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BPhD-Kolumne
Abschlussarbeit und Studienzeit-Verlängerung – was wollen Pharmaziestudierende?
Die Einführung einer Abschlussarbeit sowie eine Verlängerung der Studienzeit sind Bestandteile der Diskussion um die Novellierung der Approbationsordnung (AAppO). Der BPhD hat Studierende dazu im April 2023 befragt. Wie die Ergebnisse im Gesamtkontext der Notwendigkeit einer Studienreform zu deuten sind, ordnet Laila Haroon, BPhD-Beauftragte für Lehre und Studium, ein.
In anderen naturwissenschaftlichen Studiengängen ist die Anfertigung wissenschaftlicher Abschlussarbeiten in Form von Bachelor- und Masterarbeit eine Selbstverständlichkeit. Die Regelstudienzeit von fünf Jahren bis zum Mastergrad ist üblich. Das Pharmaziestudium kommt bislang ohne jegliche verpflichtende Abschlussarbeit und mit einer regulären universitären Ausbildung von nur vier Jahren aus. Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) und die Vertretung der Apotheker*innenschaft sind sich einig, dass die Einführung der wissenschaftlichen Abschlussarbeit und eine Studienzeitverlängerung von zwei Semestern notwendig sind.
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Bislang gab es keine ausführlichen, repräsentativen Daten zur Empirie einer Studienreform unter Einführung einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit und Studienzeitverlängerung. Der BPhD hat Studierende dazu im April 2023 in einer Umfrage befragt. Insgesamt haben 1.663 Studierende des Grund- und Hauptstudiums aller 22 Studienstandorte an der Umfrage teilgenommen. Aus den erhobenen Daten geht erstmals hervor, welche Veränderungen Studierende begrüßen würden.
Wissenschaftliche Abschlussarbeit
Als Vorteile in der Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit sieht die Mehrheit der Studierenden die Entwicklung von Fähigkeiten im wissenschaftlichen Schreiben und in der Forschung sowie die intensive Auseinandersetzung mit einem spezifischen Thema. Klar ist: Studierende erkennen den Mehrwert einer wissenschaftlichen Arbeit. Trotzdem hält nur knapp ein Drittel der Studierenden eine Abschlussarbeit generell für sinnvoll.
Dieses scheinbar widersprüchliche Ergebnis lässt sich erklären, wenn die wissenschaftliche Arbeit in den Gesamtkontext des Pharmaziestudiums und des Berufs der Apotheker*innen gesetzt wird. Dabei ergeben sich folgende Fragen aus der Sicht der Studierenden: Wird ein Rahmen für eine Abschlussarbeit geschaffen, von dem ich auch als Apotheker*in in einer öffentlichen Apotheke profitiere? Wird die Abschlussarbeit im Ausland anerkannt? Kann ich die Abschlussarbeit an einem beliebigen Studienstandort oder sogar außerhalb der Uni anfertigen? Kann ich mich neben dem Verfassen der Abschlussarbeit noch ausreichend auf das zweite Staatsexamen vorbereiten?
Eine Vielzahl an Umsetzungsmöglichkeiten für die Durchführung einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit sind vorstellbar. Da die Rahmenbedingungen für eine Abschlussarbeit noch unklar sind, wurde in der Umfrage an dieser Stelle bewusst nicht konkretisiert. So ist es nicht überraschend, dass Studierende einer Abschlussarbeit in Teilen skeptisch gegenüberstehen.
Insbesondere der Bezug zur Berufspraxis scheint entscheidend zu sein. Interessanterweise wird die Vorbereitung auf die berufliche Zukunft durch das Erstellen der Abschlussarbeit nur von weniger als einem Viertel der Studierenden als Vorteil gesehen. Wenn Studierende hingegen in der wissenschaftlichen Abschlussarbeit die Vorbereitung auf die berufliche Zukunft sehen, findet die Mehrheit dieser Studierenden die Abschlussarbeit für das Pharmaziestudium tendenziell sinnvoll.
Verlängerung der Studienzeit
Die Werte zeigen eindeutig: Die Mehrheit der Studierenden hätte sich nicht gegen das Pharmaziestudium entschieden, wenn das Studium zwei Semester länger dauern würde. Eine entscheidende Rolle beim Thema Studienzeitverlängerung spielt für Studierende die Ausgestaltung des Studiums. Als Maß dient die Zahl der Semesterwochenstunden (SWS). SWS beschreiben den durchschnittlichen Zeitaufwand aller Präsenzanteile der Lehrveranstaltungen in einer Woche im Semester. Knapp drei Viertel der Studierenden würden nur dann einer Verlängerung zustimmen, wenn die Zahl der SWS sinkt. Immerhin ein Fünftel der Studierenden stuft den Bedarf zusätzlicher Lehrinhalte während der universitären Ausbildung als so hoch ein, dass sie einer Studienzeitverlängerung unter gleichbleibender Zahl an SWS und der daraus resultierenden zusätzlichen Lehrveranstaltungen zustimmen, um die Ausbildungsqualität erhöhen zu können. Einer Verlängerung unter Steigerung der SWS stimmen gerade einmal 1,6 Prozent der Studierenden zu.
Das Positionspapier zur Novellierung der AAppO ist am Runden Tisch, an dem unter anderem sowohl Vertreter der Bundesapothekerkammer als auch des BPhD vertreten sind, entstanden. Der BPhD hat das Positionspapier trotz all der gemeinsamen Interessen mit der Apotheker*innenschaft allerdings abgelehnt. Dass der BPhD sich letztlich für die Ablehnung ausgesprochen hat, liegt unter anderem an der Erhöhung der SWS.
Zuletzt stellt sich die Frage, für welche Studieninhalte eine Studienzeitverlängerung nötig ist. Nach den neusten Daten des BPhD erwarten Studierende bei einer Verlängerung des Studiums, dass bisher zu kurz kommende Themen intensiver gelehrt werden und dass die klinisch-praktische Ausbildung verbessert wird. Dieses Bild ist nicht neu und bestätigt frühere Umfrageergebnisse des BPhD. Denn dass Studierenden klinisch-praktische Aspekte während der universitären Ausbildung fehlen, ging bereits aus der Umfrage „KliPha Check Up” des BPhD aus dem Jahr 2019 hervor.
Fazit
Studierende sperren sich in keinem Fall gegen die Novellierung der AAppO – im Gegenteil! Wir arbeiten aktiv an der Novellierung mit und setzen uns für einen Ausbau und die Weiterentwicklung des Studiums ein. Diese Studienreform ist uns allen ein großes Anliegen und ihr Potenzial muss ausgeschöpft werden. Eine wissenschaftliche Arbeit stärkt die Rolle der Apotheker*innen als Wissenschaftler*innen mit umfänglichem naturwissenschaftlichem Wissen und damit einhergehenden Kompetenzen. Der Ausbau der Klinischen Pharmazie und der Pharmakologie ist unabdingbar, um angehenden Apotheker*innen bereits während der universitären Ausbildung die Kompetenzen zu vermitteln, die sie für ihren Alltag im Heilberuf mit den Patient*innen vorbereiten. Die Studierenden sehen in all dem die Chance, das Studium attraktiver zu gestalten und die nachfolgenden Generationen für die Zukunft mit den relevanten Kompetenzen auszustatten.
1 Kommentar
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von Peter am 01.08.2023 um 14:09 Uhr
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