Phase-II-Studie

Personalisierter mRNA-Impfstoff verlängert rezidivfreies Überleben beim Melanom

Stuttgart - 19.04.2023, 10:45 Uhr

Je früher ein Melanom erkannt wird, desto besser sind die Therapieaussichten. (Foto: Andrey Popov / AdobeStock) 

Je früher ein Melanom erkannt wird, desto besser sind die Therapieaussichten. (Foto: Andrey Popov / AdobeStock) 


Borreliose, Chlamydien, RSV – zurzeit wird an zahlreichen mRNA-Impfstoffen geforscht. Doch nicht nur zur Prävention von Infektionskrankheiten könnten solche Vakzinen künftig eingesetzt werden, auch in Sachen Krebs sind einige Impfstoffkandidaten in der Pipeline. Einer davon ist mRNA-4157, für welchen jüngst vielversprechende Ergebnisse einer Phase-II-Studie bei Melanom-Patient:innen vorgestellt wurden.

Zurzeit findet in Orlando (Florida, USA) das jährliche Treffen der Amerikanischen Krebsforschungsgesellschaft statt. Hier wurden am Sonntag Ergebnisse einer bislang unveröffentlichten Phase-II-Studie präsentiert, die den Einsatz einer personalisierten mRNA-Vakzine bei Patient:innen mit metastasiertem Melanom untersuchte.

Grundgedanke hinter dem Impfstoffkandidaten ist, dass Tumorzellen im Vergleich zu gesunden Zellen Mutationen aufweisen und sich somit auch die Struktur oder das Expressionsmuster bestimmter Proteine ändern, die dann als Neoantigene bezeichnet werden. Im Labor ist es sowohl möglich, die bei den Patient:innen individuell vorliegenden Mutationen festzustellen, als auch die zugehörigen mRNA-Sequenzen zu einem synthetischen mRNA-Molekül zu verbinden. In den Oberarm injiziert, wird die mRNA dort von Antigenpräsentierenden Zellen aufgenommen. Die kodierten Neoantigene werden synthetisiert und an der Zelloberfläche präsentiert, wodurch das adaptive Immunsystem auf die Erkennung und Bekämpfung der Tumorzellen trainiert wird.

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In die Phase-II-Studie eingeschlossen wurden 157 Patient:innen mit einem resektionierten Melanom im Stadium IIIB-D, bei welchem der Tumor in nahegelegene Lymphknoten gestreut hat, oder im Stadium IV, bei welchem bereits Fernmetastasen vorliegen. Gemäß S3-Leitlinie soll diesen Patient:innen eine adjuvante Therapie mit einem anti-PD1-Antikörper angeboten werden. Mit Pembrolizumab (200 mg, alle drei Wochen für maximal 18 Zyklen) erhielten auch alle Studienteilnehmer:innen einen solchen. Zwei Drittel von ihnen (107 Patient:innen) wurden zusätzlich mit einer personalisierten mRNA-Impfung (1 mg, alle drei Wochen, insgesamt neun Dosen) behandelt, die für bis zu 34 Neoantigene kodiert. Den primären Endpunkt stellte das rezidivfreie Überleben, den sekundären Endpunkt das Sicherheitsprofil der Impfung dar.

Rezidiv- und Sterberisiko verringert

In der geimpften Gruppe erlitten 22,4 Prozent (24 von 107 Patient:innen) im Nachbeobachtungszeitraum von 101 Wochen (Medianwert) ein Rezidiv oder verstarben. In der nicht geimpften Gruppe lag dieser Anteil mit 40 Prozent (20 von 50 Patient:innen) im Nachbeobachtungszeitraum von 105 Wochen (Medianwert) deutlich höher. Die Rate der Patient:innen, die 18 Monate rezidivfrei überlebten, lag in der Impfstoff-Gruppe bei 78,6 Prozent, in der nur mit Pembrolizumab behandelten Gruppe mit 62,2 Prozent signifikant darunter. Die Wissenschaftler:innen errechneten hieraus ein um 44 Prozent reduziertes Risiko für ein Rezidiv oder den Tod durch den Zusatz der personalisierten mRNA-Impfung. 

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In Zusammenhang mit der Impfung wurden milde bis mittelschwere Nebenwirkungen beobachtet. Die Rate an mittelschweren Nebenwirkungen war gegenüber der nicht geimpften Gruppe nicht erhöht. Als häufigste mittelschwere Nebenwirkung wurde Fatigue genannt.

Bereits im Dezember 2022 hatten Merck (Hersteller des Pembrolizumab-Präparates Keytruda®) und Moderna (Entwickler des Impfstoffkandidaten) in einer Pressemitteilung angekündigt, schon 2023 mit einer Phase-III-Studie beginnen zu wollen und die Ausweitung dieses Wirkprinzips auf weitere Tumorarten zu prüfen. Die Ergebnisse der Phase-II-Studie dürften sie in diesem Vorhaben bestärken.


Gesa Gnegel, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (gg)
redaktion@daz.online


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