Eröffnung des Pharmacon in Meran

Für mehr Eigenverantwortung und weniger Bürokratie

Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer, forderte die Politik bei der Eröffnung des 59. Fortbildungskongresses Pharmacon am 4. Juni 2023 in Meran auf, Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass die Patientinnen und Patienten trotz Lieferschwierigkeiten schnell und unbürokratisch mit Arzneimitteln versorgt werden können.

Für mehr Eigenverantwortung und weniger Bürokratie

In seiner Eröffnungsrede beschrieb Benkert die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung nicht nur als einen wichtigen Teil der staatlichen Daseinsvorsorge, sondern auch als eine der preiswertesten kurativen Möglichkeiten. Daher sollte der Staat eigentlich alles dafür tun, dass sie reibungslos funktioniere, denn das wäre ein „hervorragendes Investment“, so Benkert. 

Die Realität sieht aber anders aus: derzeit sind für über 450 – für die Versorgung durchaus relevante - Arzneimittel Lieferengpässe gemeldet. Die Frage, ob und wie Patientinnen und Patienten mit Arzneimitteln versorgt werden können, ist zu einer täglichen Sorge und einem täglichen Kampf in den Apotheken geworden. Es sei „völlig indiskutabel, dass wir erst zwei unterschiedliche Verfügbarkeitsanfragen bei Großhandlungen mit entsprechender Dokumentation starten müssen, bevor wir endlich dem Patienten ein alternatives Präparat abgeben können“, so Benkert. Er betonte, dass die erleichterten Austauschregeln während der Pandemie von der Apothekerschaft äußerst verantwortungsvoll eingesetzt wurde. „Es gibt überhaupt keinen Grund anzunehmen, wir würden in Zukunft nicht mehr verantwortungsvoll damit umgehen“, so Benkert. Es sei dringend erforderlich, das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz so nachzubessern, dass Apothekerinnen und Apotheker „mehr Beinfreiheit“ erhalten, damit sie die Patienten effizient versorgen können. „Jeder vermeidbare Aufwand muss auch vermieden werden.“

Höchste Zeit für eine angemessene Vergütung

Sich um die individuelle Medikation der Patienten zu kümmern ist weder standardisierbar noch skalierbar, sondern eine höchstqualifizierte Leistung der Apothekerschaft. Benkert nannte es eine Missachtung der Leistung und des Engagements für die bestmögliche Versorgung der Patienten, wenn die Vergütungspauschale 50 Cent dafür beträgt, dass ein Arzneimittel wegen eines Lieferengpasses ausgetauscht werden muss. 

Auch ihren staatlichen Versorgungsauftrag können Apotheken nur dann erfüllen, wenn die erbrachten Leistungen entsprechend honoriert werden. „Was die Politik anderen zugesteht ‒ eine Kompensation für steigende Kosten und eine Teilhabe an der wirtschaftlichen Entwicklung ‒ das muss auch für die Apotheken gelten“, forderte Benkert. Die aktuellen Preissteigerungen und die Erhöhung der Inflationsrate führen dazu, dass viele Apotheken einfach keinen wirtschaftlichen Spielraum mehr haben, wie die zunehmende Zahl der Apothekenschließungen zeigt. 

Das Maß sei voll, und daher werden die Apothekerinnen und Apotheker am 14. Juni ein sichtbares Zeichen setzen und auf die angespannte Situation der Apotheken hinweisen. Benkert betonte, dass es höchste Zeit sei, Leistung angemessen zu vergüten und das Honorar entsprechend anzupassen.

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