Apokix-Umfrage

Apotheken profitieren nicht automatisch von Schließungen im Umfeld

Traunstein - 27.03.2023, 09:15 Uhr

Apothekenschließungen in der Umgebung steigern Umsatz und Gewinn der bleibenden Apotheke nicht zwangsläufig deutlich. (Foto: IMAGO / Rolf Poss)

Apothekenschließungen in der Umgebung steigern Umsatz und Gewinn der bleibenden Apotheke nicht zwangsläufig deutlich. (Foto: IMAGO / Rolf Poss)


Wenn eine Apotheke in der Nachbarschaft schließt, sollte sich dies positiv auf Umsatz und Gewinn der verbliebenen auswirken – oder? Ganz so einfach ist die Rechnung nicht, wie die Ergebnisse der jüngsten Apokix-Umfrage zeigen. 

Von Apothekenschließungen im lokalen Umfeld ist eigentlich ein deutliches Plus bei Umsatz und Gewinn der benachbarten Apotheken zu erwarten. Dass es in Praxis oft anders aussieht, zeigt die aktuelle Apokix-Umfrage des Instituts für Handelsforschung Köln vom März 2023.

Die Mehrheit der diesmal 172 Apokix-Teilnehmer hat bereits Erfahrungen mit Apothekenschließungen im lokalen Umfeld: 43 Prozent haben dies schon mehrfach erlebt, 31 Prozent einmal. Die betroffenen Apothekenleiter haben davon beim Umsatz und bei der Kundenzahl profitiert – aber deutlich weniger, als man annehmen könnte. So stieg der Umsatz nur bei 2 Prozent der Befragten sehr stark und bei weiteren 13 Prozent stark, während 54 Prozent lediglich über einen leichten Anstieg berichten. Bei der Kundenzahl sieht es ähnlich aus: Bei 2 Prozent stieg sie sehr stark, bei 11 Prozent stark und bei 45 Prozent nur leicht.

Noch weitaus weniger erfreulich sieht es beim betriebswirtschaftlichen Ergebnis aus: Dieses legte infolge der Schließung bei 2 Prozent der Befragten sehr stark zu, bei 1 Prozent stark und bei 17 Prozent leicht. Erstaunlicherweise geben 60 Prozent der Befragten an, dass ihr Betriebsergebnis sogar gesunken ist.

Steigende Kosten für Personal und Investitionen

Die Ursache für Letzteres dürfte vor allem im Anstieg der laufenden (Personal-)Kosten zu suchen sein: Bei 28 Prozent der Betroffenen stiegen diese infolge der Schließung im Umfeld sehr stark, bei 50 Prozent stark und bei 16 Prozent leicht. Darüber hinaus haben bei 11 Prozent der Befragten die Ausgaben für Investitionen (z. B. Apothekenumbau, Umstrukturierung, Botendienst) sehr stark zugelegt, bei weiteren 30 Prozent stark und bei 32 Prozent leicht.

Doch wie hat sich der Umsatz bei denjenigen Apotheken, bei denen überhaupt ein Anstieg infolge der Apothekenschließungen im lokalen Umfeld verzeichnet wurde, konkret entwickelt? Bei knapp zwei Dritteln stieg er um maximal 10 Prozent, bei 29 Prozent zwischen 10 und 25 Prozent, bei 3 Prozent zwischen 25 und 50 Prozent und bei 2 Prozent noch stärker.

Darüber hinaus wurden die Apokix-Teilnehmer gefragt, was sie erwarten, wenn (weitere) Apotheken in ihrem Umfeld schließen. An erster Stelle steht dabei mit 82 Prozent der Nennungen, dass mehr Personal benötigt wird. Knapp drei Viertel der Befragten rechnen mit einem klaren Plus beim Umsatz. Doch nur ein gutes Drittel erwartet auch ein klares Plus beim Rohertrag. Denn mehr als die Hälfte meint, dass die Kosten stärker ansteigen werden als Umsatz und Rohertrag.

Nicht ausgelastete Apotheken profitieren

Aber bei nicht allen Apotheken würde sich eine Schließung im Umfeld gleichermaßen auswirken: Immerhin 38 Prozent der Apokix-Teilnehmer geben an, dass ihre Apotheke aktuell nicht komplett ausgelastet ist und der Geschäftsbetrieb ohne erhebliche neue Investitionen ausgedehnt werden könnte. Solche Betriebe würden also deutlich von Schließungen profitieren, da der Umsatzzuwachs voll auf das Betriebsergebnis durchschlagen würde. Dagegen ist bei der Hälfte der Befragten die Apotheke optimal ausgelastet und eine Ausdehnung wäre nur nach erheblichen neuen Investitionen möglich.

Die Stimmung bleibt trübe

Überdies wird mit der Apokxi-Umfrage auch immer die Stimmung abgefragt. Und die ist weiterhin trübe. Der Index für die aktuelle Wirtschaftslage ist im März auf 75,0 Punkte gesunken nach 76,6 Punkten im Februar. Bei 100 Punkten halten sich positive und nega­tive Einschätzungen die Waage. Der Index für die Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten ist im März noch einmal deutlich gefallen: auf 41,9 Punkte nach 46,3 Punkten im Februar. Dabei dürften vor allem die Honorarabsenkung sowie die mangelnde Wertschätzung seitens des Bundesgesundheitsministeriums eine entscheidende Rolle spielen. 

 

IFH Köln

Dr. Christine Ahlheim (cha), Chefredakteurin AZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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3 Kommentare

Skaleneffekt-Enthusiasten aufgemerkt!

von Thomas Eper am 27.03.2023 um 11:08 Uhr

Spätestens jetzt sollten bei den Skaleneffekt-Freunden die Alarmglocken läuten.
Vielleicht erklärt das mal jemand Herrn Lindemann (FDP) und sonstigen Gesundheits-Experten in der Politik.
Bei einigen Standesvertretern würde es auch nicht schaden.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Katastrophale Branchenstimmung

von Stadtapotheker am 27.03.2023 um 10:24 Uhr

41,9 Punkte für die Geschäftsentwicklung sind absolut miserabel. Habe branchenübergreifend und auch unter Berücksichtigung verschiedener Krisen noch nie einen so schlechten Wert in einer Branche beobachtet.
Diese katastrophale Stimmungslage ist in Anbetracht der Apothekenzerstörungspolitik der Bundesregierung leider nachvollziehbar.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Katastrophale Branchenstimmung

von Stadtapotheker am 27.03.2023 um 10:31 Uhr

Unterboten wird das natürlich noch von den 40,1 Punkten im Dezember. Das zeigt deutlich, dass wir ein massives strukturelles Problem haben. Und wenn ich dann heute lese, was dieser Lindemann von der FDP in der DAZ „zum Besten“ gegeben hat, da wird einen als Apothekeninhaber angst und bange. Unter diesen politischen Rahmenbedingungen haben wir keine Zukunftsperspektive!

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