 53,3 Prozent. 8,9 Prozent konnten nicht einmal beliefern, 37,8 Prozent konnten zwar beliefern, aber nicht abrechnen. Nur 19,5 Prozent ist es gelungen, den Fehler zu finden und auch zu lösen. 56,1 Prozent waren zwar erfolgreich bei der Fehlersuche, nicht aber bei der Lösung des Problems. Und bei 24,4 Prozent klappte weder das einen noch das andere.

Nicht hinnehmbar

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es beim E-Rezept noch viel Luft nach oben gibt: Über 40 Prozent Rezepte, die nicht eingelöst werden konnten. Das ist nicht hinnehmbar. Zudem wäre es auch wichtig, den Apotheken Hinweise zum „Troubleshooting“ an die Hand zu geben, um sie zu ermächtigen, auftretende Probleme nicht nur zu identifizieren, sondern auch zu lösen.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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2 Kommentare

Insolvenz unausweichlich

von ratatosk am 13.09.2022 um 10:06 Uhr

Jeder kann sich ausrechnen, daß bei nur 30 % nicht anrechenbaren Rezepten sehr schnell die Insolvenz droht, denn diesen Quatsch nachträglich zu heilen ist fast unmöglich, da noch nicht mal die Fehler klar sind. Für die Versorgung in ganz D ist das ein klarer krimineller Angriff, ob von Politik und Verwaltung aus Absicht oder nur aus grenzenloser Unfägikeit gestartet, möge jeder selbst entscheiden.
Für die Kassen ist das toll, da die einfach sagen können, irgendetwas , was auch immer hat nicht gepasst - und gut isses für die , hängen bleibt es in den Apotheken und viele Schulden der GKV lösen sich in Nichts auf, wenn erst mal durch die Insolvenz in den entsprechenden Apotheken alles zusammengebrochen ist.

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Konsequenzen?

von Karl Friedrich Müller am 13.09.2022 um 9:03 Uhr

Dieser Bericht entlarvt die dümmliche und ignorante Einstellung der Enthusiasten, der Regierung und der DAZ, sowie der ABDA.
Ein paar reibungslose Rezepte als Standard darzustellen, ist schon Verblendung
Im Grund ist es kriminell, das eRezept zu Pflicht zu machen.
Das ist eine Gefährdung der Versorgung und der Apotheken.

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