Experteneinstufung

Aspartam möglicherweise krebserregend – übliche Mengen wohl kein Problem

Genf - 14.07.2023, 13:45 Uhr

In zuckerfreien Softdrinks steckt oft Aspartam als Süßungsmittel. (Foto: IMAGO / dts Nachrichtenagentur)

In zuckerfreien Softdrinks steckt oft Aspartam als Süßungsmittel. (Foto: IMAGO / dts Nachrichtenagentur)


Der Süßstoff Aspartam kann einer neuen Experteneinstufung zufolge möglicherweise Krebs auslösen. An den Verzehrempfehlungen der WHO wird das aber zunächst nichts ändern, weil sie in den zugrundeliegenden Studien keine Hinweise darauf sieht, dass ein Verzehr im Rahmen der empfohlenen Höchstwerte schädlich sein könnte. Und die erreicht ein Mensch mit 70 Kilogramm Gewicht erst, wenn er an einem Tag neun bis 14 Dosen herkömmlicher Größe mit stark aspartamhaltigem Diät-Getränk trinkt. 

Aspartam ist einer von elf in der Europäischen Union (EU) zugelassenen Süßstoffen. Die bekanntesten sind neben Aspartam Cyclamat und Saccharin und auch Steviaglycoside spielen immer öfter eine Rolle. Des Weiteren gibt es noch Acesulfam K, Advantam, Aspartam-Advantam-Salz, Sucralose, Thaumatin, Neohesperidin DC und Neotam.

Laut einer aktuellen Experteneinstufung kann Aspartam unter Umständen bei Menschen Krebs auslösen. Die neue Einstufung als „möglicherweise krebserregend“ für Aspartam stammt von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) in Lyon. Sie gehört zur Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die IARC veröffentlichte ihre Erkenntnisse am Freitag in der Fachzeitschrift „The Lancet Oncology“. Sie sah in drei Studien mit Menschen begrenzte Hinweise auf einen Zusammenhang mit einer bestimmten Form von Leberkrebs (hepatozelluläres Karzinom).

Wichtig zu wissen ist dabei: Die IARC-Fachleute beurteilen nur, ob ein Stoff im Prinzip Krebs verursachen könnte. Sie berücksichtigen nicht, wie viel davon ein Mensch zu sich nehmen müsste, um ein Krankheitsrisiko zu haben, erklärte Mary Schubauer-Berigan. Sie leitet das für die Einstufung zuständige IARC-Monographs-Programm.

Die IARC-Fachleute fanden unter Hunderten Krebsstudien mit Menschen drei, die sich mit der Wirkung von Süßstoffen befassen. Sie prüften auch Studien mit Mäusen und Ratten. Alle Studien hätten aber für die Beurteilung von Aspartam gewisse Mängel aufgewiesen, räumten sie ein. Deshalb betont die IARC, dass die Beweislage begrenzt ist.

Nach Angaben von Schubauer-Berigan und Branca ist die neue Klassifizierung ein Aufruf an die Wissenschaft. Es seien dringend mehr Studien nötig.

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Risiko-Analysen für Menschen machen andere Institutionen, etwa der Ausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe der WHO und der Agrarorganisation der Vereinten Nationen FAO (JECFA) - oder Behörden für Lebensmittelsicherheit wie das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Die empfohlene Höchstmenge von Aspartam liegt bei 40 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Den Grenzwert würde ein Mensch mit 70 Kilogramm Gewicht erst erreichen, wenn er an einem Tag neun bis 14 Dosen herkömmlicher Größe mit stark aspartamhaltigem Diät-Getränk trinkt, berichtete die WHO. 

Deswegen bleibt die WHO auch entspannt und sieht keinen Anlass, ihre Richtlinien zu ändern – trotz der neuen Einstufung. Sie sieht in den zugrundeliegenden Studien keine Hinweise darauf, dass ein Verzehr im Rahmen der empfohlenen Höchstwerte gefährlich sein könnte. Wer sich daran halte, setze sich nach derzeitigem Wissensstand keinem höheren Krebsrisiko aus, berichtete die WHO. 

WHO empfiehlt ohnehin Zurückhaltung

„Ein Softdrink ab und zu, oder Kaugummi: Da sollte man sich nach jetzigem Stand keine Sorgen machen“, sagte Francesco Branca, Direktor der WHO-Abteilung für Ernährung und Lebensmittelsicherheit. „Wir empfehlen nicht, dass Verbraucher gänzlich auf Süßstoffe verzichten, aber wir empfehlen Zurückhaltung.“ Wer im Supermarkt überlege, ob er Softdrinks mit Zucker oder mit Süßstoff kaufen soll, ziehe am besten eine dritte Variante in Betracht, sagte Branca: „Wasser trinken“ - oder andere Getränke ohne Süßmittel.

„Enthält eine Phenylalaninquelle“

Aspartam ist aus den Aminosäuren Asparaginsäure und Phenylalanin aufgebaut, nach Verzehr wird das Phenylalanin im Darm freigesetzt. Menschen, die an der erblichen Stoffwechselerkrankung Phenylketonurie (PKU) leiden und eine streng Phenylalanin-arme Diät einhalten müssen, dürfen daher kein Aspartam aufnehmen. Um von PKU Betroffene zu schützen, werden aspartamhaltige Produkte entsprechend gekennzeichnet.  


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1 Kommentar

Diversifizierung

von Dr. House am 14.07.2023 um 14:43 Uhr

Genau aus diesem Grund sollte man neben den Coca Cola Aktien auch Diabeteszeugs (zB Novo Nordisk) und Krebsmedikamente im Portfolio haben. Und Waffenherstelleraktien natürlich. Dann kann eigentlich nichts schiefgehen und man profitiert von menschlicher Degerneration, von menschlichem Leid. Das ist eben die moderne Welt in der wir leben (möchten?).

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