So wird man Multiplikator der AMTS

Halbzeitbericht vom Masterstudiengang Arzneimitteltherapiesicherheit

15.08.2023, 13:45 Uhr

Der Masterstudiengang folgt dem Konzept des Blended-Learning. Nebst in Präsenzveranstaltungen lernen die Teilnehmenden auch online von zu Hause aus. (Foto: BullRun / Adobe Stock)

Der Masterstudiengang folgt dem Konzept des Blended-Learning. Nebst in Präsenzveranstaltungen lernen die Teilnehmenden auch online von zu Hause aus. (Foto: BullRun / Adobe Stock)


Bald ist ein Jahr vergangen, seit der im deutschsprachigen Raum ein­malige Masterstudiengang Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) an den Universitäten Bonn, Heidelberg und Tübingen gestartet ist. Die zentralen Qualifikations­ziele sind die Erhöhung der AMTS-Kompetenz und die interprofessionelle Vernetzung der Absolventen. Welches Fazit kann zur „Halbzeit“ gezogen werden?

Der Fokus des Studiengangs liegt auf der Vermittlung übergeordneter Qualifikationen, mit denen AMTS-relevante Strukturen analysiert und AMTS-­relevante Prozesse gesteuert werden können. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschäftigen sich mit den Herausforderungen, wie Arzneimitteltherapiesicherheit in den verschiedenen Versorgungssektoren verbessert werden kann und wie diese in einem interprofessionellen Miteinander überwunden werden können.

Teilnehmende verteilen gute Noten in der Zwischenevaluation

Rund 20 Studierende – vorrangig aus der Pharmazie, aber auch aus den Pflege- und Gesundheitswissenschaften – studieren seither gemeinsam. Rund 15 weitere Teilnehmende belegen im Rahmen der integrierten Zertifikatskurse einzelne Module des Studiengangs und bereichern so den Austausch untereinander mit ihren Perspektiven und Erfahrungen. „Wir haben gerade die Evaluationsergebnisse mit den Mitarbeitenden des Zentrums für Evaluation und Methoden besprochen“, sagt Prof. Dr. Ulrich Jaehde von der Universität Bonn, der den Studiengang leitet, und ergänzt: „Die begleitende Evaluation, die sich aus gezielten Befragungen zu einzelnen Modulen und übergeordneten Gesprächsrunden zusammensetzt, ist sehr wichtig für uns, um zu sehen, wo wir stehen und wo es Verbesserungspotenzial gibt“. Im Schnitt wurden die bisherigen Veranstaltungen des ersten Fachsemesters mit einer durchschnittlichen Schulnote von 1,9 bewertet – „Über dieses Ergebnis freuen wir uns natürlich gleichermaßen wie die Dozierenden in den einzelnen Modulen“, meint Prof. Dr. Hanna Seidling, Studiengangsleitung am Standort Heidelberg, „zumal das erste Semester gleich mit einigen Grundlagenveranstaltungen zu Theorie und Statistik begann, die ja oftmals weniger gut bewertet werden als praxis­nahe Inhalte“.

Mehr zum Thema

Serie Aufbaustudiengänge Pharmazie

Apothekers Wahl  – ohne Qual!

Stellungnahme zum Gesundheitsdatennutzungsgesetz

ABDA will automatisierte AMTS-Prüfung durch Krankenkassen streichen

Auch ist durch die begleitende Evaluation nun klar, dass das Konzept des Blended-Learnings aufgeht, in dem Präsenzveranstaltungen mit Online-Veranstaltungen und asynchronen Lernangeboten kombiniert werden. Dieses Konzept war neu entwickelt worden, um den Studiengang vereinbar mit Beruf und Familie zu gestalten und somit viele Inhalte online und asynchron anzubieten, sodass sie von den Studierenden dann abgerufen und bearbeitet werden können, wenn es individuell am besten in ihren Alltag passt. Gleichzeitig dienen die ausgewählten Präsenztreffen dazu, die Studierenden untereinander zu vernetzen und interaktiv im persönlichen Austausch an den Inhalten zu arbeiten. Über alle Module des ersten Fachsemesters gemittelt, gaben 93 % der Studierenden an, dass die Mischung aus synchronem und asynchronem Lernen für sie angenehm oder eher angenehm war. Dies spiegelt sich auch in der Tatsache wider, dass 96 % der Studierenden angaben, dass das Lernen mit den digitalen Angeboten gut in den Alltag integrierbar war. Dabei bietet der Studiengang neben den verschiedenen Lernformaten auch eine Reihe von Möglichkeiten zur Individualisierung – nicht nur inhaltlich durch die Wahl spezifischer Wahlpflichtmodule, vor allem aber auch organisatorisch durch die zeitliche Streckung der Module über acht anstelle von vier Semestern:

