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Kassen verweigern Bezahlung selbst hergestellter Fiebersäfte
Nullretax-Schock für Apotheken
Zahlreichen Apotheken flattern derzeit Nullretaxationen ins Haus: Offenbar sieht sich vor allem die IKK classic berufen, Rezepte über selbst hergestellte Fiebersäfte für Kinder zu beanstanden. Der Grund: die fehlende Dosierungsangabe. DAV-Chef Hans-Peter Hubmann spricht von einem „perfiden Spiel“ der Krankenkassen – und setzt darauf, dass das Lieferengpassgesetz Schluss macht mit solchen Auswüchsen.
In den sozialen Medien häufen sich die Meldungen über Retaxationen der IKK classic: So schreibt beispielsweise Apotheker Björn Schittenhelm auf Linkedin über ein Fiebersaft-Rezept vom 29. Dezember 2022. Bekanntlich ein äußerst rares Gut zu dieser Zeit. Daher versprechen auch die Krankenkassen, bei Rezepturen die Mehrkosten für ihre Versicherten zu übernehmen und die Apotheken unkompliziert handeln zu lassen. Und das tun sie – sie helfen, wo sie können und stellen die wichtigen Kinderarzneimittel selbst her. Jetzt erhielt Schittenhelm jedoch von der IKK classic Nullretaxationen über genau diesen Vorgang. Die Begründung: Die Dosierung fehlt auf dem Rezept. Dabei wurden die Kundinnen und Kunden durchaus beraten und über die Dosierung informiert. Doch eine kleine Dokumentation fehlt – und schon gibt es gar kein Geld, trotz selbstverständlich angefallener Sach- und Personalkosten. Auch andere Apotheker:innen sehen sich derzeit derartigen Beanstandungen ausgesetzt.
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Wie die ABDA jetzt in ihrem Newsroom erklärt, haben sich in den vergangenen Tagen zahlreiche Apotheken an sie gewendet, um ihren Ärger über diese Nullretaxationen Luft zu machen. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), ist ebenfalls erschüttert über die „missachtenden Briefe“ der Kassen: „Es ist schon wirklich ein perfides Spiel, das die Krankenkassen da betrieben. Wir leben in einem System, in dem durch den Sparwahn der Krankenkassen keine Fiebersäfte für Kinder mehr lieferbar sind. Da wir unsere kleinen Patientinnen und Patienten und deren Eltern inmitten einer Erkältungswelle nicht unversorgt nach Hause gehen lassen wollten, haben wir die Fiebersäfte oft selbst hergestellt – und damit Kindern und Eltern schnell und unkompliziert weitergeholfen. Monate später erreichen uns nun Briefe, insbesondere der IKK Classic, in denen Beträge in Höhe von 20 oder 30 Euro nicht ausgezahlt werden können, weil wir vergessen haben ein Kreuz zu setzen oder die Dosierung nicht richtig angegeben haben.“ Für Hubmann beweist dieses Verhalten nicht nur, wie weit weg die Kassen-Mitarbeiter:innen von der täglichen Versorgung sind. „Es zeigt auch, wie wenig Menschlichkeit und Wertschätzung in den rund 100 Krankenkassen dieses Landes vorhanden ist.“
Der DAV-Vorsitzende sieht sich durch die Vorfälle bestärkt in der politischen Arbeit. Diese Woche wird voraussichtlich das Arzneimittellieferengpassgesetz (ALBVVG) vom Bundestag verabschiedet. Die Hoffnung ist groß, dass ein Änderungsantrag einfließen wird, mit dem Nullretaxationen ein Ende bereitet wird. Hubmann sagt: „Schon während unseres Protesttages haben wir auf die Absurdität der Nullretaxationen hingewiesen und sind damit bei einigen Politikerinnen und Politiker auf Verständnis gestoßen. Das aktuelle Beispiel der Fiebersaft-Retax-Welle aus dem IKK-Lager hilft uns bei unserer Argumentation ein gutes Stück weiter.“ Der DAV-Chef ist überzeugt, dass jede:r vernünftige Gesundheitspolitiker:in erkennen muss, „dass es hier nicht mehr um eine anständige, gute Versorgung geht, sondern nur darum, den Apotheken zu schaden.“
5 Kommentare
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