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Die gesamte Medikation in nur einer Tablette verpresst – das klingt übersichtlich. Der Traum von der kardioprotektiven Polypille, die zu allen Patienten passt und sogar in der Primärprävention eingesetzt werden könnte, wurde zwar bisher noch nicht realisiert, dafür kommen in regelmäßigen Abständen neue Kombipräparate auf den Markt. Eine bessere Adhärenz gilt als erwiesen, aber ist auch die Wirksamkeit größer?
Mehrere Wirkstoffe in einer Tablette zu kombinieren ist zum Beispiel bei Kontrazeptiva oder in der HIV- und Parkinson-Therapie bereits Standard. Auch in der Behandlung der Hypertonie erhofft man sich mit der Minimierung der Tablettenlast eine erhöhte Adhärenz. Dabei werden als Kombinationspräparate Arzneimittel bezeichnet, die mehrere Wirkstoffe enthalten. Der Begriff Polypille wird hauptsächlich im Kontext von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gebraucht. In der Regel werden darin niedrigdosierte Blutdruck- und Lipidsenker mit oder ohne Blutverdünner zur Prävention von kardiovaskulären Ereignissen kombiniert. Auf die Spitze getrieben wurde die Idee einer kardioprotektiven Polypille mit der Vorstellung, ein Statin, drei Antihypertensiva, Acetylsalicylsäure und Folsäure in einer Tablette zu vereinen und damit drei kardiovaskuläre Risikofaktoren (erhöhte LDL-Cholesterol-Werte, Bluthochdruck und erhöhter Homocystein-Spiegel) zu adressieren. Postuliert wurde eine größere Effektivität als bei der Therapie mit den Einzelsubstanzen. Bisher hat aber kein pharmazeutischer Hersteller eine solche Polypille auf den Markt gebracht.
Wie steht der Nutzen zu den Kosten?
Für Fixkombinationen spricht, dass mit der Anwendung eine höhere Therapieadhärenz einhergeht, die sich auch in deutlich verbesserten Blutdruck- und Lipid-Werten widerspiegelt. Das stärkste Argument gegen eine Fixkombination ist ihr Preis: Noch immer liegen die Tagestherapiekosten in der Regel deutlich über jenen der Einzelsubstanzen. In welchem Verhältnis steht der Nutzen in der Prävention kardiovaskulärer Ereignisse zu den Kosten? Führen die einzelnen Komponenten in der Polypille tatsächlich zu additiven Wirkungen oder nur zu additiven Preisen?
Mehr in der aktuellen DAZ
Fixkombinationen stoßen in die Lücke des ursprünglichen Polypill-Konzepts
Eine für alles und alle?
Wir haben zwei Experten um ihre Einschätzung der Vor- und Nachteile solcher Fixkombinationen gebeten: Prof. Dr. med. Thomas Eschenhagen ist Pharmakologe am Institut für Experimentelle Pharmakologie und Toxikologie des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf und hält den Einsatz von Kombinationspräparaten für sehr sinnvoll. Er ist vom ursprünglichen Konzept einer kardioprotektiven Polypille überzeugt, allerdings nur, wenn man es unter dem Gesichtspunkt der Global Health betrachtet, weniger mit Blick auf Deutschland, wo es um die optimale Versorgung einzelner Patienten geht. Prof. Dr. med. Kristian Rett, ist Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie am Endokrinologikum München. Er sieht es als bewiesen an, dass die Polypille in der Primärprävention keinen Platz hat – anders als in der Sekundärprävention, wobei das jedoch seiner Meinung nach mit dem ursprünglichen Polypill-Konzept nichts zu tun hat.
Lesen Sie mehr in der aktuellen DAZ: Rausch R. Eine für alles und alle? Fixkombinationen stoßen in die Lücke des ursprünglichen Polypill-Konzepts. DAZ 2023, Nr. 4, S. 36 - 40
1 Kommentar
Mal ins Ausland schauen ...
von Reinhard Herzog am 30.01.2023 um 11:08 Uhr
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