In der kompakten Studienvariante wird der Masterstudiengang AMTS in vier Semestern (bzw. zwei Studien­jahren) einschließlich der Master­arbeit absolviert. Diese Studienvariante ist berufsbegleitend studierbar, allerdings haben einige der Teilnehmenden der ersten Kohorte, die sich für diese Variante entschieden haben, ihre berufliche Arbeitszeit etwas verringert. Im Verlauf der ersten drei Semester finden fünf Präsenzwochenenden sowie durchschnittlich ein synchroner Online-Studientag pro Monat am Wochenende statt. Alle übrigen Aufgaben laufen asynchron online. In der gestreckten Studienvariante werden die Module einschließlich der Masterarbeit über acht Semester (bzw. vier Studienjahre) verteilt. Bei nebenberuflichem Studium in gestreckter Form ist eine Vollzeitberufstätigkeit möglich. Präsenz- und Online-Synchron-Studientage werden anteilig für die Veranstaltungen der im jeweiligen Semester belegten Module besucht. Neben der kompakten und der gestreckten Studienvariante sind auch individuelle Studienvarianten möglich, z. B. eine Verteilung der Module über fünf bis sechs Semester. Individuelle Studienvarianten ergeben sich durch Anpassung der Studien­geschwindigkeit im Verlauf des Studiums.

Lehrende aus verschiedenen Berufsgruppen

Aktuell sind im Studiengang 55 Dozierende verschiedener Profes­sionen aus ganz unterschiedlichen Fachbereichen eingebunden. Sie kommen aus den Bereichen Pharmazie, Medizin, Pflegewissenschaft, Arbeitspsychologie aber auch z. B. aus den Rechtswissenschaften und der Medizininformatik. Etwa die Hälfte der Dozierenden ist in der Praxis tätig, was dazu beiträgt, dass der Anwendungsbezug der gelehrten Inhalte im Vordergrund steht. Die Studierenden kommen mit den Dozierenden dabei auf ganz unterschiedlichen Wegen in Kontakt, da die sonst typischen Frontalveranstaltungen im Masterstudiengang durch viele innovative Lehrformate ergänzt werden, wie z. B. gemein­same Forumsdiskus­sionen, bei denen sich die Studierenden mit den Dozierenden online austauschen.

Erklärtes Ziel des Studiengangs ist es, dass die Teilnehmenden sich nach Abschluss als Multiplikatoren für die AMTS wahrnehmen. „Die Gewährleistung einer sicheren Arzneimitteltherapie gelingt besser im interprofessionellen Miteinander, in dem man die Kompetenzen und Ziele der anderen Beteiligten kennt“, erläutert Prof. Dr. Cornelia Mahler, Studiengangsleitung in Tübingen. „Dieses Verständnis herzustellen und dann gemeinsam im Austausch effiziente Strategien zur Verbesserung der Versorgung im Kleinen wie im Großen zu entwickeln, ist ein Ziel des Studiengangs“. Dass dies gelingen kann, lassen die ersten erfolgreich abgeschlossenen Praktika auch schon vermuten, in denen die Studierenden kleinere Projekte zur Verbes­serung der Arzneimitteltherapiesicherheit initiiert haben.

Simone Back, eine der Teilnehmer­innen der ersten Kohorte, unterstreicht diese Relevanz für die tägliche Arbeit. Sie würden auf jeden Fall den Studiengang nochmals beginnen: „In der gestreckten Variante ist das mit meinem Kontext gut gewählt. Die Inhalte der bisherigen Module hatten für meine berufliche Entwicklung immer etwas Passendes dabei, was ich direkt in meinen beruflichen Alltag integrieren konnte. Der Wunsch, Theorie und Praxis direkt miteinander verbinden zu können, hat sich für mich im Klinikalltag bestätigt.“

Wir dürfen also gespannt sein auf die ersten Masterarbeiten, die nun im kommenden Sommersemester abgeschlossen werden und ebenfalls dazu beitragen sollen, die Evidenz zu Fragestellungen der Arzneimitteltherapiesicherheit zu verbessern.

Bewerben und teilnehmen!

Der weiterbildende Masterstudiengang „Arzneimitteltherapiesicherheit“ ist ein modularisiertes Weiterbildungsangebot im Sinne des § 62 Hochschulgesetz Nordrhein-Westfalen, das interprofessionell zwischen den pharmazeutischen und medizinischen Wissenschaften und der Pflegewissenschaft angelegt ist. Nach erfolgreichem Abschluss wird der akademische Grad Master of Science (M. Sc.) verliehen. Wer Interesse hat, Teil dieses Netzwerkes zu werden und die Arzneimitteltherapiesicherheit in all ihren Facetten zu studieren, kann sich nun noch bis zum 31. August 2023 für das Wintersemester 2023/24 für den Masterstudiengang Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) bewerben.

Auch für die Teilnahme an den Zertifikatskursen, die in den Studiengang eingebettet sind und die Belegung einzelner Module entsprechend der eigenen Interessen ermöglichen, sind noch Plätze verfügbar. Umfangreiche Informationen zum Bewerbungsverfahren und zum Studiengang bzw. den Zertifikatskursen finden Sie auf der neu gestalteten Homepage unter www.amts.uni-bonn.de

Bei Fragen, auch zur Individualisierung des Studienablaufs oder inhaltlichen Schwerpunkten stehen die Studiengangskoordinatorinnen und -koordinatoren an den einzelnen Standorten gern zur Verfügung, schreiben Sie einfach an amts@uni-bonn.de


Deutsche Apotheker Zeitung
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.