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BPhD-Kolumne
Gemeinsam statt einsam: Interprofessionelle Lehre im internationalen Vergleich
Interprofessionelle Zusammenarbeit ist aus dem Gesundheitswesen nicht wegzudenken. Damit angehende Heilberufler*innen gut auf die Zusammenarbeit vorbereitet werden, muss Interprofessionalität bereits im Studium eine Rolle spielen. Bei der Umsetzung können wir einiges von anderen Ländern lernen, findet Clara Marie Meiners, Beauftragte für Interprofessionelles beim BPhD.
Unsere Gesellschaft wird zunehmend älter. Das stellt uns vor die Herausforderung, die Gesundheitsversorgung effizienter zu gestalten. Wir haben den Anspruch, die Patient*innen optimal zu versorgen, sind aber gleichzeitig mit einem Fachkräftemangel konfrontiert. Das deutsche Gesundheitswesen steht heute also vor großen Herausforderungen. Ein unerlässlicher Ansatz, um diese zu bewältigen, besteht darin, vermehrt interprofessionell zu arbeiten. Dazu muss jede Berufsgruppe ihre Kernkompetenzen einbringen und sich auf die anderen Heilberufler*innen verlassen können.
Vorbild ARMIN
Dass interprofessionelle Zusammenarbeit zur Verbesserung der Versorgung beiträgt, hat die kürzlich veröffentlichte Auswertung des Modellprojekts ARMIN erneut deutlich gemacht. Demnach konnte durch ein einheitliches Medikationsmanagement das Mortalitätsrisiko der Patient*innen gesenkt werden. Zudem wurde betont, dass zu diesem Erfolg auch die gute Zusammenarbeit zwischen Ärzt*innen und Apotheker*innen beigetragen hat. Im Alltag hingegen zeigt sich, dass die interprofessionelle Zusammenarbeit nicht immer harmonisch abläuft. Das muss sich in Zukunft ändern!
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Für eine einwandfreie berufsübergreifende Zusammenarbeit im Alltag kann schon im Studium der Grundstein gelegt werden. Besteht ein regelmäßiger Austausch mit unterschiedlichen heilberuflichen Studiengängen und Ausbildungen, bekommt man automatisch mit, was die jeweils anderen lernen. Bei gemeinsamen Lehrveranstaltungen könnte geübt werden, wie man miteinander kommunizieren kann. Das Selbstverständnis gemeinsam zu arbeiten, würde sich etablieren.
Großbritannien: Gemeinsames Lernen fördert Zusammenarbeit
Erfahrungsberichte aus dem Ausland zeigen, dass die interprofessionelle Zusammenarbeit im Studium dort deutlich etablierter ist als in Deutschland. So finden in Großbritannien mehrmals im Semester Veranstaltungen mit verschiedenen Studierenden aus dem Gesundheitswesen, wie Krankenpflege-, Hebammen- und Rettungssanitäter-Studierenden, statt. In den gemeinsamen Lehrveranstaltungen wird interaktiv und patient*innenorientiert gearbeitet, um bereits im Studium die Arbeitsstrukturen des Berufslebens kennenzulernen.
Auch in Kanada ist über das Curriculum geregelt, dass interprofessionelle Lehre über das gesamte Pharmaziestudium hinweg angeboten wird. Neben Fallbesprechungen werden Tutorien für alle Bereiche des Gesundheitswesens gemeinsam abgehalten. Das Ziel ist auch hierbei, die Rollen der Berufe kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen und die Kommunikation zu üben. In Frankreich studieren viele Gesundheitsberufe das erste Jahr gemeinsam, weshalb ab Beginn des Studiums ein enger Kontakt zwischen den Professionen besteht. Auch im weiteren Verlauf des Studiums sind interprofessionelle Veranstaltungen üblich, die zum Teil auch von Studierenden organisiert werden.
Deutschland: Interprofessionalität steckt noch im Projekt-Status
Ebenso gibt es in Deutschland einige Projekte, die das Ziel haben, Interprofessionalität bereits im Studium einzubringen. Hier besteht aktuell noch das Problem, dass diese Projekte nicht überall angeboten werden. Selbst an den wenigen Standorten mit interprofessionellen Veranstaltungen finden diese entweder einmalig oder nur während eines Semesters statt. Die Umsetzung hängt momentan stark vom Engagement der Lehrenden und dem Interesse der Studierenden vor Ort ab. Was steht dem im Weg, etablierte Projekte aus dem Ausland auch bei uns in die Lehre zu integrieren? Da geht noch mehr!
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