Ernährung und Gesundheit

Erhöhen alle hochverarbeiteten Lebensmittel das Krebsrisiko?

Stuttgart - 26.04.2023, 13:45 Uhr

Sehen zum Teil lecker aus, sollten aber nur selten auf dem Speiseplan stehen: Lebensmittel, die durch stark technologisierte Prozesse gefertigt werden. (Foto: beats_ / AdobeStock)

Sehen zum Teil lecker aus, sollten aber nur selten auf dem Speiseplan stehen: Lebensmittel, die durch stark technologisierte Prozesse gefertigt werden. (Foto: beats_ / AdobeStock)


Der Verzehr hochverarbeiteter Lebensmittel erhöht die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken. In einer großen Beobachtungsstudie wurde dieser Zusammenhang nun mit statistischer Aussagekraft untermauert. Doch nicht alle Lebensmittel in dieser Kategorie sind laut der Analyse als bedenklich einzustufen: Gesüßte Getränke hatten eine besonders starke Assoziation zum allgemeinen Krebsrisiko. Wohingegen Fleischersatzprodukte für die Erkrankungswahrscheinlichkeit eine untergeordnete Rolle spielen könnten.

Dass Süßigkeiten, Tiefkühlpizza und Softdrinks in größeren Mengen nicht Bestandteil einer gesunden Ernährungsweise sind, dürfte klar sein. Eine ungesunde Ernährung steht im Verdacht, Tumorerkrankungen mitzubedingen. Doch für welche Lebensmittel ist ein Zusammenhang belegbar?

Eine Studie aus Großbritannien hat sich die Assoziation zwischen dem Verzehr hochverarbeiteter Lebensmittel und der Krebswahrscheinlichkeit näher angeschaut. Dazu werteten die Autoren Daten der UK Biobank aus. Die UK Biobank ist eine biomedizinische Datenbank, mit gesundheitsrelevanten Informationen von über einer halben Millionen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Großbritannien, die teilweise seit über fünfzehn Jahren erfasst und stetig erneuert werden.

Für die vorliegende Studie wurde ein Sub-Datensatz der UK-Biobank herangezogen: Beinahe 200.000 Personen füllten für einen oder mehrere Tage Ernährungstagebücher aus und beantworteten Fragen zum Raucherstatus, zu Alltagsbewegungen, der Einnahme von Arzneimitteln und zu weiteren gesundheitlichen Aspekten. Bis zu zehn Jahre wurden die Teilnehmenden regelmäßig befragt.

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Die Nahrungsmittel, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verzehrten, wurden je nach Verarbeitungsgrad in Gruppen eingeteilt. 

  • Unverarbeitete Lebensmittel wie frisches Obst und Gemüse, Milch, Fleisch und Fisch gehörten der ersten Gruppe an. 
  • In der zweiten Gruppe landeten zum Beispiel Butter, Pflanzenöle, Orangensaft oder raffinierter Zucker. Also Lebensmittel, die direkt aus unverarbeiteten Nahrungsmitteln der ersten Gruppe entstanden sind, zum Beispiel durch Auspressen oder Extrahieren. 
  • Die dritte Kategorie beinhaltete unter anderem Dosengemüse, getrocknetes Fleisch oder gepökelten Fisch, sowie Käse und Brot. In dieser Lebensmittelgruppe wurde durch industrielle Prozesse Salz, Zucker oder andere Stoffe zum Haltbarmachen oder zur Genussmaximierung hinzugefügt. 
  • In der vierten Gruppe waren die hochverarbeiteten Produkte, die durch eine hoch-technologisierte Verarbeitung von Zutaten entstehen. Beispiele hierfür sind Softdrinks, Süßigkeiten, Proteinshakes, Fertignahrung und Fleischalternativen.

Im Durchschnitt aller Teilnehmenden wurden in Bezug auf die gegessenen Gramm pro Tag, 22,9 Prozent hochverarbeitete Lebensmittel verzehrt. Der niedrigste Wert lag bei 9,2 Prozent, der höchste bei 41,1 Prozent.

Softdrinks und Krebsrisiko

Es stellte sich heraus, dass Personen, die viele hochverarbeitete Produkte zu sich nehmen, eher übergewichtig sind und einen niedrigen sozioökonomischen Status aufweisen. Ferner wurde eine Assoziation zwischen der Menge der verzehrten hochverarbeiteten Lebensmittel und der Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken, festgestellt. 

Ein Anstieg des Anteils hochverarbeiteter Lebensmittel in der Ernährung um 10 Prozent bedeutete in der Analyse ein um 2 Prozent höheres Krebsrisiko und 6 Prozent höhere Krebsmortalität. Vergleicht man die Gruppe der niedrigsten mit der höchsten Aufnahme an hochverarbeiteten Lebensmitteln, so hatte die letztere ein 7 Prozent höheres allgemeines Krebsrisiko.

Interessant ist, dass die Studienteilnehmenden mit dem höchsten und niedrigsten Verzehr an hochverarbeiteten Lebensmitteln sich wesentlich beim Konsum gezuckerter Getränke und Limonaden unterschieden, aus anderen hochverarbeiteten Produktkategorien jedoch ähnlich viel gegessen wurde.

Leute, die viele hochverarbeitete Lebensmittel konsumierten, tranken im Vergleich zu Personen, die das nicht tun, viel mehr Softdrinks. In den anderen Lebensmittelkategorien der hochverarbeiteten-Produktgruppe waren die Unterschiede marginal. Beispielsweise scheinen Fleischersatzprodukte, sowie salzige und süße Snacks in dieser Studie beim Krebsrisiko eine untergeordnete Rolle zu spielen.

Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer, die wenig hochverarbeitete Lebensmittel gegessen haben, tranken viel Tee und Kaffee verglichen mit den Teilnehmenden, die viele hochverarbeitete Lebensmittel zu sich nahmen. Ein schützender Effekt lässt sich von einer Assoziationsstudie jedoch nicht ableiten. Die Studie lädt dazu ein, spezifische Lebensmittel zu betrachten und nicht nur den Verarbeitungsgrad.


Juliane Russ, Volontärin DAZ
redaktion@daz.online


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