Gekommen, um zu bleiben

Wie Sie den Berufsnachwuchs an Ihre Apotheke binden

30.08.2023, 07:00 Uhr

Regelmäßige Feedbackgespräche bieten eine Gelegenheit, über die Perspektiven des Nachwuchses in ihrem Betrieb zu sprechen. (Foto: Schelbert/DAZ)

Regelmäßige Feedbackgespräche bieten eine Gelegenheit, über die Perspektiven des Nachwuchses in ihrem Betrieb zu sprechen. (Foto: Schelbert/DAZ)


Nachwuchssorgen treiben derzeit viele Apotheken um. Eine gute Möglichkeit, Nachwuchskräfte aktiv für Ihre Apotheke zu begeistern, ist das Angebot von Praktikums- und Ausbildungsplätzen. Doch wie können Apotheken den Berufsnachwuchs nicht nur für die Dauer der Ausbildung bzw. des Praktikums, sondern langfristig an sich binden?

Auszubildende und Praktikant:innen wollen das theoretische Wissen im Apothekenalltag praktisch anwenden. Sie möchten die verschiedenen Tätigkeiten des Berufes und die Arbeitsabläufe kennenlernen. Die Nachwuchskräfte möchten erste Erfahrungen im Betrieb sammeln, um Ihre Entscheidung für diesen Beruf zu festigen.

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In einer Zeit, in der es an Fachkräften mangelt, sind Auszubildende und Praktikant:innen für Apotheken von unschätzbarem Wert. Die Vorteile der Übernahme nach der Ausbildung bzw. dem Abschluss des Studiums liegen auf der Hand. Die Abläufe und das Unternehmen sind den Talenten bekannt und eine Einarbeitung ist nicht im vollen Umfang erforderlich. Sie kennen die Fähigkeiten der Talente und können gut einschätzten, ob eine längere Zusammenarbeit passen könnte.

Nicht überfordern

Vermeiden Sie generell Überfor­derung, besonders in den ersten Tagen. Alles ist neu, wie z. B. das Warenwirtschaftsprogramm, und muss erst mal erlernt werden. Erinnern Sie sich an Ihre ersten Tage in der Apotheke. Die Aufregung ist besonders hoch in den ersten Tagen, da alles ungewohnt und neu ist. Packen Sie also nicht zu viel in die erste Woche, um die Talente nicht zu überfordern. Wir wollen Freude und Motivation erreichen und keinen Frust.

Gute Arbeitsatmosphäre schaffen

Lernen funktioniert in einem wertschätzenden Umfeld besser und erhöht die Bereitschaft, Fragen zu stellen, um die Zusammenhänge besser zu verstehen. Trauen Sie den Talenten angemessene Auf­gaben zu, es stärkt die Motivation Ungewohntes zu schaffen und über sich hinaus zu wachsen. Kommunizieren Sie wertschätzend und seien Sie offen gegenüber neuen Ideen der Talente. Kreieren Sie gemeinsame Rituale mit dem Team, die Ihr Unternehmen positiv prägen und es zu einem besonderen Arbeitsplatz machen.

Vorbereitung auf den ersten Tag

Verwenden Sie z. B. vordefinierte Pläne/Leitfäden zur Ausbildung bzw. für das Praktikum. Ergänzen Sie diese, indem Sie sie ganz individuell auf speziellen Gegebenheiten in Ihrer Apotheke anpassen. Bereiten Sie ein kleines Starter-Kit vor, das z. B. Arbeitskleidung und Arbeitsutensilien enthält. Informieren Sie vorab die Belegschaft über wichtige Details wie z. B. den Beginn und den Ablauf der Ausbildung bzw. des Praktikums. Bestimmen Sie eine Betreuungsperson für die Nachwuchskräfte sowie eine Vertretung als Ansprechpartner:in während der Urlaubszeit bzw. im Krankheitsfall. Senden Sie den Auszubildenden bzw. den Praktikant:innen vorab eine E-Mail mit den wichtigsten Informationen, wie dem Namen der Betreuungsperson, Treffpunkt am ersten Tag, Pausenregeln, Arbeitszeiten und weiteren wich­tigen Informationen für den Start zu. Fügen Sie gerne Verlinkungen zu Videos oder Blogartikeln Ihrer Apotheke hinzu, die bestimmte Bereiche in der Apotheke erklären und den Arbeitsplatz vorstellen. Das alles schafft Nähe zu Ihrer Apotheke und gibt den Nachwuchskräften ein gutes Gefühl zum Start in die Arbeitswelt.

Entwicklungsmöglichkeiten anbieten

Machen Sie den Beruf in der Praxis erlebbar und stehen Sie für Fragen zur Verfügung. Ermöglichen Sie auch Einblicke in andere Bereiche und perspektivische Aufgaben im Betrieb. Bieten Sie die Möglichkeiten zur Weiterbildung und beruflichen Entwicklung an. Dies kann durch Schulungen, Workshops, Mentoring-Programme oder die Teilnahme an relevanten Unternehmensprojekten geschehen. Wenn der Berufsnachwuchs das Gefühl hat, dass sie aktiv Entwicklungsmöglichkeiten anbieten, sind sie eher bereit, langfristig zu bleiben.

