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Kostensteigerungen bei stagnierender Vergütung
Pharmagroßhandel warnt vor Infarkt des Versorgungssystems
Auch beim pharmazeutischen Großhandel stagniert die Vergütung seit Jahren. Dabei wachsen die Anforderungen an die Betriebe – und sie sind massiv von den steigenden Energiepreisen betroffen. Wie die Apotheken kann der Großhandel diese Kostensteigerungen aufgrund der Rx-Preisbindung nicht weitergeben. Der Großhandelsverband Phagro schlägt nun Alarm und warnt – untermauert durch ein Gutachten – vor einer dramatischen Versorgungslage.
Die gestiegenen Energiepreise bringen Verbraucher und Betriebe in Bedrängnis. Auch Apotheken bekommen das deutlich zu spüren. Aber auch der pharmazeutische Großhandel ist in besonderer Weise betroffen. Wie sehr, hat der Bundesverband Phagro nun in einem Gutachten untersuchen lassen.
Für das Gutachten wurden die IST-Kosten der neun Phagro-Mitgliedsunternehmen von 2020, 2021 sowie der ersten zehn Monate von 2022 ermittelt sowie für die letzten zwei Monate des Jahres 2022 und das Jahr 2023 geschätzt. Die Berechnungen kommen zu dem Ergebnis, dass es bis Ende 2023 eine Verdoppelung der Gesamtenergiekosten im Pharmagroßhandel gegenüber dem Jahr 2020 geben wird. Und das, obwohl die Entlastungspakete der Bundesregierung, die gesetzliche Strom- und Gaspreisbremse sowie eigene Sparbemühungen der Unternehmen bereits berücksichtigt wurden. Untersucht wurden die fünf Energieträger Erdgas, Heizöl, Strom, Kraftstoff, Fernwärme. Die Kosten für den Hauptenergieträger Gas werden sich demnach 2023 sogar verdreifachen.
Vergütung seit über zehn Jahren nicht angepasst
„Diese Tatsachen rütteln an der Existenz der vollversorgenden Pharmagroßhändler und bedrohen das Fundament der Arzneimittelversorgung unseres Landes“, kommentiert der Phagro-Vorsitzende André Blümel. Der Phagro weist darauf hin, dass die wirtschaftliche Lage seiner Mitgliedsunternehmen ohnehin schon seit langem prekär ist. Immer neue gesetzliche Vorgaben sorgten für zusätzlichen finanziellen und logistischen Aufwand. Es gilt, strenge Anforderungen an die Arzneimittelsicherheit, und das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz einzuhalten. Hinzu kommen der Anstieg kostenintensiver Arzneimittel wie kühlpflichtige Medikamente oder Betäubungsmittel, Mindestlohnsteigerungen und die aktuelle Inflation. „Die Kosten sind seit mehreren Jahren überproportional stark gewachsen, aber die gesetzliche Vergütung des Großhandels nach der Arzneimittelpreisverordnung ist seit über zehn Jahren nicht angepasst worden und ist längst nicht mehr leistungsgerecht“, betont Blümel.
Der Großhandel hat das gleiche Problem wie die Apotheken: Die gesetzliche Preisbindung für verschreibungspflichtige Arzneimittel erlaubt ihnen nicht, Kostensteigerungen an nachgelagerte Handelsstufen weiterzugeben. Blümel: „Dafür muss man kein studierter Betriebswirt sein, um zu wissen, dass man so ein funktionierendes Versorgungssystem kaputt wirtschaftet. Darunter leiden Patienten, Apotheken und auch der Pharmagroßhandel. Eine veraltete Preispolitik verschärft die Probleme in der Arzneimittelversorgung. Die Bundesregierung muss dringend reagieren, um die Situation schnell und nachhaltig zu verbessern.“ Ein Infarkt unseres Versorgungssystems sei unter den aktuellen Belastungen vorprogrammiert – „das können wir uns nicht leisten“, betont Blümel.
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