Pharmazeutische Dienstleistungen nutzen

Die verschiedenen pharmazeutischen Dienstleistungen bieten sich zum Anwenden des pharmazeu­tischen Wissens besonders gut an. Zeigen Sie den Talenten, z. B. die verschiedenen Inhalatoren und erklären Sie, wie die Anwendung erfolgt. Kreieren Sie Fallbeispiele z. B. für angehende Apotheker:innen zum Thema Medikationsanalyse. Unter Aufsicht können Sie gemeinsam bei den Kund:innen eine Analyse der Medikation im Rahmen der pharmazeutischen Dienstleistung durchführen. Zeigen Sie vorher den Ablauf der Dienstleistung und wie mit dem Ergebnis der Analyse umzugehen ist.

Identifikation schaffen

Talente, die sich mit Ihrer Apo­theke identifizieren können, haben eine höhere Bereitschaft, auch nach der Ausbildung/dem Praktikum bei Ihnen zu bleiben. Wichtig sind ein wertschätzendes Umfeld, Entwicklungsmöglichkeiten in Ihrer Apotheke sowie teambildende Maßnahmen. Binden Sie die Talente aktiv in Unternehmensprojekte ein. Dadurch fühlen sie sich nicht nur wertgeschätzt, sondern gewinnen auch Einblicke in die Kernprozesse der Apotheke. Dies stärkt ihre Bindung zu Ihrer Apotheke und ermöglicht es ihnen, einen Beitrag zu leisten und ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Geben Sie ihnen die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen und ihre Ideen einzubringen.

Attraktivität als Arbeitgeber:in zeigen

Die Work-Life-Balance ist heute ein wichtiger Faktor für den Berufsnachwuchs. Von flexiblen Arbeitszeiten profitieren nicht nur Ihre Belegschaft, sondern auch die Auszubildenden und Praktikant:innen. Zeigen Sie den Talenten die verschiedenen Entwicklungsmöglichkeiten in Ihrer Apotheke. Teilen Sie auch den Talenten mit, welche Fort- und Weiterbildungen finanziell unterstützt werden. Erkennen Sie die Erfolge der Nachwuchskräfte an und freuen Sie sich gemeinsam mit den Talenten über den Fortschritt während der Ausbildung/des Praktikums. Dies schafft eine positive Arbeitsatmosphäre und steigert die Motivation, sich weiterhin zu engagieren. Berücksichtigen Sie ganz individuell die Vorstellungen und Wünsche der Talente, soweit dies möglich ist. Präsentieren Sie Ihre Alleinstellungsmerkmale als Arbeitgeber:in gegenüber den Talenten.

Regelmäßiges Feedback

Ehrliches, konstruktives und bestärkendes Feedback ist aus­gesprochen wichtig und trägt zur Bindung an Ihre Apotheke bei. In diesen Feedback-Gesprächen erfahren Sie auch die Sichtweise der Auszubildenden bzw. Praktikant:innen. Wichtig ist auch, dass die Feedback-Gespräche regel­mäßig stattfinden, sie sollen ein echtes Interesse an den Talenten vermitteln. Geben Sie ihnen regelmäßig Rückmeldungen zu ihrer Arbeit und weisen Sie auf ihre Stärken hin. Das steigert die Motivation und verstärkt die Bindung zu Ihrer Apotheke.

Vertrag anbieten

Lassen Sie den Berufsnachwuchs frühzeitig wissen, wie es nach der Ausbildung/dem Praktikum weitergeht. Möchten Sie das Talent einstellen, dann teilen Sie Ihre Entscheidung frühzeitig mit.

Am letzten Tag

In den letzten Tagen sollte ein ausführliches Abschlussgespräch mit Überreichung der Praktikums- bzw. Ausbildungsbescheinigung auf der Agenda stehen. Als nette Geste bietet sich ein Dankeschön-Geschenk zum Abschied an. Sprechen Sie zum Abschluss über Perspektiven im Unternehmen und halten Sie weiter Kontakt.

Fazit: Die Bindung von Auszubildenden bzw. Praktikant:innen an Ihr Unternehmen ist ein wichtiger Faktor für den langfristigen Erfolg in der Gewinnung von neuen Mitarbeitenden. Indem Sie eine positive Arbeitskultur schaffen, Möglichkeiten zur Weiterentwicklung bieten, regelmäßiges Feedback geben, die Talente in Unternehmensprojekte einbinden, soziale Bindungen im Team fördern und Karrieremöglichkeiten aufzeigen, können Sie die Talente für Ihre Apotheke begeistern. Investieren Sie in die Entwicklung und das Wohlbefinden des Berufsnachwuchses. Bieten Sie den Talenten eine spannende und lehrreiche Zeit mit einem strukturierten Ablauf an. Bleiben Sie damit im Rennen, um die besten Fachkräfte für Ihre Apotheke zu gewinnen.


Corinna Göbel, PTA, Apothekenfachwirtin und Expertin für Personalgewinnung
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

.

von Anita Peter am 30.08.2023 um 12:35 Uhr

Während des Praktikums den potentiellen Mitarbeiter keinesfalls mit der Realität konfrontieren. Gute Strategie.

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Ehrlichkeit

von Dr. House am 30.08.2023 um 9:48 Uhr

Fair wäre es, den Nachwuchs direkt an die Präqualli zu setzen, sie den ganzen Tag Arztempel und Unterschriften einholen zu lassen und Formfehler korrigieren zu lassen. Falls sie dann fragen, warum bei uns so entsetzlich kafkaeske Zustände herrschen, ruhig mal ehrlich antworten: Ein Teil ist Schikane von außen, ein erheblicher Anteil ist aber auch hausgemacht. So retten wir vielleicht nicht die Versorgung, aber die ein oder andere Biografie.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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